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Dystopien haben Konjunktur. Sie stellen der Gegenwart eine Diagnose, hypertrophieren sie und uben Kritik an den Zeitverhaltnissen. Dystopien fokussieren u.a. den Ruckbau demokratischer Systeme und globaler Sozialgefuge, das Aufkeimen von Rassismus, Antisemitismus und religioesem Fanatismus, den Verlust burgerlicher Rechte, die Ausweitung von UEberwachungspraktiken oder die Ruckkehr zu einer segregierten Klassengesellschaft. Die Beitrage des Bandes reflektieren aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive diese Erosion der sozialen Ordnung im Spiegel dystopischer Literatur und fragen, welche politischen, sozialen und kulturellen Problemlagen der Gegenwart im literarischen Zukunftsentwurf kritisiert werden.
UEberwachung ist smart geworden in Zeiten, in denen Freiheiten und private Daten freiwillig an UEberwachungsmaschinerien abgegeben werden. Im Spannungsverhaltnis von Kontrolle, Selbstkontrolle und dem Wandel der Kommunikationsmedien wird Unsicherheit zum Motor eines Handelns, das in Praktiken der Selbstversicherung qua Selbstoptimierung mundet. Dabei ist das Subjekt der Gegenwart immer schon ein uberwachtes - vom Staat, von privaten Dienstleistern und von sich selbst. Die medien-, kultur- und literaturwissenschaftlichen Beitrage des Bandes gehen den Ambivalenzen und Paradoxien des UEberwachungswandels nach und reflektieren, wie sich Narrative der UEberwachung in den Medien und Kunsten darstellen.
"Was ist Lagerliteratur?" lautet die Frage, der die Beitrage nachgehen, die in diesem Band versammelt sind. In drei Sektionen fragen die Beitrager*innen nach den asthetischen Spezifika der Literatur aus Lagern und Ghettos, stellen bisher wenig erforschte Lagertexte vor und diskutieren didaktische Dimensionen der Auseinandersetzung mit Lagertexten. Der Band verfolgt das Ziel, Lagerliteratur als einen eigenstandigen asthetischen Komplex zu profilieren und sein Verhaltnis zur Holocaustliteratur genauer zu bestimmen. Lagerliteratur wird dabei als ein vielstimmiger literarisch-kultureller Kommunikationsprozess und als ein pluraler Diskurs vorgestellt, der immer auch die Reflexion daruber einschliesst, wie diese Literatur sein kann und sein sollte. In diesem Sinne ist die Frage "Was ist Lagerliteratur?" als eine noch offene zu verstehen und der Band als eine Einladung, sich mit ihr zu beschaftigen.
Das Ziel dieses Buches ist in erster Linie die Popularisierung dieser Schweizer Theaterautoren, die - mit Ausnahme vielleicht von Lukas Barfuss - im polnischen sowie europaischen Umfeld wenig bekannt oder gar unbekannt sind, wie Mathias Zschokke, Thomas Hurlimann, Lukas Linder, etc. Bei manchen von ihnen steht das politische und soziale Engagement deutlich im Fokus (Albert Ehrismann, Urs Widmer, Milo Rau). Daruber hinaus wird aus heutiger Perspektive der Literaturkanon, d.h. das OEuvre von Max Frisch und Friedrich Durrenmatt, neu gelesen und reinterpretiert. Nicht zuletzt finden hier auch einige Aspekte der Organisation des Theatersystems in der Schweiz, wie z.B. die Foerderungsmassnahmen fur junge AutorInnen oder das gegenwartige Puppentheater, eine Beleuchtung.
Danzig/Gdansk war im 20. Jahrhundert mehrmals Schauplatz der Weltgeschichte: Hier brach der Zweite Weltkrieg aus und hier entstand die polnische Gewerkschaft 'Solidarnosc'. Die Autorin untersucht das literarische Bild der Stadt als doppelten Erinnerungsort bei Gunter Grass, Stefan Chwin und Pawel Huelle. Vergleichend arbeitet sie heraus, wie die Schriftsteller die kulturelle Diversitat der Stadt vor dem historischen Hintergrund asthetisch zum Ausdruck bringen und die identitatsstiftende Funktion Danzigs/Gdansks literarisch diskutieren.
