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Welche Bedeutung die Behandlung kruraler VerschluBprozesse hat, zeigt die Tat- sache, daB gegenwartig in den alten Bundeslandern jahrlich etwa 18000 Menschen Kandidaten fiir eine Amputation werden. Bei manchen dieser Menschen wird das Bein aber ohne ausreichende angiologische Diagnostik und oft auch ohoe angiologischjgefaBchirurgisches Konsil voreilig aufgegeben. Dies ist ein vollig un- akzeptabler Zustand! Unbestritten stehen bei der kritischen Extremitatenischiimie, die in liOhem MaBe durch krurale Arterienverschliisse bedingt ist, lumeneroffnende chirurgische Ver- fahren an erster Stelle des Therapiespektrums, Verfahren weiterer Wahl sind endochirurgischer und konservativer Art. Die krurale GefaBchirurgie hat in den letzten Jahren zunehmende Erfolge gezeigt. Dennoch werfen ihre Kritiker ihr immer noch vor, daB sie mit einer zu hohen Ver- sagerquote und zu vielen Amputationen belastet und dariiber hinaus zu kostenintensiv sei. Hierbei werden zwei Gesichtspunkte auBer acht gelassen: Zum einen muB man damit rechnen, daB 40% der Patienten drei bis vier Jahre nach kruralen Rekonstruktionen nicht mehr am Leben sind. Haben operative MaBnah- men aber erreicht, daB auch nur einem Teil dieser Patienten das erkrankte Bein oder sogar beide Beine bis zum Tod erhalten bleiben, dann hat sich dieser Bypass schon bewahrt. Nicht so sehr exzellente 5-und 10-Jahres-Offenheitsraten sind bei dieser peripheren GefaBchirurgie gefordert, sondern der Extremitatenerhalt bei reduzierter Lebenserwartung. Zum anderen ergab eine vor kurzem berichtete Kosten-Nutzen- Analyse, daB sich auch unter finanziellem und rehabilitativem Gesichtspunkt jede Anstrengung zur Erhaltung einer GliedmaBe lohnt. Bei Beinerhalt betrug der Kostenaufwand 13 652 DM, bei AmputationsmaBnahmen waren dagegen 22946 DM erforderlich.
Die tiefe Wundinfektion, d. h. mit Beteiligung der GefaBstrecke, stellt in der GefaBchirurgie unverandert die schwerwiegendste Komplikation dar und bedroht die Extremitat und oft auch das Leben des Patienten. Dies betrifft insbesondere die Situation nach Implantation von Fremdmaterial. Friihzeitige Diagnose und rasche aggressive Behandlung sind die wichtigsten Forderungen im Management der tiefen Wundinfektion.Vorrangig muB der Patient moglichst schnell aus der septischen Gefahrdung herausgebracht werden. In dieser Phase konnen daher zur Erhaltung der Extremitat auch eher ungewohnliche gefaBrekonstruktive Eingriffe mit ungiinstigeren Friih-und Langzeitergebnissen angezeigt sein. N ach Ausheilung der Infektion kann dann bei Bedarf wieder auf ein bewahrteres In-Situ-Verfahren zuriickgegriffen werden. Es gibt aber auch heute noch Situation en, in denen es besser ist, sich rechtzeitig von der betroffenen Extremitat zu trennen, nach dem Grundsatz: Das Leben hat Vorrang vor der Extremitat. Mit Verbesserung der diagnostischen Moglichkeiten haben sich auch die Therapieprinzipien mehr und mehr standardisiert und vereinheitlicht. In diesem Band behandeln namhafte Experten alle Aspekte des Wundinfektes nach gefaBchirurgischen Eingriffen; damit wird eine aktuelle und umfassende Bestandsaufnahme dieser gefiirchteten Komplikation in der GefaBchirurgie vorgelegt.
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