|
Showing 1 - 10 of
10 matches in All Departments
So unwillkurlich es im konkreten Fall erscheinen mag: Lachen in der
Literatur und als Effekt, nicht zuletzt auf dem Theater, ist ein
Gegenstand komplexer Inszenierungen und uberdies Fluchtpunkt
poetologischer, anthropologischer und sogar sozialprogrammatischer
Anspruche. Es ist mit einer ganzen Reihe von Gattungen und
literarischen Formen verknupft, von Fastnachtspiel, Posse und
Komoedie uber Parodien und Satiren bis hin zum Sprachspiel oder
essayistischen Witz. Weitgefachert sind auch die moeglichen
Ursachen des Lachens: Wer lacht, kann dies spottend, aus UEbermut,
angesichts komischer Unfalle oder aus Verzweiflung tun. Dass sich
hinter dem Lachen einiges Ernsthafte verbergen kann, wusste bereits
Lessings Minna von Barnhelm. Die Literaturwissenschaft hat sich mit
dem Lachen trotzdem haufig schwergetan, weil es mit ihrer
Seriositat unvereinbar schien. Lachende Selbstdistanz kann jedoch
gerade auch wissenschaftlich eine produktive Haltung sein: Ihre
Liebe zur Literatur bringt sie nicht durch Thesengravitat oder
Pathos zum Ausdruck, sondern mit Kontingenzbewusstsein und
Reflexion zumal auf die spielerischen Seiten der Literatur wie des
Lebens.
Geschichte - darin sind sich Literaturwissenschaft und
Geschichtstheorie einig - ist nichts Gegebenes, sondern bildet sich
in spezifischen Denkformen und den Sprachmustern, die diese
Denkformen realisieren. Einer derart erschriebenen Geschichte
widmet sich dieser neue Band, indem er das breite Spektrum des
literarischen Umgangs mit Geschichte von der spaten Aufklarung bis
zur Gegenwart untersucht und dessen geschichtstheoretische und
historiographische Voraussetzungen eroertert. Einleitend stellt der
Band die wichtigsten Methoden und Leitaspekte der aktuellen Debatte
im Interferenzenfeld von 'Literatur' und 'Geschichte' zur
Diskussion. Im Hauptteil wird dann in einer chronologisch
gegliederten Reihe von Fallstudien der Zusammenhang von
Geschichtsbild und Textverfahren ebenso beleuchtet wie die
gesellschaftliche Funktion unterschiedlicher Formen und Gattungen
der Geschichtsreprasentation. Damit liegt ein Kompendium vor, das
die seit einigen Jahren expandierende Forschung mit Blick auf deren
Ertrage fur Literaturwissenschaft und Geschichtstheorie erstmals
systematisch erschliesst und damit auch als Einfuhrung in ein
aussergewoehnlich vielfaltiges Forschungsfeld dienen kann.
OEkonomisch zu handeln heisst in der westlichen Moderne, den
eigenen Vorteil zu verfolgen, aber - so das ubliche Vertrauen in
eine produktive Eigendynamik des Marktes - mit dem Ergebnis eines
indirekten Nutzens fur alle. Analysiert wird, wie sich ein solches
Marktvertrauen in der "spaten Fruhen Neuzeit" herausbildete. Den
literarischen Bezugspunkt bildet die Komoedie, deren Geldaffinitat
nicht nur motivisch hervorsticht. Vielmehr lassen sich ihre
Handlungsstrukturen als Modelle marktwirtschaftlichen Verhaltens
und der entsprechenden Weltverlaufserwartungen interpretieren, denn
die Komoedie basiert auf Lizenzen zu normwidrigem Verhalten,
vermittelt trotzdem aber das Vertrauen in einen guten Ausgang.
Methodisch setzt die Studie mit einer gattungstheoretischen
Explikation der Strukturhomologie von Komoedie und Geldwesen an.
Historisch verfolgt werden beider Interferenzen in mehreren
Wissens- und Sozialbereichen: in der Wirtschaftstheorie bis zu Adam
Smith, im Konzept des kaufmannisch-strategischen Politicus sowie im
Spiel (mit einem Spektrum von der Mutwilligkeit bis zum
Providenzvertrauen). Besondere Berucksichtigung finden die
(Denk-)Formen sozialer Theatralitat sowie die Marktsituation des
Theaters. Einzelanalysen von "The Merchant of Venice" bis "Minna
von Barnhelm" fachern die Vielfalt der Komoedientypen im Schul- und
Wandertruppentheater, unter moraldidaktischer Zwecksetzung oder in
der Commedia dell'arte-Tradition, im Dienste hoefischer
Reprasentation oder burgerlicher Sozialprogrammatik exemplarisch
auf, zentriert auf das Reich, aber unter Einbezug franzoesischer
und englischer Vorlagen. Anhand der Komoedie des Barocks und der
Aufklarung wird damit zugleich die Moeglichkeit einer
post-sozialgeschichtlichen Gattungsgeschichtsschreibung erprobt.
Faktenglaube und fiktionales Wissen - dieses Paradox verweist auf
einen Dauerkonflikt zwischen faktenorientierter Wissenschaft und
fiktionsfundierter Kunst: Sie kampfen um den kulturellen
Fuhrungsanspruch in der Moderne und sind doch immer wieder
gezwungen, theoretische und methodische Anleihen beim jeweils
anderen zu machen. Unter postmodernen Vorzeichen hat dieser Streit
jungst noch an Brisanz gewonnen. Seine Anfange reichen bis ins 18.
Jahrhundert zuruck, als sich Wissenschaft und Kunst zu autonomen
Diskursformen ausdifferenzierten und in ein fur die Kultur der
Moderne konstitutives Wechselverhaltnis von Divergenz und
Konvergenz traten. Dieser Band analysiert mit einer konzeptionellen
Einleitung und elf historischen Fallstudien uber einen Zeitraum von
250 Jahren einige der wichtigsten Konvergenzphanomene und will
damit den geschichtlichen Horizont einer aktuellen Debatte
erschliessen.
|
You may like...
Ab Wheel
R209
R149
Discovery Miles 1 490
|