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Vorwort Das vorliegende Handbuch Spezielle Soziologien gibt einen UEberblick uber die weit v- zweigte Landschaft soziologischer Teildisziplinen und Forschungsfelder. Die insgesamt 40 Einzelbeitrage fuhren grundlegend in die verschiedenen Teilgebiete der Soziologie ein und informieren uber Genese, Entwicklung und den gegenwartigen Stand der einzelnen - beitsbereiche. Fur die Geschichte des Faches ist es dabei eine keineswegs unerhebliche Frage, welche spezielle Soziologie sich zu welcher Zeit herausgebildet hat. Zumindest dann, wenn man davon ausgeht, dass es dabei nicht um eine rein zufallige Entwicklung handelt oder um eine ausschliesslich innerdisziplinare Angelegenheit. Naher liegend ist davon auszugehen, dass die Etablierung einzelner Bindestrichsoziologien mit einer auch ausserhalb der Soziologie zu beobachtenden Aufmerksamkeitskonzentration auf bestimmte Themenfelder und gesellschaftliche Prozesse einhergeht. Diesen Prozess einmal naher zu analysieren ware eine ganz eigene, im vorliegenden Band nicht zu leistende Aufgabe. Auf jeden Fall hatte eine solche Analyse als einen ihrer Ausgangspunkte die zunehmende int- ne Differenzierung des Faches in eine Vielzahl von Arbeitsbereichen, Forschungsfeldern und Perspektiven zu berucksichtigen. Das Handbuch Spezielle Soziologien verfolgt die Absicht einer moeglichst weit gehenden Erfassung der Themengebiete, mit denen sich die Soziologie gegenwartig in Forschung und Lehre beschaftigt. Es ist an der Zeit, die mann- faltigen Arbeitsbereiche und Gegenstandsfelder der Soziologie an einem Ort zu vers- meln.
Gegenstand des Buches sind die "nicht-intendierten Folgen" von Kommunikationsverkettungen und Handlungsinterferenzen, die gleichsam "hinter dem Rucken" der Akteure massgebliche Auswirkungen auf soziale Ereignisse und Strukturen haben. Mit Beitragen von Eva Barlosius, Dietmar Braun, Thomas Brusemeister, Rainer Greshoff, Matthias Junge, Georg Kneer, Thomas Kron, Wil Martens, Uwe Schimank, Wolfgang Ludwig Schneider und Thomas Schwinn.
"Struktur" und "Ereignis" gelten vielfach als unverzichtbare Begriffe, die das Zustandekommen sozialer Ordnung beschreiben und erklaren wollen. Zu beiden Begriffen sowie zu deren Verhaltnis existieren bis heute eine Reihe unterschiedlicher Auffassungen. Diese sind - in einer Auswahl - Gegenstand der Buchbeitrage. Entlang des Duals "Struktur/Ereignis" werden von sechs Autoren und einer Autorin Konvergenzen und Divergenzen zwischen verschiedenen theoretischen Konzeptionen vergleichend herausgearbeitet. Das Ergebnis sind sieben Ausgangsbeitrage, zu denen die Autorin und alle Autoren Vernetzungsbeitrage verfasst haben, in denen die Ausgangsbeitrage in komparativer Perspektive erortert werden. Diese Organisation des Buches soll dazu beitragen, verschiedene Positionen in den Sozialwissenschaften befriedigender miteinander vermitteln zu konnen
Verweisen multiple Lebensstile auf die Auflosung traditioneller Sozialstrukturen? Oder sind sie blosse Folgeerscheinungen sozialer Ungleichheiten? Sind Lebensstile unabhangig von den soziookonomischen Verteilungsstrukturen zu beschreiben? Oder stehen sie in einer engen Beziehung zu "harten" sozialstrukturellen Merkmalen? Diese und andere in der soziologischen Lebensstilforschung kontrovers diskutierten Problemfelder werden in den Beitragen dieses Bandes aufgegriffen und fortgefuhrt. Dabei dokumentieren sie das breite Spektrum der Lebensstildebatte und tragen zugleich dazu bei, den Lebensstilbegriff als soziologischen und gesellschaftstheoretischen Grundbegriff zu profilieren.
Die Untersuchung thematisiert den Zusammenhang von Sozialtheorie und Zeitdiagnose bei Jurgen Habermas, Michel Foucault und Niklas Luhmann. Das Einfuhrungskapitel fuhrt mit Bezug auf die Schriften Max Webers zur leitenden Problemstellung: Welcher grundbegriffliche Rahmen ermoglicht es, den Phanomenbereich des Sozialen kategorial zu erschliessen und erweist sich zugleich konzeptionell geeignet fur eine Theorie und Diagnose moderner Gesellschaften? In den anschliessenden drei Hauptteilen erfolgt die Rekonstruktion der Schriften von Habermas, Foucault und Luhmann, wobei die einzelnen Teile wechselseitig aufeinander verweisen. Insbesondere im Schlussteil finden sich resumierende Betrachtungen, die vergleichend auf fruhere Uberlegungen Bezug nehmen. Zusatzliche Hinweise und Ubersichten uber die Vorgehensweise erleichtern die Lekture."
8 Kant machte keinen Hehl daraus, dass die Metaphysik den erhabenen wissenschaftlichen Vorbildern der Mathematik und der Physik folgen sollte. Beeindruckt von den ersten Erfolgen der aufstrebenden Naturwissenschaften und der logischen Stringenz der Mathematik glaubte Kant, mit einer Revolu tion der Denkart auch die Philosophie uber blosses Scheinwissen hinauszu fuhren und ihr einen festen Platz im angesehenen Wissenschaftsgebaude zu erkampfen. Die Uberlegungen von Kant erscheinen ebenso einfach wie genial. Kopernikus hatte gelehrt, dass sich die Himmelsbewegungen leichter erklaren lassen, wenn man die alte, traditionelle Annahme aufgibt, dass "das ganze Stemheer ( ... ) sich um den Zuschauer',2 dreht und man es stattdessen ein mal umgekehrt versucht. Also liess Kopernikus "den Zuschauer drehen und dagegen die Sterne in RUhe.3, und diese Umanderung der Denkart ermog lichte in der Tat die erklarungsstarkere Beschreibung der Himmelskorper. Kant schlug nun vor, es in der Metaphysik einmal auf ahnliche Weise zu versuchen. Statt weiter der Vorstellung zu folgen, dass die Erkenntnis sich nach den Gegenstanden richtet, sollte man es laut Kant einmal mit der umgekehrten Annahme probieren, also mit der Uberlegung, dass sich die 4 Dinge als Erscheinungen nach unserer VorsteIlungsart richten."
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