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Der vorliegende Band ist mit dem Konflikt befasst, der sich
zwischen der Religion und der sakular verstandenen Welt ergeben
hat. In aller Vergangenheit sah sich die Religion von einem Glauben
bestimmt, durch den sich der Mensch an ein Absolutes als einer
subjektivischen Macht am Grunde der Welt verwiesen sah. Die Welt
selbst liess sich nicht anders verstehen. Wir leben in der Moderne
in einer anderen, einer sakular verstandenen Welt. Diese Welt ist
Teil eines Universums, das sich vor 13 Milliarden Jahren aus einer
unvorstellbaren Dichte von Energie gebildet hat. Seither sagen wir
von diesem Universum, dass alles in ihm aus der systemischen
Verfasstheit des Universums heraus gebildet worden sei. Das gilt
auch fur die humane Lebensform und ihre geistige Verfasstheit.
Gunter Dux hat deren Bildungsprozess jungst zu rekonstruieren
gesucht. In diesem Universum lasst sich langer kein Absolutes
denken. Auch noch der Gedanke des Absoluten findet eine sakulare
Erklarung. Das ist der Konflikt, in den sich die Religion mit der
sakular verstandenen Welt verwickelt sieht.
Die vorliegende Studie befasst sich mit der Lebensform des Menschen
als geistige Lebensform. Seit wir wissen, dass die Lebensform des
Menschen einem sakular verstandenen Universum zugehoert und sich
aus der Evolution heraus gebildet hat, ist die Frage unabweisbar,
wodurch sie als geistige Lebensform moeglich geworden ist. Die
Frage hat aber bisher nicht nur keine Antwort gefunden, sie ist als
Frage geradezu blockiert worden. Geist scheint entweder am Grunde
des Universums gelegen zu sein, in dem er dem sakular gewordenen
Naturverstandnis nicht zuzurechnen ist oder aber als Vermoegen
eines Subjekts verstanden zu werden, das mit diesem Vermoegen
ebenfalls aus der Natur herausgenommen zu sein scheint. Vom Geist
wird, mit einem Wort, gesagt, in der Welt zu sein, ohne von der
Welt zu sein, jedenfalls nicht von der, die wir in der Neuzeit im
Verstandnis des Universums gewonnen haben.
Diese Festschrift ist Helmuth Plessner aus Anlass seines
achtzigsten Geburtstages ge- widmet. Ihre Beitrage sind nicht nur
der Thematik, sondern ebenso im Denkansatz und in der Logik ihrer
Aussagen so verschieden, dass der Versuch, sie unter eine
gemeinsame UEberschrift zu bringen, fehlschlagen musste. Der Titel
der Festschrift ist gleichwohl nicht ohne Grund gewahlt. Er zielt
auf eine Pro- blematik, die besonders geeignet ist, das Werk
Plessners und seine Bedeutung zu er- schliessen. Im Begriff der
Sachlichkeit verdichtet sich der vor allem in den anthropolo-
gischen Arbeiten unternommene Versuch, einer
erkenntnistheoretischen Problematik Herr zu werden, die schon den
Zugang zur menschlichen Lebenswelt nicht zu finden weiss und den
Begriff der Wahrheit zunichte zu machen droht. Auch in der
Sozialphilo- sophie verfolgt Plessner das Ziel, durch eine auf das
Prinzip der Unergrundlichkeit ge- stellte Sachlichkeit Grund zu
legen fur eine Theorie der Gesellschaft, insbesondere des
Politischen in ihr. Nicht wenige der hier veroeffentlichten
Beitrage sind dieser Problematik verpflichtet und lassen darin den
Einfluss der Plessnerschen Arbeiten erkennen.
Askese und Mystizismus Sakramentalismus und Prophetismus als
Idealtypen des Glaubens Die Religionssoziologie leidet bis in die
Gegenwart hauptsachlich unter zwei Beengungen: der kulturell
bedingten Gleichsetzung von Religion mit Monotheis- mus einerseits
und der Durkheimschen Reduktion der Religion auf die Gesell- schaft
andererseits. Eingeleitet durch die Identitatsphilosophie
Schellings und Hegels mit einem ersten Hoehepunkt in Schleiermacher
und Fichte, hat erst die Gegenwart, insbesondere im Werk Tillichs,
eine Oberwindung des theistischen Standpunktes gebracht. Wie schon
von Schopenhauer vermerkt, mussen sich Reli- gion (Glaube) und
Theismus durchaus nicht decken; vielmehr kann Religiositat durchaus
Atheismus mit umfassen. Zugleich hat uns in jungster Gegenwart das
Werk Glocks und Starks darauf auf- merksam gemacht, dass der
synthetisch-deskriptive Begriff der Religion analy- tisch in ganz
unterschiedliche Dimensionen zerfallt, deren interessanteste die
der Glaubenserfahrung als der eigentliche Kern der Religion ist.
Mit beiden Errun- genschaften: der Ausweitung des Religionsbegriffs
uber den Theismus hinaus, und der Verscharfung des
Religionsbegriffs durch seine Einengung auf Glauben, ist ein neuer
Ausgangspunkt fur die Religionssoziologie gesetzt. Wie immer in-
teressant die moralischen, ideologischen, rituellen und
dogmatischen l'mplikatio- nen sein moegen: der Kern der
Religionssoziologie gilt dem wechselseitigen Ver- haltnis von
Gesellschaft und Glauben.
The book focuses on the modern understanding of human life-forms as
constructs that followed an evolutionary history. The author thus
finds science confronted with two questions: firstly, how the
transgression of the virtual threshold between natural and cultural
history was possible, secondly, how the socio-cultural constructs
were able to develop in the course of history the way they did. The
discussion concentrates on the problem of determining a processual
logic in the development of societal structures as well as in the
development of cognition. The focus of attention is the
historico-genetic reconstruction of cognition.The book was
originally published in German as "Historisch-genetische Theorie
der Kultur" (Weilerswist 2000: Velbruck).
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