|
Showing 1 - 9 of
9 matches in All Departments
Gilbert Ziebura hat das Konzept der Gesellschaftsformation
entwickelt. Mit diesem gesamtgesellschaftlichen Ansatz werden
historisch-kritisch Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
Frankreichs in ihren gegenseitigen Bezugen und Bedingtheiten
analysiert."
Um es offen herauszusagen: Dieses Buch verspricht keine
beschauliche Feierabend-Lekture. Das liegt am Gegenstand, aber auch
an der Art und Weise, wie die Autoren ihn behandeln. Es liegt vor
allem an den Schlussfolge rungen, zu denen sie gelangen. Wir
verhehlen nicht, dass sie eine kritische Ge genposition zu jener
Sicht der Dinge darstellen, die dem/ der Leserln ubli cherweise aus
den Medien entgegenschallt. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass
zwar fortwahrend von den "Umbruchen in der Weltpolitik" und von der
"grosseren weltpolitischen Verantwortung der Deutschen" die Rede
ist, dass aber kaum zu Ende gedacht wird, was derartige Aussagen in
Wahrheit bedeu ten. Die Gefahr wachst, dass die Augen bewusst
verschlossen werden, um die Auswirkungen, die diese gewaltigen
Veranderungen bis in das personliche Le ben haben, nicht ernst
nehmen zu mussen. Hinzu kommt, dass unsere postmo derne
Informationsgesellschaft dazu neigt, den Ereignissen die Spitze zu
neh men, sie zu verschleiern, zumindest aber zu relativieren, nicht
selten sogar zu verfalschen. Plotzlich leben wir mit Umbruchen, als
waren es Verkehrsun falle. War der Golfkrieg nicht wenige Monate
nach seinem Ende schon wieder vergessen? Unser Buch versucht, gegen
diese Form der "Bewaltigung" von Prozes sen vorzugehen, von denen
es in Sonntagsreden immer wieder heisst, sie hatten "historische
Bedeutung." Das geschieht in doppelter Weise. Zum einen geht es
darum, die Natur der Umbruche genauer in den Griff zu bekommen und
zwar sowohl auf der globalen wie auf der europaisch-regionalen und
schliesslich, aber erst dann, auf der deutschlandspezifischen
Ebene."
Gilbert Ziebura wurde 1964 durch die Freie Universitiit Berlin auf
einen der er sten Lehrstiihle ffir Internationale Politik in
Deutschland berufen. Sein Wirken hat das Fach nachhaltig
beeinfluBt: Beinahe ein Drittel derer, die gegenwiirtig an Uni-
versitiiten in der Bundesrepublik und West-Berlin internationale
Beziehungen unterrichten, sind durch seine Schule gegangen. Das
Fachgebiet selbst veriinderte sieh unter seinem EinfluB: Neben das
Studium des internationalen Systems und der AuBenpolitik und ihrer
Abhangigkeit von innenpolitischen und gesellschaftli- chen Faktoren
traten die Analyse von Internationalisierungsprozessen und deren
Auswirkungen auf die hiervon betroffenen Gesellschaftsformationen.
Sein Ausgangspunkt war immer wieder Kehrs Frage nach der
gesellschaftli- chen Bedingtheit von AuBenpolitik, die er zuniichst
fUr Frankreieh zu beantworten suchte und spater in die deutsche
Diskussion einbrachte. Er ebnete darnit den Weg fUr einen
gesellschaftswissenschaftlich geniihrten Ansatz in der Analyse
interna- tionaler Beziehungen, den er spiiter urn die Analyse der
Polarisierungs-und An- passungsprozesse als Folgen der
internationalen Arbeitsteilung zu einem eigenen Weltsystemansatz
erweiterte (vgl. Ziebura 1984). Reduktionistischen theoreti- schen
Interpretationen, die nur wenige Determinanten beriicksiehtigen,
blieb er abhold. Er ist seiner Herkunft als Historiker stets treu
geblieben, sowohl was das Hankwerkszeug als auch was die
(verstehende) Methode anging: Immer ist es ihm urn die Gesamtschau
zu tun gewesen.
|
Frankreich-Jahrbuch 1988 - Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Geschichte, Kultur (German, Paperback, 1988 ed.)
