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Der Ausgangspunkt meiner Fragestellung sind empirische Ergebnisse
aus ei ner Studie tiber Entwicklungsprozesse erwerbsloser
weiblicher Jugendlieher mit Hauptschulbildung (Diezinger u. a.
1983). Sie zeigten als Erwerbslose eine starke berufliche
Orientierung, die durch okonomische Notwendigkeit begrtindet, aber
auch durch einen deutlichen Bezug auf individuelle, inhaltli che
Interessen an fachlichen und sozialen Kompetenzen und an einem
eigen standigen Lebensstil gekennzeiehnet war. In der
antizipatorischen Auseinan dersetzung mit der privaten
Lebensgestaltung unabhangig von den Eltem tiberwog fiir die nachste
Zukunft der Wunsch nach "individueller Entwick lung" und
"individuellem Lebensstil." Das schloB Beziehungen mit Mannem
keineswegs aus, sondem bedeutete einen groBeren Anspruch der
Madchen auf Selbstandigkeit und individuelle Anerkennung in einer
Beziehung (Diezinger 1983). Diese Ergebnisse: die Betonung
beruflicher Erfahrungen als wichtigen Teil der personlichen
Entwicklung und der materiellen Existenzsicherung, der Wunsch nach
Anerkennung ihrer individuellen Interessen in Beziehungen und die
Vorstellung, die eigene Zukunft nieht ausschlieBlich im Rahmen von
"Familie" zu entwerfen, wurden durch Ergebnisse repriisentativer
Studien ge stiitzt (Brigitte/DlI 1982; Jugendwerk d. Deutschen
Shell 1981). Wir inter pretierten sie als Zeichen daftir, daB sieh
gesellschaftliehe Individualisie rungsprozesse, d. h. die partielle
Entkoppelung der individuellen Lebens planung und -fUhrung von
normativen Lebensmodellen und sozialen Lagen, auch fiir Madchen
durchsetzen, die nicht von der Bildungsexpansion profi tiert
hatten. Willlrend wir die These von der Individualisierung
jugendlicher (Fuchs 1983) bzw. weiblicher (Beck-Gemsheim 1983)
Lebensentwiirfe so weit durchaus teilten, waren wir in bezug auf
die Interpretation dieses Sach verhalts eher skeptischer."
In dem Titel dieser Expertise ist implizit die Annahme enthalten,
dass es zweckmassig ist, geschlechtsspezifische Analysen zur
Lebenssituation von Ju gendlichen anzufertigen, weil Jungen und
Madchen mit unterschiedlichen Er ziehungszielen,
Verhaltensanforderungen und Lebenschancen in dieser Ge sellschaft
konfrontiert werden. Nach meinen Erkenntnissen sind diese
Unterschiede aus der geschlechts spezifischen Arbeitsteilung
zwischen Mann und Frau zu erklaren. Die Situation der Frauen und
die Rollenbilder fur Mann und Frau werden durch diese Ar
beitsteilung gepragt. Sie sind die wesentlichen Orientierungspunkte
fur die Le bensvorstellungen von Madchen und jungen Frauen. Um
diesen Zusammen hang zwischen der Lebenswelt der Erwachsenen und
der Perspektive der Mad chen angemessen zu erfassen, will ich den
Abbau sozialstaatlicher Massnahmen auf dem Hintergrund der
Entwicklung der geschlechtsspezifischen Arbeitstei lung in ihrer
Wirkung auf Frauen im ersten Teil darstellen. Eine reprasentative
und umfassende Untersuchung uber die Einsparungen in den
offentlichen Haushalten kann in dieser kurzen Expertise nicht
geleistet werden. Ich gehe deshalb exemplarisch vor und zeige im
zweiten Teil Auswir kungen des Abbaus von sozialstaatlichen
Massnahmen auf Madchen an einigen Beispielen auf, die zentrale
Lebensbereiche betreffen. In dem dritten, abschliessenden Teil der
Expertise frage ich nach den Per spektiven fur die achtziger Jahre
und versuche die Entwicklung in wichtigen Problemfeldern zu
skizzieren."
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