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Die Suche nach einem realitatsnahen Verstandnis von Wirtschaft und
Politik ist das Leitmotiv dieses Buches. Das Ubermass an taglichen
Informationen steht in einem im mer grosser werdenden Kontrast zum
Wissen um Zusammenhange. Es gibt ein wach sendes Defizit an
ganzheitlicher Sicht. Die Kluft zwischen medialer Welt und subjekti
ver Lebenswahrnehmung ist bedenklich, denn die Medien aller Art
sind fur jeden Bur ger der modemen Wirtschaftsgesellschaft zu
unersetzlichen Faktoren seiner Identitat geworden. Diese aber
braucht nicht nur eine Unzahl von Informationen, sondern eben so
eine Vorstellung von Zusammenhangen vertikaler Art, also im Kontext
von Ge schichte, Gegenwart und Zukunft, und horizontaler Art, also
in Form intelligenter Uberschreitungen spezialisierter
Wissenseinteilungen. In diesem Sinne werden hier Antworten auf
offensichtliche Diskrepanzen unserer Wirklichkeitswahrnehmung
gesucht. Diese Diskrepanzen werden nicht zuletzt durch die
hochspezialierten Fachwissenschaften hervorgerufen. Vor allem
wirtschafts wissen schaftliehe Experten geben objektiv (abstrakt)
"richtige" Analysen und Prognosen ab, die dennoch falsch oder
problematisch sind, weil sie der Komplexitat der Lebenswirk
lichkeit nicht gerecht werden. Dieses "falsch" und "richtig" wird
hier nicht in einem sozialethischen Sinne von "sozial" oder
"unsozial" verstanden. Vielmehr ist damit ge meint, dass
Fachexpertisen in der Regel nicht zuende denken. Am starksten wird
etwa gegenwartig die Anpassung nationaler Volkswirtschaften an die
globalen Wettbe werbsbedingungen diskutiert. Das Wort von den
notwendigen "einschneidenden" Massnahmen zur
Wettbewerbsverbesserung und Standortsicherung kann richtig sein."
Die vorliegende Studie entstand im Rahmen eines Forschungs
schwerpunktes am Institut fUr Politische Wissenschaft, Regie
rungslehre, der Universitat Hamburg. Bearbeitet wurden hier bei
politisch-okonomische Zusammenhange mit konkretem Bezug auf den
Stadtstaat Hamburg als dem Zentrurn des wichtigsten norddeutschen
Ballungsgebietes. Die Umweltpolitik bildete ne ben der regiona'len
Strukturpoli tik den Kern der Forschungsar beiten.
Ausgangsfragestellungen waren folgende: - Umsetzung und "Vollzug"
umweltpolitischer Bundesgesetze auf landesstaatlicher und
kommunaler Ebene ("Implementations forschung") i - die konkrete
Interaktion zwischen Staat (Behorden) und pri vaten
Industriebetrieben im Spannungsfeld zwischen admini strativer
Anordnungskompetenz und "Bargaining," z. B. im Sinne einer
"Sanierungspartnerschaft"i - die Frage nach den konkreten
Auswirkungen der behordlichen Aktionen beim Gesetzesvollzug auf die
betroffenen Indu striebetriebe ("Impact-Forschung)i - Anwendung
qualitativer Methoden der empirischen Sozialfor schung, urn einen
hoheren Grad an sozialer Realitat und Ein blick in komplexe
Zusammenhange und Einstellungsmuster als in vergleichbaren
quantifizierenden Untersuchungen zu er halten. Vorausgegangen war -
methodisch gesehen zugleich eine Art Pre-Test - eine Fallstudie zu
den regionalen beschaftigungs wirksamen Auswirkungen der
Umweltschutzgesetze in den Jahren 1977-1979. Die Untersuchung ist
auch das Produkt einer engen Koopera tion zwischen Wissenschaft und
Politik. So ging die Anregung fUr die empirische Untersuchung auf
die seinerzeit fUr Um weltschutzfragen zustandige Senator in
Eistner zurUck. Ihre Behorde, dort die Leitstelle Umweltschutz,
finanzierte die Fallstudie. Der seit 1973 yom Hamburger Senat und
der Univer sitat gemeinsam betriebene "Forschungsbereich
Umweltschutz und Umweltgestaltung" Ubernahm dann die groBere und
hier im Teil 3 veroffentlichte Hauptstudie. Sie wurde in den Jahren
1979-1981 durchgefUhrt."
Bei dieser Studie handelt es sich um einen Arbeitsbericht uber ein
laufendes For schungsprojekt der Verfasserin. Sie dankt ihren
Kollegen Prof. Dr. Dieter Schroder und Dr. Gunther Hellmann sowie
den Teilnehmern des Projektkurses "Alliierte Rechte und
Verantwortlichkeiten" an der FU Berlin fur viele Anregungen, ferner
Frank Hartmann fur Hilfe bei der Materialbeschaffung. 2
ArnulfBaring, Aussenpolitik in Adenauers Kanzlerdemokratie. Bonns
Beitrag zur Eu ropaischen Verteidigungsgemeinschaft. Munchen u.
