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Dieses Buch ist vielleicht nicht das Beste, aber vielleicht doch
das Ausserste, was ich gegen Ende eines (gewiss nicht nur)
philosophischen Lebens noch zu geben ver- mag: einen Hinweis auf
die Frage, womit wir uns eigentlich befassen sollten; als eine
Frage, die jedermann schon im alltaglichen Leben angeht, und
zugleich als die Frage einer ,Philosophie'. Das Allerausserste ware
dann ein Versuch, auch diese Frage selber noch zu be- antworten.
Einen solchen Versuch habe ich aber langst schon zuvor unternommen:
in meinem Entwurf einer Kritik der Grundlagen des Zeitalters
(1974). (Die vorliegende Topik nennt nur die Frage, worauf jene
,Kritik' eine Antwort geben wollte.) In einer Abhandlung uber
Okonomie und Metaphysik, an der ich noch arbeite, mache ich noch
einen wiederholten Versuch, jene Frage nach Moglichkeit noch
deutlicher zu beantworten. Bislang habe ich nur vier ,Werke'
zustande gebracht: eines uber Das Grundle- gende und das
Wesentliche (1965), von dem ich bis heute noch zehre, die erwahnte
Kritik der Grundlagen des Zeitalters, eine Tragik (2001) und die
vorliegende Topik. (Der Rest sind nur Aufsatzsammlungen,
Vorlesungen, Editionen und Ubersetzun- gen.) Doch habe ich (nebst
dem oben erwahnten noch in Arbeit befindlichen Ver- such uber
,Okonomie und Metaphysik') noch zwei weitere Werke anzubieten: eine
Politik (fur die ich bis heute noch keinen Verleger gefunden habe)
und eine in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
geschriebene und unvollendet gebliebene Dialektik (die wohl nur
nach meinem Tode einer Veroffentlichung fahig ist).
Dieses Buch ist vielleicht nicht das Beste, aber vielleicht doch
das Ausserste, was ich gegen Ende eines (gewiss nicht nur)
philosophischen Lebens noch zu geben ver- mag: einen Hinweis auf
die Frage, womit wir uns eigentlich befassen sollten; als eine
Frage, die jedermann schon im alltaglichen Leben angeht, und
zugleich als die Frage einer ,Philosophie'. Das Allerausserste ware
dann ein Versuch, auch diese Frage selber noch zu be- antworten.
Einen solchen Versuch habe ich aber langst schon zuvor unternommen:
in meinem Entwurf einer Kritik der Grundlagen des Zeitalters
(1974). (Die vorliegende Topik nennt nur die Frage, worauf jene
,Kritik' eine Antwort geben wollte.) In einer Abhandlung uber
Okonomie und Metaphysik, an der ich noch arbeite, mache ich noch
einen wiederholten Versuch, jene Frage nach Moglichkeit noch
deutlicher zu beantworten. Bislang habe ich nur vier ,Werke'
zustande gebracht: eines uber Das Grundle- gende und das
Wesentliche (1965), von dem ich bis heute noch zehre, die erwahnte
Kritik der Grundlagen des Zeitalters, eine Tragik (2001) und die
vorliegende Topik. (Der Rest sind nur Aufsatzsammlungen,
Vorlesungen, Editionen und Ubersetzun- gen.) Doch habe ich (nebst
dem oben erwahnten noch in Arbeit befindlichen Ver- such uber
,Okonomie und Metaphysik') noch zwei weitere Werke anzubieten: eine
Politik (fur die ich bis heute noch keinen Verleger gefunden habe)
und eine in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
geschriebene und unvollendet gebliebene Dialektik (die wohl nur
nach meinem Tode einer Veroffentlichung fahig ist).
