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Faktenglaube und fiktionales Wissen - dieses Paradox verweist auf einen Dauerkonflikt zwischen faktenorientierter Wissenschaft und fiktionsfundierter Kunst: Sie kampfen um den kulturellen Fuhrungsanspruch in der Moderne und sind doch immer wieder gezwungen, theoretische und methodische Anleihen beim jeweils anderen zu machen. Unter postmodernen Vorzeichen hat dieser Streit jungst noch an Brisanz gewonnen. Seine Anfange reichen bis ins 18. Jahrhundert zuruck, als sich Wissenschaft und Kunst zu autonomen Diskursformen ausdifferenzierten und in ein fur die Kultur der Moderne konstitutives Wechselverhaltnis von Divergenz und Konvergenz traten. Dieser Band analysiert mit einer konzeptionellen Einleitung und elf historischen Fallstudien uber einen Zeitraum von 250 Jahren einige der wichtigsten Konvergenzphanomene und will damit den geschichtlichen Horizont einer aktuellen Debatte erschliessen.
So unwillkurlich es im konkreten Fall erscheinen mag: Lachen in der Literatur und als Effekt, nicht zuletzt auf dem Theater, ist ein Gegenstand komplexer Inszenierungen und uberdies Fluchtpunkt poetologischer, anthropologischer und sogar sozialprogrammatischer Anspruche. Es ist mit einer ganzen Reihe von Gattungen und literarischen Formen verknupft, von Fastnachtspiel, Posse und Komoedie uber Parodien und Satiren bis hin zum Sprachspiel oder essayistischen Witz. Weitgefachert sind auch die moeglichen Ursachen des Lachens: Wer lacht, kann dies spottend, aus UEbermut, angesichts komischer Unfalle oder aus Verzweiflung tun. Dass sich hinter dem Lachen einiges Ernsthafte verbergen kann, wusste bereits Lessings Minna von Barnhelm. Die Literaturwissenschaft hat sich mit dem Lachen trotzdem haufig schwergetan, weil es mit ihrer Seriositat unvereinbar schien. Lachende Selbstdistanz kann jedoch gerade auch wissenschaftlich eine produktive Haltung sein: Ihre Liebe zur Literatur bringt sie nicht durch Thesengravitat oder Pathos zum Ausdruck, sondern mit Kontingenzbewusstsein und Reflexion zumal auf die spielerischen Seiten der Literatur wie des Lebens.
OEkonomisch zu handeln heisst in der westlichen Moderne, den eigenen Vorteil zu verfolgen, aber - so das ubliche Vertrauen in eine produktive Eigendynamik des Marktes - mit dem Ergebnis eines indirekten Nutzens fur alle. Analysiert wird, wie sich ein solches Marktvertrauen in der "spaten Fruhen Neuzeit" herausbildete. Den literarischen Bezugspunkt bildet die Komoedie, deren Geldaffinitat nicht nur motivisch hervorsticht. Vielmehr lassen sich ihre Handlungsstrukturen als Modelle marktwirtschaftlichen Verhaltens und der entsprechenden Weltverlaufserwartungen interpretieren, denn die Komoedie basiert auf Lizenzen zu normwidrigem Verhalten, vermittelt trotzdem aber das Vertrauen in einen guten Ausgang. Methodisch setzt die Studie mit einer gattungstheoretischen Explikation der Strukturhomologie von Komoedie und Geldwesen an. Historisch verfolgt werden beider Interferenzen in mehreren Wissens- und Sozialbereichen: in der Wirtschaftstheorie bis zu Adam Smith, im Konzept des kaufmannisch-strategischen Politicus sowie im Spiel (mit einem Spektrum von der Mutwilligkeit bis zum Providenzvertrauen). Besondere Berucksichtigung finden die (Denk-)Formen sozialer Theatralitat sowie die Marktsituation des Theaters. Einzelanalysen von "The Merchant of Venice" bis "Minna von Barnhelm" fachern die Vielfalt der Komoedientypen im Schul- und Wandertruppentheater, unter moraldidaktischer Zwecksetzung oder in der Commedia dell'arte-Tradition, im Dienste hoefischer Reprasentation oder burgerlicher Sozialprogrammatik exemplarisch auf, zentriert auf das Reich, aber unter Einbezug franzoesischer und englischer Vorlagen. Anhand der Komoedie des Barocks und der Aufklarung wird damit zugleich die Moeglichkeit einer post-sozialgeschichtlichen Gattungsgeschichtsschreibung erprobt.
Geschichte - darin sind sich Literaturwissenschaft und Geschichtstheorie einig - ist nichts Gegebenes, sondern bildet sich in spezifischen Denkformen und den Sprachmustern, die diese Denkformen realisieren. Einer derart erschriebenen Geschichte widmet sich dieser neue Band, indem er das breite Spektrum des literarischen Umgangs mit Geschichte von der spaten Aufklarung bis zur Gegenwart untersucht und dessen geschichtstheoretische und historiographische Voraussetzungen eroertert. Einleitend stellt der Band die wichtigsten Methoden und Leitaspekte der aktuellen Debatte im Interferenzenfeld von 'Literatur' und 'Geschichte' zur Diskussion. Im Hauptteil wird dann in einer chronologisch gegliederten Reihe von Fallstudien der Zusammenhang von Geschichtsbild und Textverfahren ebenso beleuchtet wie die gesellschaftliche Funktion unterschiedlicher Formen und Gattungen der Geschichtsreprasentation. Damit liegt ein Kompendium vor, das die seit einigen Jahren expandierende Forschung mit Blick auf deren Ertrage fur Literaturwissenschaft und Geschichtstheorie erstmals systematisch erschliesst und damit auch als Einfuhrung in ein aussergewoehnlich vielfaltiges Forschungsfeld dienen kann.
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