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Die Erforschung des politischen Verhaltens von Burgern hat in der Politikwissenschaft und der Politischen Soziologie Tradition. Erinnert sei an das Aufkommen der empiri- schen Wahlforschung wiihrend und dann vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, an die klassischen Studien 'The civic culture' von Almond & Verba (1963) und 'Political life. Why people get involved in politics' von Lane (1959). Besondere Aufmerksamkeit erlangte die politische Partizipation nach den Unruhen von 1968, naeh der Falsifizie- rung der These vom Ende der Ideologie. Nicht mehr die Beteiligung der Burger an Wah- len, sondern die Teilnahme an politischen Demonstrationen, der Griff zu zivilem Unge- horsam und politischer Gewalt standen im Mittelpunkt des Interesses. Die Studie 'Political action' hat das politische Verhalten von Burgern in acht westlichen Indu- striegesellschaften urn die Mitte der siebziger Jahre untersucht. Die darin postulierte Gliederung politischer Verhaltensweisen in konventionelle und unkonventionelle Formen hat breite Aufnahme gefunden. Nicht nur unkonventionelle Massenbewegungen, son- dern auch der Linksterrorismus fUhrtcn in der Bundesrepublik zu einer starken Bela- stung des politischen Systems. Das terroristische Handeln stand im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens 'Ursachenforschung Terrorismus' des Bundesministers des Innern. Innerhalb dieser Forschung untersuchte das Projekt 'Jugend und Staat' Motivationsmu- ster bei jungeren Burgern, die zu Systemfeindschaft und politischer Illcgalitiit fuhren. Die vorliegende Studie soli einen Beitrag zur Frage der Struktierung politischer Par- tizipationsformen liefern. Die Interpretation politischcr Aktivitiiten als konventionell oder unkonventionell wird kritisch hinterfragt.
nen Gesellschaft, nicht urn den Pluralismus verschiedener Wertsysteme, die in der Gegenwart heterogene Traditionen reprasentieren und zumindest noch sektorale oder schichtenspezifische Geltung haben. Der Ansatzpunkt der Kritik konnte hier vielmehr in einer aUe kulturellen Werte betreffenden Geltungsschwache gegenfiber Dominanzanspriichen der Zivilisation liegen. Die These, daB in den fortgeschritte- nen Industriegesellschaften das (technische) "Reich der Mittel" und des Machens im Zuge einer langfristigen Entwicklung den Primat fiber das "Reich der Zwecke- des Handelns in Erfilliung von Kulturwerten - gewonnen habe, kann als gut belegt gelten angesichts zahlreicher, im Ergebnis konvergierender Analysen, die von durch- 213 aus unterschiedlichen Standpunkten und theoretischen Ansatzen ausgehen . Die allerorten erhobene Klage fiber das "Sinndefizit" der Industriegesellschaf- ten, das auch verschiedentlich schon zur Erklarung von Studentenbewegung und 214 Terrorismus herangezogen worden ist, konnte danach ihre reale Grundlage darin finden, daB sich Kultur i. e. S. fiberhaupt auf eine "Schwundstufe" zUriickgezogen hat, auf der sie, sei es als sog. "hohere Kultur" (Kunst, Religion, Geisteswissenschaf- ten), sei es als Massenkonsumgut im Joumalismus und ahnlichen Institutionen in 5 jedem Fall nurmehr margin ale Funktionen im Freizeit- und Hobbybereich erffillt21, wahrend die Zivilisation sich von ihrem sinnvollen Status als Produzentin von Mit- teln ffir kulturell definierte Zwecke emanzipiert hat zu einer Autonomie, in der die Zweckfrage entweder materialistisch, also "unkultiviert" entschieden oder ffir fiber- flfissig (Stichwort: Sachzwang) erklart wird.
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