Das Thema Sprache wird in diesem Band von
Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftlern fur an
Sprache Interessierte am Beispiel gesamtgesellschaftlich relevanter
Themen und Forschungsrichtungen vorgestellt. Ausgangspunkt ist die
Frage, inwiefern Sprache als vermeintlich neutrales Medium
Sachverhalte und Gegenstande der Wirklichkeit zu reprasentieren
vermag. Davon ausgehend werden die den sprachlichen Zeichen
immanente Perspektiven verdeutlicht und in den Kontext von mehr
oder weniger funktionierenden" Diskursen gestellt, die sich
diskurslinguistisch als zwischenmenschliche Interaktionen zur
kulturspezifischen Konstituierung und Aushandlung von individuellen
und kollektiven Wissensbestanden und Handlungsmustern beschreiben
lassen. In diesem Zusammenhang beschaftigt sich ein Beitrag mit dem
Verstehen aus der Sicht der linguistischen Hermeneutik. Ein Blick
in die Vergangenheit der deutschen Sprache verrat und offenbart
gleichsam fur die Zukunft, ob Sprachwandel zielgerichtet und
kontinuierlich verlauft. Das Zusammenspiel von Sprachgeschichte und
Sachgeschichte wird am Beispiel der Medizingeschichte dargelegt und
macht deutlich, wie jedes Erinnern und Bewahren historischer Fakten
unmittelbar an Sprache gebunden ist. Fragen der Norm und der
Hochsprache im Spiegel der Alltagssprache und der Dialekte sind
sowohl in der gesprochenen Sprache der Vergangenheit als auch der
Gegenwart von grundlegender Bedeutung und werden hier hinsichtlich
der auftretenden Beschreibungs- und Erfassungsprobleme
exemplifiziert. Normen und deren Rechtfertigung stehen auch im
Mittelpunkt eines Beitrags zur mitunter leidenschaftlich gefuhrten
Diskussion um die Reform der deutschen Rechtschreibung. Auch
Worterbucher normieren durch die Festschreibung von
Wissensbestanden und werden in einem Beitrag mit Blick auf die
Frage beleuchtet, welchen Kriterien Worterbuchartikel als Artefakte
unterliegen, wie also nichtnaturlich uber naturliche Sprache"
geschrieben werden kann. Spracherwerb und Sprachkritik als
anthropologische Grundthemen stehen seit Jahrhunderten im Zentrum
grossen Interesses und werden in jeweils einem Beitrag aus
sprachwissenschaftlicher Sicht erortert. Neue Textkomponenten wie
die der Infografik fordern auch die Linguistik hinsichtlich der
Fragestellung heraus, wie sich Text-Bild-Gefuge prazise beschreiben
lassen gerade auch im Hinblick auf mediale
Objektivitatsanspruche"
General
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