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In den modernen Wohlfahrtsstaaten sind Nivellierungstendenzen der
sozialen Schichtung unubersehbar.Sie wirken sich auch auf die
Politik des Strafens aus, die im Strafrecht und seiner Anwendung
ihren Ausdruck findet. Dabei ergibt sich im ganzen das Bild eines
milden Wohlfahrtsstaates, der Devianzen "unten" wie "oben" duldet
und nur vereinzelt Sanktionen erhalt und erhoht. Dieser Befund
ergibt sich aus der Analyse der Entwicklungen der Kriminalitat
unddes Strafens in den modernen Gesellschaften Westeuropas und
daruber hinaus den USA und Japans sowie aus Fallstudien zur
Auseinandersetzung um das 2. Gesetz zur Bekampfung der
Wirtschaftskriminalitat und uber die Gesetzgebung zur
Strafaussetzung fur "Lebenslangliche.""
Obwohl 'Soziale Ungleichheit' als ein klassisches Thema der
Gesellschaftstheorie gelten muss, war die Diskussion um die Ur-
sachen, Formen und Veranderungen sozialer Ungleichheit gegen Ende
der siebziger Jahre eher in den Hintergrund der sozial-
wissenschaftlichen Theoriediskussion geraten. In den letzten Jahren
wurde die Debatte um die soziale Ungleichheit in einer Reihe von
Sammelbanden jedoch wieder aufgenommen: Theorie- stucke, die als
abgeschlossen galten, wurden neu belebt, und aus der Perspektive
einer Theorie 'horizontaler Disparitaten' wurden neue Formen der
sozialen Ungleichheit in den Mittel- punkt geruckt. Neuere
Theorien, die fachuniversale Geltung beanspruchen, wurden jedoch
bisher nur in seltenen Fallen explizit auf das Thema soziale
Ungleichheit angewandt. Diese Lage gab den Anstoss und Anlass fur
die Sektion 'Soziologische Theorien', im Oktober 1985 in Bremen
eine Tagung mit dem The- ma 'Soziologische Theorien der
Ungleichheit' durchzufuhren. Mit dieser Tagung sollte- - ausgehend
vom neuesten Entwick- lungsstand klassischer Positionen -
einerseits die Debatte um aktuelle Beitrage der
Ungleichheitsforschung auf der Seite der soziologischen Theorie
aufgenommen und fortgefuhrt, an- dererseits sollten aber auch neue
allgemeine Theorieansatze zur Erklarung und Analyse sozialer
Ungleichheit angeregt wer- den. Weiterhin schien es geboten, nach
den Wechselbeziehungen von empirischer Ungleichheitsforschung und
dem Stand der Theoriediskussion zu fragen.
Dieser Band vereinigt Beitrage, die aus zwei verschiedenen, aber
dennoch miteinander verbundenen Arbeitszusammenhangen entstanden
sind. lch habe mich seit langem mit der Erklarung sozialer Probleme
und sozialer Kontrolle beschaftigt. Bei der Suche nach trag-
fahigen Ansatzen stieB ich auf Helmut Klages' Buch "Die unru- hige
Gesellschaft". Darin prasentiert der Autor eine Theorie, die die
ganze Breite sozialer Probleme und sozialer Kontrolle thematisiert
und mit einem geschlossenen Erklarungsansatz er- faBt. Diese
Theorie war fur Hans-Gunther Heiland und mich einerseits und Theo
Schiller andererseits AnlaB zu kritischer Kommentierung. Der
Bamberger Soziologentag bot mit einer Ver- anstaltung der Sektion
"Soziale Probleme und soziale Kontrol- le" Gelegenheit, den
Vertreter der Wohlfahrtsstaat-These und deren Kritiker zu Wort
kommen zu lassen. Diese Diskussion wird in den drei ersten
Beitragen des Bandes wiedergegeben. Jedoch wird mit dem dritten
Beitrag von Heiland, mir und anderen ein wei teres Ziel verfolgt:
lm Forschungsschwerpunkt ", Soziale Probleme: Kontrolle und
Kompensation" an der Universitat Bre- men beschaftige ich mich seit
einigen Jahren zusammen mit den Kollegen, die an dem Beitrag
mitarbeiteten, mit empirischen Untersuchungen zur Erklarung der
Entstehung und Entwicklung von sozialen Problemen und sozialer
Kontrolle. Diese For- schungsarbeiten beziehen sich mehr oder
weniger stark auf eine von mir entwickelte herrschaftssoziologische
Erklarung sozialer Probleme und sozialen Kontrolle, die auch eine
Aus- einandersetzung mit Klages' Theorie der "unruhigen Gesell-
schaft" ist.
