Von dem Astronomen und Mathematiker Nicolaus Raimarus Ursus
(1551-1600) wissen wir, dass er 1586/87 in Kassel eine fast
vollstandige deutsche Ubersetzung von Nicolaus Copernicus Hauptwerk
"De revolutionibus orbium coelestium" angefertigt hat. Nach
Raimarus Weggang aus Kassel wurde die Ubersetzung von zwei anderen,
namentlich bisher nicht identifizierten Autoren fertiggestellt.
Heute befindet sich die Papierhandschrift als "Ms. 560" in der
Universitatsbibliothek Graz. Dem Copernicus-Forscher Edward Rosen
(1906-1985) gebuhrt das Verdienst, die erste deutsche Ubersetzung
des Werkes in das Gedachtnis der Wissenschafts- und
Kulturgeschichte zuruckgerufen zu haben. Die Existenz einer derart
fruhen deutschen Ubersetzung von "De revolutionibus" und die
Details ihrer fruhneuhochdeutschen Textfassung bilden einen uberaus
interessanten Teilaspekt der Copernicus-Rezeption in der zweiten
Halfte des 16. Jahrhunderts, die bisher nur teilweise erforscht
worden ist. Nach einer in den 1990er Jahren erfolgten grundlegenden
kodikologischen Untersuchung und Beschreibung der Handschrift durch
Jurgen Hamel haben Andreas Kuhne und Jurgen Hamel eine kritische
Edition des Textes der Handschrift erarbeitet. Diese Edition ist
sowohl fur die Wissenschaftsgeschichte der Fruhen Neuzeit als auch
fur die Erforschung der fruhneuhochdeutschen
mathematisch-astronomischen Fachsprache von grosser Bedeutung."
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