Lothar Albertin, Marieluise Christadler, Gerhard Kiersch, Adolf Kimmel, Robert Picht, …
|
R1,571
Discovery Miles 15 710
|
Ships in 10 - 15 working days
|
Der erste Band des Frankreich-Jahrbuchs, den wir hier vorlegen, ist
das Ergebnis einer gemeinsamen Initiative. Seit 1985 finden
alljahrlich Konferen zen der deutschen Frankreich-Forscher statt,
die vorn Deutsch-Franzosischen Institut in Ludwigsburg veranstaltet
werden, um gemeinsam Fragestellungen von ubergreifender Bedeutung
zu diskutieren (1985: Stand und Entwicklungs moglichkeiten der
sozialwissenschaftlichen Frankreichforschung; 1986: Poli tisches
System im Umbruch; 1987: Modernisierung in Frankreich; 1988:
Frankreich in den internationalen Beziehungen). Aus diesen
Konferenzen ist ein Arbeitskreis sozialwissenschaftlich
orientierter Frankreich-Forscher her vorgegangen, an dem rund
hundert Wissenschaftler aus Hochschulen und Forschungsinstituten
der Bundesrepublik Deutschland beteiligt sind. Diese
Jahreskonferenzen haben offenbart, was zuvor weithin unbekannt war:
die Vielfalt und Produktivitat der deutschen Frankreich-Forschung.
Tat sachlich litt sie insofern unter einern schweren Handikap, als
sie verstreut und zersplittert stattfand, sich daher nicht voll
entfalten und damit auch in der Of fentlichkeit nicht jene Geltung
erwerben konnte, wie sie nicht zuletzt fur eine tragfahigere
deutsch-franzosische Zusammenarbeit unerlasslich ist. Das ange
sammelte wissenschaftliche Potential fur die Meinungs-und
Entscheidungs bildung blieb weitgehend ungenutzt."
Bekanntlich ist es fur den Politologen besser, auf die
Verfassungswirklich keit zu warten, bevor er es wagen sollte, ein
neues Regierungssystem zu analysieren und zu interpretieren. Er
weiss, dass der Regierungsprozess in seiner Dynamik und unter dem
Einfluss unvorhergesehener und unvorher sehbarer Faktoren oft
Regeln gehorcht, die nicht unbedingt denen ent sprechen, die der
Verfassungstext fixiert hat. Diese Vorsicht ist doppelt am Platze,
wenn es sich um ein Regierungssystem wie das der V. Republik han
delt, wo der Text der Verfassung herzlich wenig, die uberragende
Person lichkeit eines Mannes dagegen fast alles zu bedeuten
scheint. Was die Ver fassungstheorie anlangt, ist die Veranderung
gegenuber der IV. Republik in der Tat einschneidend. Wer vermochte
aber heute zu sagen, ob und inwie weit es sich dabei um einen
Bruch, um eine Wendung, um eine Wandlung im fundamentalen,
historisch und sozial bedingten Verhalten der Franzosen handelt?
Man hat allen Grund zum Misstrauen. Hinter dem standigen Wechsel
der Regime in Frankreich verbarg sich, wenigstens bis zum Jahre
1958, eine durchaus sinnvolle Kontinuitat. Diese gebotene Vorsicht
darf nun aber nicht einen Vorwand zur Un tatigkeit liefern. Im
Gegenteil schien es uns sinnvoll, zunachst einmal das Material zu
sammeln und zuverlasslich zuganglich zu machen, das zum Ver
standnis der theoretischen Grundlagen und einiger konkreter Gegeben
heiten des neuen Regimes unentbehrlich ist. Uber die V. Republik
ist schon viel geschrieben, aber es ist auch viel an ihr gesundigt
worden."
|
You may like...
Loot
Nadine Gordimer
Paperback
(2)
R383
R310
Discovery Miles 3 100
|