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Das Spektrum Menschlicher Phanomene (German, Hardcover, Reprint 2013 ed.)
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Das Spektrum Menschlicher Phanomene (German, Hardcover, Reprint 2013 ed.)
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Was man in der alteuropaischen Metaphysik "das Wesen" des Menschen
genannt hat, ist historisch zugrunde gegangen. Die Spezifik des
Menschen wurde in seiner dualistischen Aufspaltung, entweder Seele
oder Korper zu sein, und in seiner monistischen Auflosung, ganz
Natur oder Geist zu sein, verfehlt. Gleichwohl sind wir alle in
unserem Common sense praktisch der Frage ausgesetzt, wie wir die
naturlichen, sozialen und kulturellen Aspekte unserer Existenz in
der Fuhrung eines menschlichen Lebens sinnvoll berucksichtigen
konnen. Die neuen Reproduktions-, Umwelt-, Kommunikations- und
Sozialtechnologien werfen taglich die Frage auf, was es heisst, als
vergleichbare Person und als Individuum ein menschliches Leben zu
fuhren. Die "Philosophische Anthropologie" (Helmuth Plessner) hat
die Spezifik menschlicher Phanomene naturphilosophisch als eine
Besonderheit im Spielverhalten hoherer Saugetiere erschlossen. Im
Spielen kann Verhalten von seinem ursprunglichen Antrieb abgelost
und an einen neuen Antrieb gebunden werden. Dies gelingt seitens
des Organismus um so besser, je ruckbezuglicher seine zentrische
Form (Gehirn) der Selbstreproduktion wird. Dadurch entsteht aber
eine Ambivalenz in den Zentrierungsrichtungen des Verhaltens,
namlich spontan aus der leiblichen Funktionsmitte des Organismus
heraus oder von den korperlich moglichen Funktionsmitten der Umwelt
her. Diese Ambivalenz bedarf zur Stutzung entsprechender
soziokultureller Losungsformen, in denen sie lebbar verschrankt
werden kann. Wer wie z. B. Kinder spielt, lebt in der Differenz,
sein Verhalten verkorpern (von einem Zentrum ausserhalb des eigenen
Leibes her koordinieren) und verleiblichen (auf seinen eigenen
unvertretbaren Leib hin zentrieren) konnen zu mussen. Die
(kategorische) Not solcher Lebewesen, ihre beiden
Zentrierungsrichtungen ausbalancieren zu mussen, kann aber auf
kontingente Weise (konjunktivisch) befriedigt werden. Dieser
"Kategorische Konjunktiv" (Plessner) der Lebensfuhrung macht
Menschen einer geschichtlich zu erringenden soziokulturellen Natur
bedurftig. Im ersten des auf zwei Bande konzipierten Werks wird
Plessners "Kategorischer Konjunktiv" als ein Spektrum menschlicher
Phanomene vorgefuhrt, in denen sich unsere verschiedenen leiblichen
und korperlichen Sinne zu einer Funktionseinheit verschranken. Der
Zusammenhang unserer Sinne ergibt sich daraus, dass jeder Mensch
lebensgeschichtlich eine soziokulturelle Elementarrolle spielt.
Dank dieser kann man sich personalisieren (vergleichbar werden) und
im Unterschied zu ihr individualisieren. Das Schauspielen der Rolle
gerinnt in Ausdrucks-, Handlungs- und Sprachformen, unter denen die
westliche Modernisierung hochst einseitig solche der
Selbstbeherrschung durch Selbstbewusstsein ausgezeichnet hat. Das
Ausspielen der Rolle findet aber seine Verhaltensgrenzen in
Phanomenen ungespielten Lachens und Weinens, in denen die Zuordnung
zwischen Individuum und Person nicht mehr gelingt. Das
Eingespieltsein zwischen sich als Person und Individuum kann im
ungespielten Lachen zu mehrsinnig oder im ungespielten Weinen
sinnlos werden. Die soziolkulturell zu bestimmter Zeit anerkannten
Rollen werden aber individuell durch Suchte und Leidenschaften und
geschichtlich durch kulturelle Entfremdung der Nachwachsenden und
gesellschaftliche Offnung der Gemeinschaftsformen wieder aus der
Balance gebracht. Daraus resultiert das Problem der geschichtlichen
Selbstermachtigung von Individuen und Generationen. Plessners neue
Konzeption souveraner Formen von Macht, die aus der Relation zur
eigenen Unbestimmtheit zu gewinnen sind, und im Hinblick auf die
moderne Emanzipation der Macht fur plurale Gesellschaften als
Minima moralia erortert. In den Verhaltensgrenzen des angespielten
Lachen und Weinens werden wir uns unbestimmt. Wer diese Grenzen
uberschreitet, begeht der Moglichkeit nach Unmenschliches."
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