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Das letzte Jahrzehnt war gepragt von globalen Krisen: Finanz-, Fluchtlings-, Klima- und die Corona-Pandemiekrise haben Gewissheiten in Frage gestellt. In Gesellschaft, Wirtschaft und Politik wurde und wird von Menschen eine Anpassung an neue Bedingungen gefordert. Transformation erscheint als Gebot der Stunde. Dazu braucht es den Mut von Menschen und Organisationen, Bedrohungen entgegenzutreten sowie den vitalen Willen, Chancen zu ergreifen. Voraussetzung dafur ist Selbstgewissheit. Das Problem: Ungewisse Zeiten sind meist keine selbstgewissen. Es braucht den Austausch mit anderen Menschen, um Risiken gemeinsam einzugehen. Wir mussen uns mit den neuen Bedingungen ebenso vertraut machen wie mit- und untereinander, um zu neuen Gewissheiten zu gelangen. Anstatt Verstandigung zu foerdern, setzen Politik und Wirtschaft auf das Gegenteil: Paternalismus und Verhaltensoekonomie sollen die Sinnsuche verkurzen. Das Gesprach soll durch sein Ergebnis ersetzt werden. Das ist eine Transformation, die auf Anpassungsdruck und Drohung setzt, weil sie Menschen wie Organisationen einen Wandel zum Guten letztlich nicht selbst zutraut. Die Autoren schlagen einen anderen Weg vor: selbstgewiss ins Ungewisse.
Public Relations, Public Affairs, Marketing, Werbung oder Social Media Relations - es gibt viele Namen dafur, wie Institutionen und Unternehmen von sich und ihren Leistungen reden machen. Sie beauftragen dafur interne und externe Mitarbeiter*innen in doppeltem Sinne: Sie weisen sie an und bestellen bei ihnen Ideen und Gestaltung. Eine Maxime dominiert immer mehr: Kommunikation, die funktionieren soll; untermauert durch Klicks, Sales, Likes oder Follower. Der Effekt wird zum Anlass gemacht; die bestellte Wirkung ersetzt die richtungsweisende Ursache. Dieses essential setzt diesem Trend ein neues Verstandnis von Auftragskommunikation entgegen. Die Maxime lautet: Kommunikation ist fur Unternehmen und Institutionen konstitutiv und gestaltend, nicht instrumentell. Sie brauchen dafur eine Selbstvergewisserung uber ihre Leistungen und ihr Wertversprechen, was heute mit dem Modebegriff Purpose beschrieben wird. Die Autoren zeigen, welche entscheidende Rolle diese Selbstvergewisserung spielt, um Wertversprechen mit Sinn zu fullen, damit Stakeholder sowie die Auftragskommunikation an sich davon profitieren koennen. Erganzt wird das Werk durch ein Glossar zu wichtigen Disziplinen der Auftragskommunikation.
Andreas Galling-Stiehler untersucht das Phanomen, dass Skandale um Politiker und Top-Manager zunehmend als Folge der Personalisierung durch Public Relations, Public Affairs und andere Formen der Auftragskommunikation sowie ihrer Rezeption durch die Medien erscheinen. Aus der Perspektive einer psychoanalytischen Hermeneutik entwickelt er ein neues Verstandnis dieser Form von Auftragskommunikation auf der Grundlage des Menschenbildes von Sigmund Freud. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Figur des Helden im Tagtraum und Massentagtraum bei Freud und seinen Nachfolgern. Der aus der Erzahltheorie und Philosophie entwickelte Begriff der produktiven Fiktionen liefert hierbei die Grundlage dafur, Auftragskommunikation und ihre strategische Ausrichtung tiefenhermeneutisch zu deuten und den politischen Skandal um einen Ex-Prasidenten beispielhaft zu interpretieren.
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