Vorbemerkung Der vor!iegende Band VII der Gesammelten Werke Edmund
Husserls enthiilt als Haupttext den Ersten Teil (Historischen Teil)
der Vorlesungen i.iber Erste Philosophie, die Husser! im
Winter-Semester 1923/24 an der Universitiit Freiburg i.B. gehalten
hat. Er enthiilt femer vom Heraus- geber ausgewiihlte und
zusammengestellte Ergtinzende Texte zur Proble- matik des
Haupttextes 1). Sie wurden in A. Abhandlungen und B. Beilagen
eingeteilt. Letztere sind Texte, die unmittelbar an bestimmte
Stellen des Haupttextes als Ergiinzungen und Erliiuterungen
anzukniipfen sind. Jede Beilage ist darum vom Hrsg. als "Beilage zu
..* " (z.B. "Beilage zur S. Vorlesung" des Haupttextes) bezeichnet
worden. Entsprechend verweisen Anmerkungen des Hrsg. im Haupttext
auf die Beilagen jeweils an der er- sten Stelle, an der ein
Vergleich dieser Ergiinzenden Texte in Betracht kommt. Die
Abhandlungen sind selbstiindigere Texte, die ebenfalls den
Haupttext zu ergiinzen geeignet, aber nicht nur als erliiutemde
Beifiigun- gen zu dieser oder jener Partie der Vorlesungen
aufzufassen sind. Umge- kehrt sind die Abhandlungen auch ohne Bezug
auf den Haupttext lesbar, indessen die Ausfiihrungen der Beilagen
einen vollen Sinn erst aus dem Zusammenhange derjenigen des
Haupttextes gewinnen. Die Veroffentlichung des Zweiten
(Systematischen) Teiies der Ersten Philosophie ist fiir Band VIII
der Ausgabe vorgesehen.
an der Universitat Goettingen gehaltenen Vcwlesung uber Hauptstucke
aus der Phanomenologie und Theorie der Erkenntnis, l ist annahernd
voll- standig erhalten; die Blatter des V cwlesungsmanuskripts zur
Phanomenologie des inneren Zeitbewusstseins liegen verstreut in den
Konvoluten F I 6 und 2 F I 8 des Husserl-Archivs zu Loewen.
Allerdings fusst der Erste Teil des Erstdrucks, dessen Bezeichnung
als Die Vorlesungen uber das innere Zeit- bewusstsein aus dem Jahre
1905 gleichwohl auch in vcwliegender Neuausgabe beibehalten wurde,
nur zum Teil noch, und auch in diesem Teil mit be- trachtlichen
Abweichungen, auf dem Text des ursprunglichen Vcwlesungs-
manuskripts des Jahres I905; und umgekehrt hat nur ein Teil des
Textes des ursprunglichen Vcwlesungs-Manuskripts - mit den
erwahnten Abwand- lungen - Eingang in den Ersten Teil des
Erstdrucks gefunden. Wo der Text dieses Ersten Teils des Erstdrucks
dem des ursprunglichen Vcwlesungs- manuskripts entspricht, wurde er
er mit diesem verglichen, und ollensicht- liche Irrtumer im
Erstdruck wurden berichtigt; in den Textkritischen Anmer- kungen
ist dann mit dem Vermerk nach dem Ms. verbessert die Text- fassung
des Erstdrucks wiedergegeben. Ferner wurde in den Textkritischen
Anmerkungen vcwliegender Neuausgabe uberall der ursprungliche und
voll- standige- Text des Vorlesungsmanuskripts von I905
wiedergegeben, auf dessen Zusammenhang die entsprechenden Teile des
Erstdrucks zuruckgehen, wo dieser von ienem abweicht. Einige zum V
cwlesungsmanuskript gehoerige Blatter, deren Text sich iedoch nicht
zusammenhangend dem ubrigen einfugt, wurden im vcwliegenden Band
unter B (S. 135-382) mit abgedruckt. Die 1 Vgl. oben die
"Einleitung des Herausgebers", S. XIV-XVII.
EINE TRAGODIE: W ALLEN STEINS UND UNSER ALLER BOSER GEIST Descartes
zweifelte - selbst an der Wahrheit von Arithmetik und Geometrie:
"Equidem non aliam ob causam de iis dubitandum esse . . . judicavi,
quam quia veniebat in mentem forte aliquem Deum talem mihi naturam
indere potuisse, ut etiam ilia deciperer, quae manifestissima
viderentur. Sed quoties haec praeconcepta de summa Dei potentia
opinio mihi occurrit, non possum non fateri, siquidem velit, facile
illi esse efficere ut errem, etiam in his quae me puto mentis
oculis quam evidentissime intueri" "Allerdings aus keinem anderen
Grunde urteilte ich . . ., daB daran zu zwei- feln sei, als dem,
daB mir in den Sinn kam, vielleicht habe ein Gott mir eine Natur
der Art zu geben vermocht, daB ich mich tausche selbst beztiglich
dessen, was das Offenkundigste schiene. Doch so oft mir diese
vorgefaBte Meinung tiber Gottes hOchste Macht begegnet, kann ich
nicht umhin, einzugestehen, es sei ihm ein Leichtes, wenn er nur
wolle, zu bewirken, daB ich irre selbst in solchem, was ich mit den
Augen des Geistes so evident wie nur m6glich einzusehen meine. "
Dann ware die offenkundigste GewiBheit, die hOchste Evidenz - am
Ende der entschiedenste Grund zur Vermutung einer voll- kommenen
Tauschung. Wie ware das denkbar? Ais v611ig gewil3, ganz
offenkundig und vollkommen evident erscheint uns, was sich uns
zwingend aufdringt, ganz ohne unser Zutun, v611ig unab- hangig von
unserem eigenen Glauben, Meinen und Wollen, ganz- lich
unbeeinflul3t, ungefarbt von unserer Subjektivitat.