Der Band nimmt lokale Perspektiven des Ersten Weltkriegs, insbesondere der ostmitteleuropaischen Regionen, in den Blick. Die Beitrage berucksichtigen dabei besonders die multiethnische Gemengelage und die durch den Ersten Weltkrieg ausgeloesten Konflikte in den regionalen Lebenswelten. Die Spannungen in den multiethnisch gepragten Gebieten liessen das bereits vor 1914 labil gewordene Gleichgewicht zwischen den einzelnen Bevoelkerungsgruppen nicht allein an der oesterreichisch-italienischen Grenze, sondern auch in vielen weiteren Gebieten Ostmitteleuropas aus der Balance geraten. Anders als im Westen Europas war die Heimatfront im Osten im Wesentlichen durch den Bewegungskrieg und zahlreiche Wechsel von militarischen Besatzern gepragt. Die Situation in den unmittelbaren Kampfgebieten und in der Nahe der militarischen Fronten unterschied sich somit deutlich von den Bedingungen an der Westfront.
Thema des Buches ist die gegenseitige Beeinflussung der deutschsprachigen und der sudslawischen Kultur, ausgeloest durch die Migrationswelle der Sudslawen in die deutschsprachigen Lander infolge des Krieges im ehemaligen Jugoslawien. Die Idee einer friedlichen Koexistenz mehrerer Nationalitaten in einem Staat sowie der Multikulturalitatsgedanke wurden durch den Krieg in Frage gestellt. Die daraufhin einsetzende Migrationswelle hat auch die Gesellschaftsstruktur der deutschsprachigen Lander gravierend beeinflusst. Im Buch wird einerseits das Kulturbild der Sudslawen, das in Literatur und Kultur des deutschsprachigen Raums dokumentiert wird, andererseits das deutsche Kulturbild in der Literatur der Sudslawen im 20. und 21. Jahrhundert eingehend untersucht.
Vor dem Hintergrund der Geschichte des Humor-Begriffs versucht die Arbeit diese fur Frank Wedekind grundsatzliche asthetische Kategorie zu verorten. Aus der oft verfehlten Rezeption und dem eigenen Anspruch des Dramatikers resultiert eine frappante Spannung. Neue Akzente im Hinblick auf die Verwendung des Terminus manifestieren sich vordergrundig im Formalen. Im Ruckgriff auf die Mittel des Performativen gibt sich der Humor als eine komplexe asthetische Antwort Wedekinds auf den Zustand der Kultur und die Kondition des Individuums. In der Ordnung der Kunst nimmt der Dramatiker somit eine vitalisierende Korrektur des mit dem Label Humorlosigkeit belegten Geistes des Wilhelminismus und seiner Literaturen vor.
Angesichts enormer digitaler Vernetzungen, die den Informationsfluss im Radius (a)sozialer Netzwerke wie in seiner Aktualitat betrachtlich erhoehen, und gesellschaftlich einschneidender Krisen erweist sich heutzutage gerade die engagierte Literatur verstarkt als verspatet. So fallt der einschlagigen Forschung zufolge auch das Wendejahr der Gegenwartsliteratur ins Jahr 1995. Die Beitrage des Bandes beleuchten das Potential literarischen Engagements sowohl unter den neuen Konditionen digitaler Streuung samt ihrer Echoeffekte als auch hinsichtlich medialer wie literarischer Felder, deren Ausgestaltung bis in die deutsche Geschichte - insbesondere der Shoah - zuruckreicht. In beiderlei Hinsicht werden narrative Strategien aufgedeckt, die eine Artikulationsvielfalt des Politischen veranschaulichen.
