Die Rede von der Offenbarung Gottes hat vor allem in der
protestantischen Theologie der zweiten H lfte des 20. Jahrhunderts
einen besonderen Stellenwert bekommen, indem sie als ein Gegenpol
zur menschlichen Erfahrung schlechthin konstruiert wurde. In der
katholischen Theologie hingegen war die menschliche Suche nach Gott
traditionell immer auch ein legitimer Weg nicht nur in der
Religion, sondern durchaus auch zur Religion. Karl Barth auf
protestantischer Seite und Karl Rahner auf katholischer stellen die
zwei herausragenden Stellvertreter dieser beiden Zugangsweisen dar,
die sich jedoch bei genauerer Untersuchung als gar nicht so
verschieden erweisen. Beide verorten ihre Gotteserkenntnis
ontologisch. W hrend bei Barth Gott der ontologische Ausgangspunkt
ist, dem die Erkenntnis seiner selbst allein zukommt, operiert
Rahner mit einer impliziten ontologischen Gottverbundenheit aller
Menschen. Kann Offenbarung jedoch tats chlich der menschlichen
Erfahrung derart bergeordnet bzw. vorgeschaltet" werden? Mu nicht
vielmehr anstatt mit dem Begriff der Offenbarung mit dem des
Glaubens begonnen werden, der viel st rker in der gesamten Selbst-
und Lebensorientierung des Menschen verankert ist. Von da aus l t
sich dann einfacher von einem Glaube an Offenbarung sprechen.
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