Insbesondere von LEIBNIZ her der Pragung der Grundbegriffe nach
gehend, in denen sich die neuzeitliche "Metaphysik der
Subjektivitat" begrundet hat, geriet .der Verfasser in
Verlegenheit, als er das Ver haltnis des Begriffs des "Subjekts"
(subjectum) zu dem der "Substanz" (substantia) zu fassen suchte.
Nicht nur bedeutet, wie bekannt, das Wort subjectum im
"Mittelalter" etwas anderes als das Wort "Subjekt" in der
"Neuzeit," sondern auch jenes Verhaltnis, erwies sich, ist zumal in
der theologischen Ontologie der Hochscholastik, aber auch noch in
der Begrifflichkeit der ersten "Systeme" der neuzeitlichen
Metaphysik, ein anderes, als es der heutigen, seit KANTs Zeiten
sich verbreitenden Meinung gelaufig ist. Fur THOMAS VON AQUINO
stehen zusammen: 2 pati, recipere, subjectum esse. Es war
unumganglich, auf ARISTOTELES zuruckzugehen, der jenen Begriff des
U7t"OXe: LfLe: VOV, von dem sich der des subjectum und so auch der
des Subjekts herleitet, zuerst gepragt hat. Hier wiederum konnte es
nicht ausbleiben, dass seine den "Begriff und die Ontologie des
Subjekts" betreffenden Studien den Verfasser in andere Fragen
verwickelten, die eine selbstandige Untersuchung erforderten. Diese
liegt hier vor."
an der Universitat Goettingen gehaltenen Vcwlesung uber Hauptstucke
aus der Phanomenologie und Theorie der Erkenntnis, l ist annahernd
voll- standig erhalten; die Blatter des V cwlesungsmanuskripts zur
Phanomenologie des inneren Zeitbewusstseins liegen verstreut in den
Konvoluten F I 6 und 2 F I 8 des Husserl-Archivs zu Loewen.
Allerdings fusst der Erste Teil des Erstdrucks, dessen Bezeichnung
als Die Vorlesungen uber das innere Zeit- bewusstsein aus dem Jahre
1905 gleichwohl auch in vcwliegender Neuausgabe beibehalten wurde,
nur zum Teil noch, und auch in diesem Teil mit be- trachtlichen
Abweichungen, auf dem Text des ursprunglichen Vcwlesungs-
manuskripts des Jahres I905; und umgekehrt hat nur ein Teil des
Textes des ursprunglichen Vcwlesungs-Manuskripts - mit den
erwahnten Abwand- lungen - Eingang in den Ersten Teil des
Erstdrucks gefunden. Wo der Text dieses Ersten Teils des Erstdrucks
dem des ursprunglichen Vcwlesungs- manuskripts entspricht, wurde er
er mit diesem verglichen, und ollensicht- liche Irrtumer im
Erstdruck wurden berichtigt; in den Textkritischen Anmer- kungen
ist dann mit dem Vermerk nach dem Ms. verbessert die Text- fassung
des Erstdrucks wiedergegeben. Ferner wurde in den Textkritischen
Anmerkungen vcwliegender Neuausgabe uberall der ursprungliche und
voll- standige- Text des Vorlesungsmanuskripts von I905
wiedergegeben, auf dessen Zusammenhang die entsprechenden Teile des
Erstdrucks zuruckgehen, wo dieser von ienem abweicht. Einige zum V
cwlesungsmanuskript gehoerige Blatter, deren Text sich iedoch nicht
zusammenhangend dem ubrigen einfugt, wurden im vcwliegenden Band
unter B (S. 135-382) mit abgedruckt. Die 1 Vgl. oben die
"Einleitung des Herausgebers", S. XIV-XVII.
