Wie lasst sich das Religioese heute redlich denken? In welchem Verhaltnis stehen Philosophie und Religion bzw. Theologie zueinander? Ist ein religioeser Glaube nur eine Option unter anderen oder vielmehr eine tiefe Dimension menschlicher Existenz, auch in einer pluralistischen Kultur? Inwiefern sind religioese und liberale Werte miteinander vereinbar? Zwei gegensatzliche Diagnosen halten diese Fragen in Spannung: einerseits die Behauptung, wir lebten in einem sakularen bzw. postreligioesen Zeitalter, und andererseits die Annahme einer "Wiederkehr des Religioesen" in einer postsakularen Epoche. Die Differenz zwischen sakular und religioes durchzieht alle kulturwissenschaftlichen Debatten und beruhrt gleichermassen die Fragen zur Rolle der Ethik, einer solidarischen Lebensweise und der feministischen Theoriebildung in unseren spatmodernen Gesellschaften. In drei Perspektiven fangt der vorliegende Band die Dialektik von Religion und Vernunft ein: Die religionsphilosophische Analyse foerdert grundlegende Konvergenzen und Differenzen zu Tage. Der Blick auf die faktische Parallelitat von sakularen und religioesen Vollzugen unter dem gemeinsamen Dach einer sozialen Identitat thematisiert die Stabilitat pluraler Lebenswelten. Schliesslich erweist sich der Horizont eines globalen Ethos als jener Prufstein, am dem sich profane und religioese Wertkonzepte behaupten mussen. Die thematisierten Diskurse korrespondieren mit den zentralen Forschungsfragen im Werk der Phanomenologin und Religionsphilosophin Yvanka B. Raynova, ordentliche Professorin fur Gegenwartsphilosophie an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Der vorliegende Band gilt als Festschrift zu ihren Ehren aus Anlass ihres 60. Geburtstags.