Forderungen nach Dekolonialisierung haben in den
Altertumswissenschaften zuletzt eine heftige Debatte über den
Platz der griechisch-römischen Antike in der Geschichte und
Gegenwart ausgelöst. Jonas Grethlein zeichnet hier diese Debatte
nach und entwickelt eine eigene Position. Den Advokaten der
Identitätspolitik, die eine kritische Revision der Geschichte der
Altertumswissenschaften und des Kanons fordern, stehen konservative
Fachvertreter gegenüber, die im griechisch-römischen Altertum die
Wurzeln unserer kulturellen Identität sehen. In beiden Fällen
erweist sich die Kategorie der Identität als problematisch - sie
verkürzt entweder den Zugriff auf die Antike narzisstisch oder
überstrapaziert sie normativ. Auch Uvo Hölschers Formel des
'nächsten Fremden' kann in einer globalisierten Welt die
Beschäftigung mit der Antike nicht mehr rechtfertigen - es gibt
viele andere vergangene und gegenwärtige Kulturen, die uns neue
Perspektiven auf die Gegenwart eröffnen können. Es ist eine
zentrale Herausforderung für die Altertumswissenschaften, die
Hinterlassenschaft der Antike für die Gegenwart fruchtbar zu
machen. Auch wenn griechische und lateinische Texte keinen
besonderen Status mehr beanspruchen können, bietet ihre
Reflexivität vielfältige Ansatzpunkte für die
Auseinandersetzung.
General
Imprint: |
J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)
|
Country of origin: |
Germany |
Release date: |
November 2022 |
First published: |
2022 |
Authors: |
Jonas Grethlein
|
Dimensions: |
113 x 181mm (L x W) |
Format: |
Paperback - Paper over boards
|
Pages: |
101 |
ISBN-13: |
978-3-16-161852-9 |
Categories: |
Books
|
LSN: |
3-16-161852-1 |
Barcode: |
9783161618529 |
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