EINE TRAGODIE: W ALLEN STEINS UND UNSER ALLER BOSER GEIST Descartes
zweifelte - selbst an der Wahrheit von Arithmetik und Geometrie:
"Equidem non aliam ob causam de iis dubitandum esse . . . judicavi,
quam quia veniebat in mentem forte aliquem Deum talem mihi naturam
indere potuisse, ut etiam ilia deciperer, quae manifestissima
viderentur. Sed quoties haec praeconcepta de summa Dei potentia
opinio mihi occurrit, non possum non fateri, siquidem velit, facile
illi esse efficere ut errem, etiam in his quae me puto mentis
oculis quam evidentissime intueri" "Allerdings aus keinem anderen
Grunde urteilte ich . . ., daB daran zu zwei- feln sei, als dem,
daB mir in den Sinn kam, vielleicht habe ein Gott mir eine Natur
der Art zu geben vermocht, daB ich mich tausche selbst beztiglich
dessen, was das Offenkundigste schiene. Doch so oft mir diese
vorgefaBte Meinung tiber Gottes hOchste Macht begegnet, kann ich
nicht umhin, einzugestehen, es sei ihm ein Leichtes, wenn er nur
wolle, zu bewirken, daB ich irre selbst in solchem, was ich mit den
Augen des Geistes so evident wie nur m6glich einzusehen meine. "
Dann ware die offenkundigste GewiBheit, die hOchste Evidenz - am
Ende der entschiedenste Grund zur Vermutung einer voll- kommenen
Tauschung. Wie ware das denkbar? Ais v611ig gewil3, ganz
offenkundig und vollkommen evident erscheint uns, was sich uns
zwingend aufdringt, ganz ohne unser Zutun, v611ig unab- hangig von
unserem eigenen Glauben, Meinen und Wollen, ganz- lich
unbeeinflul3t, ungefarbt von unserer Subjektivitat.
Kritik enttauscht. So kann eine Kritik der Grundlagen des
ZeitaIters nur ein enttauschendes Buch sein. Wenn sie als Buch
enttauscht, so kann sie aber eben damit doch andere EnWiuschungen,
namlich im wirklichen Leben in kiinftiger Zeit, ersparen: wenn
niimlich aIle Enttiiuschungen auf - irrigen - Hoffnungen und
Erwartungen beruhen. Solche kann eine Kritik der Grund lagen des
Zeitalters nun endlich, nachdem dieses weit genug fortgeschritten
ist, zunichte machen. Zwar laBt sich auch niemand gern seine
Hoffnungen und Erwartungen rauben. Aber am Ende ist iiberhaupt mit
dem Verlust von Hoffnungen und Erwartungen gar nichts verloren, nur
die Freiheit zuriickgewonnen. Denn nichts Gutes oder Niitzliches
ist, was uns Menschen betrifft, zu erhoffen oder zu erwarten; es
ist nur zu tun und zu besorgen. Das kann nun allerdings auch nicht
die Philosophie allein, und eine Kritik der Grundlagen des
Zeitalters kann nur Philosophie sein. Eben darum wendet sie sich
nach Vermogen - wie schlieBlich jede ernsthafte Philosophi- nicht
etwa nur an Philosophen, sondern an andere, an viele, an aIle."
Kritik entHiuscht. So kann eine Kritik der Grundlagen des
Zeitalters nur ein enttiiuschendes Buch sein. Wenn sie als Buch
enttiiuscht, so kann sie aber eben damit doch andere
Enttiiuschungen, niimlich im wirklichen Leben in kiinftiger Zeit,
ersparen: wenn niimlich alle Enttiiuschungen auf - irrigen -
Hoffnungen und Erwartungen beruhen. Solche kann eine Kritik der
Grund lagen des Zeitalters nun endlich, nachdem dieses weit genug
fortgeschritten ist, zunichte machen. Zwar HiBt sich auch niemand
gern seine Hoffnungen und Erwartungen rauben. Aber am Ende ist
iiberhaupt mit dem Verlust von Hoffnungen und Erwartungen gar
nichts verloren, nur die Freiheit zuriickgewonnen. Denn nichts
Gutes oder Niitzliches ist, was uns Menschen betrifft, zu erhoffen
oder zu erwarten; es ist nur zu tun und zu besorgen. Das kann nun
allerdings auch nicht die Philosophie allein, und eine Kritik der
Grundlagen des Zeitalters kann nur Philo sophie sein. Eben darum
wendet sie sich nach Vermogen - wie schlieBlich jede ernsthafte
Philo sophi- nicht etwa nur an Philosophen, sondern an andere, an
viele, an alle."
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