Wien: Oldenbourg 1969, S. I. 3 Vgl. Christian Hacke, Weltmacht
wider Willen. Die Aussenpolitik der Bundesrepublik Deutschland.
Stuttgart: Klett-Cotta 1988; Hans-Peter Schwarz, Die Ara Adenauer,
1949-1957. Grunderjahre der Republik. Stuttgart: Deutsche
Verlagsanstalt, und Wies baden: F. A. Brockhaus 1981 (Bd. 2 der
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland); ders., Die Ara
Adenauer, 1957-1963. Epochenwechsel. A.a.0. 1983 (Bd. 3 der Ge
schichte der Bundesrepublik Deutschland). 4 Die Doppeldeutigkeit
des Begriffs "Alliierte," der zum einen die Mitglieder der Anti
Hitler-Koalition und zum anderen die Drei Machte mit spezifischen
Rechten fur Deutschland als Ganzes und Berlin bezeichnet, wird in
dem vorliegenden Beitrag be wusst beibehalten. Die Ausdehnung des
Begriffs "Alliierte" auf die Bundesrepublik verdeckte ihren
Sonderstatus. Dies ist ein instruktives Beispiel dafur, wie mit
Begrif fen Politik gemacht werden kann."
Hans-Hermann Hartwich Es ist eine Binsenweisheit, daB fast jeder
Aspekt der Regierungstiitigkeit eine finanzielle Dimension besitzt,
sei es in bezug auf die Finanzierung (Einnah meseite), sei es in
bezug auf die Wirkungen (Ausgabenseite). Somit ware die Frage nach
den "finanz-und wirtschaftspolitischen Bestimmungsfaktoren des
Regierens" gleichsam unbegrenzt, fur eine wissenschaftliche
Bearbeitung in einem relativ schmalen Band nicht
operationalisierbar. Der vorliegende Band konzentriert sich auf die
"Systemfrage," d.h. auf die Bedeutung fiskalischer Komponenten fur
das Regierungssystem und das Re gierungshandeln. So stehen das
Budget (Teil I) und die Finanzbeziehungen (Teil II) im fOderativen
System im Mittelpunkt des Interesses, nicht finanzpoli tische
Probleme. Schon hier wird immer wieder auf den deutschen Vereini
gungsprozefi bezug genommen. Ganz konkret geschieht dies
anschliefiend im Teil III, der nicht nur Fragen der Finanzierung
der Vereinigung behandelt, sondem vor allem auch auf Optionen fur
die zukiinftige Gestaltung der f6dera tiven Finanzbeziehungen (ab
1995) eingeht. Eine Fallstudie tiber das Verhiilt nis zwischen
Bundesregierung und Bundesbank im Vereinigungsprozefi sowie eine
umfassende Studie tiber die Einfltisse intemationaler
Wiihrungsbewegun gen auf die Handlungsfiihigkeit nationaler
Regierungen (Teil IV) beschliefien diesen Band."
"Professionalisierung der politikwissenschaftlichen Ausbildung"
bedeutet, dass sich Lehre und Studium starker an moglichen
Berufsrollen oder Tatigkeitsfeldern fur Polito logen mit dem
Diplom- oder Magisterexamen orientieren sollen. Zwar war die Lehre
seit der Rekonstituierung der deutschen Politikwissenschaft nach
1945 stets durch ein Spannungsverhaltnis zwischen
wissenschaftsimmanenten und "praxis"relevanten Ziel setzungen
gepragt. Seit der Einsetzung von Studienreformkommissionen, in
denen die Universitatsvertreter nur noch eine knappe Mehrheit
gegenuber den Staatsvertretern be sitzen, vor allem aber seit dem
drastischen Ruckgang der Lehramts studenten, hat sich der Ruf nach
mehr, Praxisbezug" insbesondere der sozialwissenschaftlichen
Universi tatsdisziplinen verstarkt. Schliesslich gibt es auch die
eigene Motivation der ausbilden den Professoren, angesichts der
Arbeitsmarktsituation ihre Absolventen kompetenter und
konkurrenzfahiger zu entlassen. Ist aber eine verstarkte
Orientierung an beruflicher Praxis, an Tatigkeitsfeldern oder wie
auch immer man die nicht aus der Wissenschaft selbst kommende
Orientierung nennen will, wirklich eine sinnvolle, vertretbare und
ef fektive Losung der zweifellos vorhandenen Probleme? Ist sie es
insbesondere bei der Politikwissenschaft (oder generell den
Sozialwissenschaften) mit ihren nicht standardi sierbaren
Berufsverlaufen, ihren nur vage bestimmbaren Tatigkeitsfeldern? Je
breiter und intensiver die Diskussion dieser Fragen wurde, um so
kontroverser ge staltete sie sich. Anstosse zu einer breiteren
Diskussion gaben nicht zuletzt die Studien reformkommissionen der
Bundeslander und die im Jahre 1986 als Entwurfe an die Uni
versitaten gelangten "Empfehlungen" der uberregionalen
Studienreformkommission Politische Wisenschaft/Soziologie bei der
Kultusminister-Konferenz."
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