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Gegenstand des vorliegenden Bandes ist der mit dem Begriff der
OEkonomisierung belegte gesellschaftliche Wandel der letzten vier
Jahrzehnte. Ausgehend von einer Geschichte der Verwendungsweise des
Begriffs, die bis zu John Stuart Mill und Karl Marx zuruckreicht,
wird gezeigt, dass auch zeitgenoessische Vertreter der
OEkonomisierungsdiagnose mit dieser unterschiedliche Sachverhalte
verbinden. Welche Sachverhalte das sind, ergibt sich aus der
verwendeten Gesellschaftskonzeption des Betrachters, ihrer
theoretischen Einbettung und ihrer metawissenschaftlichen
Fundierung. Die Autorin vertritt eine dialektische Konzeption von
Gesellschaft, die in einem dialektisch-relationalen Theorieansatz
untergebracht wird. Solch einen Ansatz stellt der genetische
Strukturalismus Pierre Bourdieus mit seinen darin eingelagerten
feldtheoretischen UEberlegungen dar. Auf diese greift die Autorin
zuruck und verbindet sie mit den von M. Rainer Lepsius vertretenen
institutionentheoretischen Positionen.<
OEkonomisierung lasst sich so entschlusseln als ein
gesellschaftlicher Vorgang, der die Gesellschaft konstituierenden
sozialen Felder wie auch die darin auszumachenden objektiven und
subjektiven Groessen umfasst. Diese werden abschliessend unter
einer langsschnittlichen Perspektive empirischen Analysen
zugefuhrt.
Die Bevolkerungssoziologie ist Teil der Soziologie wie auch der
Bevolkerungswissenschaft. Mit der Bevolkerungswissenschaft hat sie
die naturliche und raumliche Bevolkerungsbewegung als ihren
Gegenstand und das methodische Instrumentarium zu dessen Erfassung
gemeinsam. Als Teil der Soziologie arbeitet sie zur Erklarung ihres
Gegenstandes mit dem theoretischen Instrumentarium der Soziologie,
das es ihr zudem ermoglicht, die Bevolkerungsbewegung bezuglich
ihrer gesellschaftspolitischen Relevanz zu analysieren.
Das Buch analysiert den Geburteneinbruch in Ostdeutschland zu
Beginn der 1990er Jahre vor dem Hintergrund der bundesdeutschen
Familienpolitik, die samt der ihr zugrunde liegenden Leitidee der
mannlichen Ernahrerehe im Widerspruch zu den Lebensverlaufen und
Einstellungen der ostdeutschen Frauen stand. Dieser
einigungsbedingte Widerspruch zwischen Gesellschaft und Individuum
hat die Fortfuhrung der Lebensverlaufsmuster der ostdeutschen
Frauen genauso verhindert, wie auch die Umsetzung der Leitidee der
bundesdeutschen Familienpolitik im generativen Handeln der
ostdeutschen Frauen nach 1990. Resultat des Widerspruches war
vielmehr der Geburteneinbruch als schopferische Neuerfindung im
Sinne Bourdieus; eine schopferische Neuerfindung der Muster des
generativen Handelns auf der Grundlage der transferierten
institutionellen Rahmenbedingungen und der fortexistierenden
Wertvorstellungen und Einstellungen der ostdeutschen Frauen."
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