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Der Begriff des Politischen wurde von den Herausgebern der
historisch-kritischen Akademieausgabe fur diese Reihe der Edition
weit gefasst, er umschliesst neben Werken, Abhandlungen und
Aufzeichnungen, in denen sich Leibniz zu Fragen und Ereignissen des
Staatslebens seiner Zeit aussert, alle Arbeiten zur Forderung der
wirtschaftlichen und geistigen Kultur, soweit die Mitwirkung des
Staates vorausgesetzt wird oder doch der praktische Zweck und nicht
die wissenschaftliche Erorterung im Vordergrund steht. Je weiter
die Edition voranschreitet, um so deutlicher tritt in einer Reihe
von "politischen" Themen, d. h. von Erorterungen uber das Wohl der
res publica, ein unloslicher Zusammenhang zwischen
wissenschaftlicher Erorterung und praktischen Zwecken zutage,
dienen doch beide dem bonum commune, dem allgemeinen Besten, und
verfehlen es beide, wenn sie sich voneinander losen. Der jetzt
vorgelegte Band enthalt Texte zum Rechts- und Staatswesen, zur
dynastischen Politik des Hauses Braunschweig-Luneburg und zur
Neunten Kur. Leibniz schreibt uber das Postrecht des Kaisers und
allgemein zum Postwesen, setzt sich mit den historischen und
rechtsphilosophischen Schriften von Pufendorf ebenso auseinander
wie mit den Schriften von Thomasius. Anlasslich der Konigswahl 1697
befasst er sich ausfuhrlich mit Polen. Daneben tritt Russland im
Zeitraum dieses Bandes neu in das Blickfeld des politischen Autors
Leibniz, u. a. mit einer Denkschrift fur Zar Peter I. uber die
Forderung der Wissenschaften und Kunste in Russland. Die beruhmten
"Novissima Sinica," der Bericht uber das Neueste aus China von
1697, mit den Anlagen der Originalberichte und Dokumentationen
gehoren ebenso zum Fundus dieses Bandes wie Texte zur
Gesundheitspolitik und einige Gedichte von Leibniz."
Gottfried Wilhelm Leibniz war der vielleicht letzte europaische
Denker, der das Wissen und den gelehrten Diskurs seiner Zeit noch
uberblicken konnte. Dabei leitete ihn die Uberzeugung, dass die
Wahrheit erst in der Pluralitat der Perspektiven erfahrbar werde.
Dieses ebenso spannungsreiche wie produktive Verhaltnis von Einheit
und Pluralitat erkunden die Autoren der Beitrage auf drei im
Leibnizschen Werk eng miteinander verbundenen Gebieten: der
Philosophie, der Theologie und dem politischen Denken. Ausgehend
von den philosophischen Grundlagen wird die Theologie in Leibniz
Gesamtkonzept der Wissenschaften und besonders angesichts seiner
Auseinandersetzung mit der religiosen Pluralitat untersucht, seine
Bemuhungen um die Vereinigung der christlichen Konfessionen und
sein Interesse fur fremde Religionen und Kulturen. Sein politisches
Denken und seine politische Tatigkeit bilden den Prufstein fur die
angestrebte Verbindung von Theorie und Praxis. Ein abschliessender
Blick gilt seiner Rezeption auf diesen Gebieten. Ein Merkmal
mehrerer Beitrage ist die prazise Arbeit an Texten zu China, zur
Auseinandersetzung mit Thomasius und zum okumenischen Gesprach, die
erst seit kurzem oder noch gar nicht in einer kritischen Edition
vorliegen. Mit Beitragen von: Luca Basso, Friedrich Beiderbeck,
Herbert Breger, Daniel Cook, Marcelo Dascal, Nora Gadeke, Ursula
Goldenbaum, Wenchao Li, Rudiger Otto, Hans Poser, Patrick Riley,
Concha Roldan, Jaime de Salas, Brigitte Saouma, Martin Schneider,
Lloyd Strickland und Stephan Waldhoff"
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