Jahrelang habe ich mich zusammen mit einigen Kollegen mit sehr
verschiedenen Formen abweichenden Handelns, mit Randgruppen und
-schichten, mit Instanzen sozialer Kontrolle (Sozialarbeit, Poli
zei, Straf justiz) und dem Strafrecht befasst. Dabei zeigte sich
immer wieder, dass es schwierig ist, diese Probleme mit bekannten
einheit lichen Forschungsansatzen anzugehen. Weder die mir
bekannten Theorien sozialer Probleme noch die verbreiteten
schichtungstheore tischen Erklarungsansatze vermogen dies
uberzeugend. Das war der Grund fur mich, einen Neuansatz zu
versuchen. Daraus ist eine Ar beit zur Herrschaftssoziologie
entstanden, in der die Probleme der Abweichung und Kontrolle in den
Hintergrund traten, so dass diese nunmehr nur im 1. und 6. Kapitel
eine Rolle spielen. Die Arbeit wurde von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft und der Universitat Bremen grosszugig
unterstutzt. Die Studenten Susanne Bartsch, Gunter Radtke und
Algrid Hillmer haben in verschiedenen Phasen meine Arbeit
unterstutzt. Hans-Gunther Heiland, Christian Ludemann und Gunter
Radtke la sen das Manuskript und regten Anderungen an, die ich zum
Teil verwirklichte. Marga Rathjen gestaltete die Modelle und
schrieb Entwurf und Reinschrift des Manuskripts. Ihnen allen sei
herzlich gedankt. Hans Haferkamp 9 1. Gesellschafdiche Paradoxien
und Aussichten einer herr schaftssoziologischen Erklarung Bei
aufmerksamer Beobachtung stosst man in der Bundesrepublik
Deutschland zu Beginn der 80er Jahre auf viele Gegensatze. Die
meisten von ihnen sind auch in anderen westeuropaischen Gesell
schaften auszumachen."
Diese Arbeit entstand aus der Enttauschung bei der Lektiire hand
lungstheoretischer Texte. Theorien sozialen Handelns erheben durch
weg den Anspruch, allgemeine Theorie zu liefern, d. h. Gesellschaft
auf allen Ebenen durchgangig bestimmen und erklaren zu lassen. Es
gelingt jedoch kaum, diesen weitgesteckten Anspruch einzuliisen,
wie schon eine Anwendung der iiblichen handlungstheoretischen
Konzepte auf gedankliche Konstruktionen von Gesellschaftlichem
zeigt. Schon an diesem Gegenstand, noch vor allen gebotenen
Untersuchungen konkre ter gesellschaftlicher Tatbestande, lassen
die Handlungstheoretiker durchgangige Begriffs- und Aussagensysteme
vermissen, die geeignet waren, die wichtigsten, dem Alltagsdenken
viillig gelaufigen Aspekte von Gesellschaft zu analysieren und zu
erkHiren. In den jeweils zweiten Abschnitten der Teile I bis III
werden neben den Vorziigen diese Man gel einzelner sehr bekannter
und verbreiteter Handlungstheorien be sprochen. Man kiinnte sich
mit dieser Kritik begniigen, Theorien sozialen Han delns kurzerhand
verwerfen und sich anderen Konzepten wie gesell
schaftstheoretischen oder systemtheoretischen Ansatzen zuwenden.
Dazu wird allemal geraten. Davor laBt jedoch die Plausibilitat hand
lungstheoretischer Uberlegungen bei der Bestimmung und Erklarung
von Situationen alltaglichen Lebens warnen, denn dort haben sie
zwei fellos ihren Wert. Es fehlt nur eine Perspektive, die die
Untersuchungen solcher Situationen aufeinander bezieht, die
entscheiden laBt, ob hier eine Theorie vorliegt, die viillig
unterschiedliche Situationen, die zu sammen die Gesellschaft
bilden, in Analyse und Erklarung erhellt."
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