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Seit der Neugrundung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften 1992 werden von ihren Mitgliedem und auswartigen
Fachexperten Projekte zu aktuellen Themen interdisziplinar
bearbeitet, urn Standpunkte zur Qualifizierung der einschlagigen
Diskussion in der Gesellschaft zu unterbreiten. Zweifellos gehOrt
der Komplex Energie in vielerlei Hinsicht zu Themen dieser Art.
Diesern Themenkreis ist auch das vorliegende Buch, Abfallenergie
verwertung - ein Beitrag zur Entropiewirtschaft" gewidmet. Es
stellt das Ergebnis einer etwa dreijiibrigen Zusammenarbeit und
Diskussion innerhalb einer Arbeitsgruppe der Akademie dar. Die
durch die Uberschrift gekennzeichnete Zielstellung soIl deutlich
machen, dass in Erweite rung der allgemein ublichen
Betrachtungsweisen zur Diskussion von Energieproblemen ein anderer
Ansatz verwendet worden ist, der zu weiteren und auch tieferen
Einsichten in die energetische Situation der Gesellschaft sowie zu
strategisch orientierten Handlungsempfehlun gen fUhren kann, die
bei Entscheidungen zumindest bedacht sein sollten. Der hier
benutzte Ansatz besteht in der expliziten Einbeziehung der Aussagen
des II. Haupt satzes der Thermodynamik, des Entropiesatzes, sowie
der Betrachtung der energetischen, im allgemeinen Sinn
technologischen Systeme als offene Systeme, die in einer durch die
Umwelt gegebenen Umgebung und den dadurch festgelegten
thermodynamischen Zustandsparametem arbeiten. Da fUr die Energie
ein Erhaltungssatz gilt, geben die so definierten Systeme die ihnen
zugefiihrte Energie in Ganze wieder an die Umgebung ab, wahrend die
Entropieabgabe nach dem Entropiesatz mindestens urn den Betrag der
nichtumkehrbaren Entropieproduktion groBer sein muss als die
Entropiezufuhr. Die Entropieabgabe ist an die Stoff-und Warmeabgabe
der Systeme an die Umgebung gebunden."
In der heutigen Zeit ist es, insbesondere aufgrund der Entwicklung
in den letzten zwei Jahrzehnten, nicht mehr erforderlich, das
Gewicht und die Aktualitat des Problems der Bereitstellung von
Energie zur Befriedigung der gesellschaftlichen und indivi- duellen
Bediirfnisse aufzuzeigen. 1m Vergleich zur Jahrhundertwende hat
sich die Einstellung zu diesem Problem grundsatzlich geandert.
Damals hielt es WILHELM OSTWALD noch fUr notwendig, sein in
GroBbothen bei Leipzig erworbenes An- wesen Haus Energie zu
benennen, mit der eindeutigen Zielstellung, damit zur
Popularisierung des Bnergiebegriffes beizutragen. Bei fast allen
Teilproblemen, die mit der Befriedigung der energetischen Bediirf-
nisse zusammenhlingen, wird bisher relativ einseitig allein von den
Aussagen des Energieprinzips ausgegangen, unabhlingig davon, ob es
sich urn Probleme der Ein- schatzung von Energieressourcen, urn die
Bewertung von altemativen Energiequellen, urn Uberlegungen zu den
Technologien der Energieumwandlung und -versorgung oder urn den
groBen Komplex der rationellen Energieanwendung mit der Abschlit-
zung der vielfliltigen Moglichkeiten zur Einsparung von Energie
handelt. Mit. der Einbeziehung des II. Hauptsatzes der
Thermodynamik, dem Entropiesatz, der historisch alter als der I.
Hauptsatz ist, eroffnen sich neue Dimensionen bei der Bewertung der
Umwandelbarkeit und Substituierbarkeit der Energie und wird eine
einheitliche Definition und eine exakte Lokalisierung der U rsachen
von Verlusten erst moglich. In der modemen Fachliteratur wird im
zunehmenden MaBe auf diesen Sachverhalt hingewiesen. Die
vergleichsweise geringe Berucksichtigung der Aussagen des
Entropiesatzes in der Vergangenheit hat viele Ursachen.
Es wird eine allgemein gultige Definition der Abfallenergie
vorgeschlagen. Diese erfordert die Einbeziehung des II. Hauptsatzes
der Thermodynamik. Das Auftreten von inneren Nichtumkehrbarkeiten
bei allen technischen Prozessen als wesentliche, in den
Energiebilanzen nicht sichtbare Verlustquellen fuhrt zu ausseren
Verlusten, den Abfallenergien. Die betrachteten Systeme zeigen den
Einfluss von Technologie und Bilanzgrenzen auf Art und Grosse der
Verluste und den Zusammenhang zwischen Primarenergiebilanz,
anthropogenen Prozessen und Abfallenergie. So stellt sich die
Abfallenergieverwertung als die duale Seite einer allgemeinen
energiewirtschaftlichen Betrachtung dar.Wenn man von einem solchen
Ansatzpunkt ausgeht, spricht man nach einem Paradigmenwechsel bei
der Gestaltung optimaler technischer Prozesse von einer
Entropiewirtschaft statt einer Energiewirtschaft."
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