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Die Entdeckung bzw. Wiederentdeckung der blutzuckersenkenden
Wirkung von Sulfonylharnstoffen im Jahre 1955 durch FRANKE und
FUCHS hat die For- schung sowohl uber die Physiologie der
Langerhansschen Inseln als auch uber den Kohlenhydratstoffwechsel
sehr angeregt. Nachdem es wahrscheinlich wurde, dass Substanzen aus
der Gruppe der Sulfonylharnstoffe die Sekretion von Insulin
stimulieren, wurden verschiedene Methoden zur Bestimmung von
Insulin im Blut entwickelt, die wegweisend fur empfindliche
Methoden zur Bestimmung anderer Peptidhormone waren, und die
elektronenmikroskopischen Beobachtungen der Vorgange bei der
Sekretion von Insulin aus den B-Zellen wurden zum Modell fur die
Vorstellungen uber die Funktion anderer Drusen. Es gibt viele
Substanzen, die die Insulin-Sekretion aus den B-Zellen beeinflus-
sen, die Zucker Glucose und Mannose, die Aminosauren Arginin und
Leucin, ver- schiedene kurzkettige Fettsauren, verschiedene
Metaboliten des intermediaren Stoffwechsels und Hormone, wie
Glucagon, Corticotropin, Secretin, Gastrin, Pankreozym und
verschiedene andere. In diesem Band sollten die therapeutisch
interessanten Pharmaka abgehandelt werden, zu denen vor allem die
Gruppen der Sulfonylharnstoffe bzw. Sulfonamide und der Biguanide
gehoren. Auf die Geschichte der Verwendung von Biguaniden zur
Behandlung von Diabetikern geht BECKMANN in seinem Artikel
ausfuhrlich ein, so dass sich eine Darstellung hier erubrigt. Die
blutzuckersenkenden Sulfonylharnstoffe wurden 1955 sozusagen durch
eine klinische Zufallsbeobachtung mit Carbutamid wieder entdeckt
und fur die Therapie zuganglich gemacht, nachdem LOUBATIERES sich
mit der Wirkung ahnlicher Substanzen auf den Blutzucker und auf die
Langerhans'schen Inseln bereits seit Anfang der 40er Jahre
ausfuhrlich experimentell beschaftigt und bereits prinzipielle
Aussagen uber den Wirkungsmechanismus gemacht hatte, die auch heute
noch weitgehend akzeptiert werden.
Aus der Sicht der Neurowissenschaften sind Erkrankungen des
autonomen Nervensystems erst in jiingster Zeit ins klinische
Blickfeld geriickt. Trotz einer langen Forschungstradition am
autonomen Nervensystem die mit Namen wie Cannon, Hess und MacLean
verkniipft ist bleiben die Kenntnisse iiber Struk tur und Funktion
bei wei tern hinter jenen zuriick, die gerade in den letzten lahren
iiber sensomotorische Systeme gewonnen wurden. Die autonome
Diabetesneuropathie stellt auBerdem nur einen Sektor aus einer
Vielzahl bislang wenig beriicksichtigter metabolischer, toxischer
und entziindlicher Storungen am vegeta tiven Nervensystem dar.
Diese Form der Neuropathie ist zugleich mit besonders vieWiltigen
klinischen Symptomen verbunden. Auch aus der Sicht der Diabetologie
wurde die autonome Neu ropathie in Klinik und Forschung bislang
nicht ausreichend beriicksichtigt. Dies diirfte einerseits dadurch
bedingt sein, daB die klinische Bedeutung der autonomen Neuropathie
als Kompli kation des Diabetes mellitus unterschatzt wurde und
andererseits methodische Schwierigkeiten bestehen, neuropathische
Verande rungen bestimmter Organsysteme friihzeitig zu erfassen. Die
Untersuchungsmethoden zum Nachweis vegetativer Storungen stammen
dabei nur teilweise aus Neurologie und innerer Medizin, groBenteils
aber aus anderen Fachgebieten, wie z. B. der psychophysiologischen
Forschung. Es handelt sich somit urn ein Grenzgebiet, das die
Integration internistischer, neurologischer und
endokrin-metabolischer Aspekte erfordert. Zudem stellt der Diabetes
mellitus mit seinen Organkomplikationen wie hier am Beispiel der
autonomen Neuropathie gezeigt, auch ein Para digma fUr
psychophysische Wechselwirkungen und zugeordnete psychologische
Probleme dar, auf die hier ebenfalls erstmals naher eingegangen
wird."
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