Dieses Buch bezeugt eine fortwahrende Faszination fur die Ewige Stadt, nicht nur in vergangenen Epochen der Klassik und Romantik, sondern auch in der zeitgenoessischen deutschsprachigen Literatur - unter anderen bei Wolfgang Koeppen, Ingeborg Bachmann, Rolf Dieter Brinkmann, Hanns-Joseph Ortheil, Uwe Timm und Josef Winkler. Rom bleibt ein wichtiges Ziel fur (Bildungs-)Reisen, Ort fur Stipendienaufenthalte (Villa Massimo) und ist stets Quelle der abendlandischen Kultur im europaischen Bewusstsein. Die Auseinandersetzung mit dieser Tradition, vor allem mit Goethes kulturpragenden Bildern aus der Italienischen Reise, mit der realen Stadtlandschaft und ihrer Ikonographie in der Pop-Kultur verlauft in der Gegenwartsliteratur oft kritisch und dient nicht zuletzt der Reflexion uber eigene private oder nationale Anspruche und Identitaten.
Die Grundlage fur den vorliegenden Band bilden literaturwissenschaftliche Beitrage, die im Rahmen der Tagung "Dialog der Kunste: Literatur und Musik" im Marz 2017 an der Universitat Lodz prasentiert wurden. Der Band folgt dem Konzept von Literatur und Musik als korrespondierende Kunste in Anlehnung an Oskar Walzels These von der "wechselseitigen Erhellung der Kunste" aus dem Jahr 1917. Diese grundet in Horaz' Idee von einer heteronomen Natur der Kunste und hebt das kreative, dialogische Potenzial des Vergleichs hervor. Durch vielfache Korrespondenzen wird Musik zum Anlass fur poetologische bzw. metatextuelle und semantische Reflexion. Die Beitrage befassen sich mit den Wechselverhaltnissen zwischen Literatur und Musik, die zum einen die Thematisierung von unterschiedlich funktionalisierten Musik-Zitaten betreffen und zum anderen auch strukturell-rhetorische Analogien erfassen.
Das Buch untersucht anhand literarischer, historiographischer sowie autobiographischer Werke unterschiedliche interdisziplinare Sichtweisen auf den Ersten Weltkrieg. Die Zasur, die der Erste Weltkrieg in der europaischen Geschichte darstellt, veranderte das Leben der Menschen und setzte neue Massstabe in vielen Lebensbereichen. Die alten Monarchien wurden abgeloest und durch neue Staaten ersetzt. Durch die rasante Modernisierung und Technisierung veranderte sich die Form der Kriegsfuhrung. Die Einfuhrung neuer Waffen kostete Millionen Menschen das Leben. Die Autorinnen und Autoren der einzelnen Beitrage reprasentieren verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, die eine historische sowie literatur- und kulturwissenschaftliche Herangehensweise ermoeglichen.
Zwischen den oesterreichischen Literaten Elfriede Jelinek und Werner Schwab liegen auf den ersten Blick Welten. Trotz diverser Dichotomien weisen ihre Theatertexte spurbare Affinitaten zueinander auf, die sich zudem in die Tendenzen der seit einigen Dekaden vorherrschenden Theaterasthetik einschreiben. Eklatant ist in dieser Hinsicht die Omniprasenz des Sujets Koerper. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht die konfrontative Analyse und Interpretation des Koerperdiskurses bei Jelinek und Schwab. Ausgehend von hierfur relevanten Koerperkonzepten vor allem des 20. Jahrhunderts werden ausgewahlte Theaterstucke in verschiedene Themenkomplexe gefasst. Diese unterschiedlichen Versionen des Koerpers werden mit einem interdisziplinaren Rekurs auf Aspekte wie Sexualitat, Geschlecht, Macht und Religion hin befragt. In ihrer groteskenhaften Performativitat erweisen sich die theatralisierten Koerper letztlich als politisches Medium, durch das sich die vorgefuhrten Koerperversionen als Koerpersubversionen aufdecken lassen.
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