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Die in dem Buch versammelten Beitrage der Festschrift fur Gert
Schmidt sprechen einzelne Facetten der globalen Wandlungsdynamik
des Kapitalismus mit dem Ziel an, den "Wandel des Wandels" in der
OEkonomie greifbar werden zu lassen. Sie begeben sich auf die Suche
nach einem neuen Muster der "institutional nestedness" und der
normativen Ordnung von globalen Wirtschaften, kapitalistischen
Organisationen und oekonomischen Eliten. Ist fortwahrende
Globalisierung eine Begleiterscheinung des sich automatisch
reproduzierenden Kapitalismus? Die Vorstellung einer Globalisierung
als "Auto"-Kapitalismus spielt auf das Spannungsfeld zwischen einem
sich selbst reproduzierenden, verselbstandigten globalen
Kapitalismus und seinen neuen institutionellen Pragungen an.
In den Sozialwissenschaften werden seit etwa 15 Jahren die
Perspektiven der modernen postindustriellen Gesellschaften
verstarkt unter den Stichworten Netzwerkgesellschaft" und
Netzwerkkapitalismus" diskutiert. Der oft vertretenen These vom
Verschwinden des Sozialen" - im Zuge einer fortschreitenden
Deregulierung und Optionalisierung der Arbeits- und Konsumsphare -
steht die Gegenthese vom Aufkommen eines Neuen Geistes des
Kapitalismus" gegenuber. Es ist nun eine offene Frage, ob die
kulturellen und sozialen Spannungsmomente, welche in diesem Kontext
identifiziert werden konnen, einen Leitfaden an die Hand geben, um
die Ambivalenzen und Paradoxien der heutigen Netzwerkokonomie
analysierbar und verstehbar zu machen."
In allen entwickelten Industrienationen ist seit Beginn der 80er
Jahre ein Trend zur Entwicklung industrieller Netzwerke erkennbar.
Diese Entwicklung manifestiert sich zum einen in dem Aufkommen
globaler Warenketten und - oft transnationaler - strategischer
Allianzen, zum anderen in der Entstehung regionaler
Produktionsnetzwerke und Industriedistrikte. In der derzeitigen
Diskussion in Soziologie und Wirtschaftswissenschaft gibt es eine
Fulle von Interpretationskonzepten, die sich auf verschiedene
Aspekte dieses Entwicklungstrends beziehen. Gleichwohl existiert
bisher noch kein einheitliches Erklarungsmuster. Das Anliegen der
vorliegenden Studie ist die Herausarbeitung eines derartigen
Erklarungsmusters. Dabei werden einerseits aus einer
unternehmenssoziologischen Perspektive heraus die Bedingungen der
"Viabilitat" regionaler Netzwerke und im Anschluss daran die
Herausbildung globaler "Netzwerkarchitekturen" untersucht.
Andererseits wird dargelegt, welche Rolle in diesem Zusammenhang
die institutionelle "Einbettung" des okonomischen Handelns spielt
und in welcher Weise sich in dieser Hinsicht die tradierten
"fordistischen" Strukturmuster verandern. Die zentrale These der
Arbeit besteht in der Annahme, dass der von Josef Schumpeter
beschriebene Strukturzusammenhang "wirtschaftlichen Wandels" im
Zuge der Netzwerkentwicklung zum zentralen Merkmal der
Organisationsentwicklung selber wird. Damit verschiebt sich der
Bezugshorizont der einzelwirtschaftlichen Rationalitaten "ins
Netz".
Seit Mitte der 1980er Jahre ist weltweit das Aufkommen neuartiger
netzformiger Arrangements von Organisationen und okonomischen
Kooperationsbeziehungen in Industrie und Wirtschaft zu beobachten.
Beruhmte Beispiele sind die Industriedistrikte des "Dritten
Italien", die "Cite Scientifique" in der Pariser Region und das
"Silicon Valley" in Kalifornien. Der Wissenschaft gelang es jedoch
bisher kaum, den Prozess der Entstehung und Entwicklung derartiger
Netzwerkstrukturen umfassend zu dokumentieren und deren generative
Prinzipien zu erklaren. Der historische Umbruch der
Wirtschaftsstrukturen in Ostdeutschland eroffnete hierfur der
sozialwissenschaftlichen Forschung eine einmalige Chance. In der
vorliegenden Studie werden Aufbau und Genese von drei regionalen
industriellen Netzwerken in unterschiedlichen okonomischen Sektoren
untersucht: die optoelektronische High-Tech-Industrie in Jena, die
flexible Massenproduktion von Autos in Zwickau und der fordistisch
gepragte Schienenfahrzeugbau in Sachsen-Anhalt. Die Ergebnisse sind
nicht nur ein empirischer und theoretischer Beitrag zum
wirtschafts- und industriesoziologischen Fachdiskurs, sondern auch
zur - oft kontroversen - gesellschaflichen Debatte um
Industriepolitik, Raumplanung und gewerkschaftliche Strategien. Die
Fallstudien verdeutlichen, wie Neue Industriestruktur-Konzepte zu
uberraschenden okonomischen Aufwartsspiralen fuhren konnen.
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