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Die deutsche BevOlkerungswissenschaft schien nach bahnbrechenden
Leistungen im 19. Jahrhundert auf dem Dritten Intemationalen
KongreB, der im August 1935 - nach Genf (1927) und Rom (1931) und
beschlossen in Rom - in Berlin stattfand, auf dem Gipfel ihres
intemationalen Ansehens angelangt. Aber der Schein trog. Der
KongreB dokumentierte einen Hohepunkt nationaler und intemationaler
Anerkennung, aber zugleich den Beginn ihres Nie dergangs,
hervorgerufen durch die zunehrnende Selbstisolierung von der
stiirmisch voran schreitenden Forschung im Ausland. Ftihrende
sozialwissenschaftliche Bevolkerungswis senschaftler hatten bereits
Deutschland verlassen mtissen, flohen in den folgenden Jahren,
gingen in die innere Emigration oder schlossen sich der
medizinisch-erbbiologisch-rassen hygienischen Richtung an, deren
Vertreter den KongreB dominierten. Unter ihnen gaben die weltweit
als die maBgebenden Vertreter ihrer Disziplinen anerkannten
Direktoren der Kaiser Wilhelm-Institute "fur Anthropologie,
menschliche Erblehre und Eugenik" und "fur Psychia trie" den Ton
an. Sie stell ten den KongreB, ihre Institute und Disziplinen
willig in den Dienst der nationalsozialistischen
BevOlkerungspolitik. Die Disziplin erhielt eine staatliche Forde
rung wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Umso tiefer war der Fall im
Jahre 1945. Die BevOl kerungswissenschaft ist seitdem in
Deutschland ein kleines und randstandiges Fach."
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