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Nicht nur Geschichte im Allgemeinen boomt, sondern vor allem auch die zyklische Auseinandersetzung mit ihr. Jubilaen, Erinnerungsjahre und Jahrestage sind daher eine der wichtigsten Triebfedern fur die oeffentliche Beschaftigung mit Geschichte. Sie thematisieren Geschichte als Ressource historischer Identitatsbildung. Die gegenwartige Jubilaumskultur ist dabei aus verschiedenen historischen Praktiken und Traditionen entstanden und durch ganz unterschiedliche Geschichtskulturen beeinflusst worden. Im Fokus dieses Bandes stehen die gesellschaftlichen Deutungen in Form von Praktiken, Ritualen und kommunikativen Regeln, wie sie sich in Jubilaen und Gedenktagen zeigen.
Der Begriff "Heimat" ist derzeit in aller Munde. Wenig verwunderlich mag noch erscheinen, dass die zuletzt auch in Deutschland mit Aplomb emporgekommene politische Rechte die Notwendigkeit von kultureller Identitat, voelkischer Gemeinschaft und nationaler Heimat als Arznei gegen das vermeintliche Gift von grenzeberschreitender Globalisierung und wissensgesellschaftlicher Vereinzelung propagiert. UEberraschend mutet dagegen die aktuelle Konjunktur des Heimat-Themas im Spektrum links-liberaler Parteien, Literaten, Kulturschaffender an. Besteht die auf den ersten Blick anachronistisch anmutende Attraktivitat der Idee der Heimat darin, dass sie sich "am mentalen Verkehrsknotenpunkt von Globalisierung, romantischem Neo-Konservatismus und neuen politischen und gesellschaftlichen Konfliktlinien" (Koppetsch) befindet? Verbindet sich die Heimat-Renaissance also mit der Frage nach Sicherheit und der Suche nach verlasslichen Bindungen in Zeiten des digitalen und oekonomischen Wandels? Oder spielen Flucht- und Migrationsbewegungen diesbezeglich die entscheidende Rolle, dies im Sinne einer Verlustangst bei Teilen der deutschen Gesellschaft angesichts der Zuwanderung von ethnisch, sprachlich, kulturell Fremden? Lasst sich dergleichen gar historisch verallgemeinern, korrespondieren Heimat-Boomphasen also generell mit tiefgreifenden gesellschaftlichen, oekonomischen und/oder kulturellen Transformationen - vom Aufkommen der Heimat-Bewegungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zur "Ostalgiewelle" in den 1990er Jahren? Grundsatzlicher noch: Was ist das eberhaupt, Heimat? Diesen Fragen geht die INDES in diesem Heft nach.
Voices of the Holocaust and the act of memory.
The 75th anniversary of the liberation of Auschwitz was commemorated in 2020. While the final survivors are now rapidly disappearing, mass tourism phenomena can be perceived in Auschwitz at the same time. In light of these changes, it is important to discuss the concept of remembrance and also to ask: What do the crowds of visitors see? In 2017 and 2018, Frederic Mougenot photographed the two extermination camps and locations in the so-called "Interessengebiet" (area of interest), which was largely forgotten after 1945. What is thus shown in the photographs is an invisible boundary that separates the culture of remembrance from gradual disappearance.
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