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The contemporaries of Hildegard of Bingen called her ""prophetissa
teutonica"", honouring her philosophical writings and
interpretation of the cosmos. Mediaevalists still consider her one
of the leading mystics, and point to her active spiritual and
artistic life in the 12th century as the finest example of what a
woman can achieve. The abbess Hildegard of Bingen was the first
composer to sign her musical works. As a playwright and author, she
witnessed and shaped the time of the Crusades, the literary
minnesang, and political and theological debate. The author of this
text draws a complex picture of her life and work, as he
""translates"" Hildegard's ideas and her mysterious world of
symbols from mediaeval Latin into contemporary concepts. Heinrich
Schipperges delineates this remarkable thinker's view of the human
being as a microcosm of the universe, intricately bound by the
senses to the life of the soul, nature, and God.
Aus dem Gesamtschrifttum des Theophrastus von Hohenheim, genannt
Paracelsus (1493 - 1541), werden die wichtigsten Stellen zur
Theorie von den "funf Wesenheiten" (entia) des gesunden und kranken
Menschen herausgearbeitet und vor dem Hintergrund moderner
anthropologischer und okologischer Diskussionen interpretiert.
Dabei treten neben der naturwissenschaftlichen Fragestellung - im
Sinne der damaligen Zeit - vor allem die Bedeutungsfelder der
Umwelt und Mitwelt in den Vordergrund. Seine "funf Entien"
verbindet Paracelsus organisch mit den "vier Saulen" der Medizin,
um daraus jenes "Haus der Medizin" zu konstruieren, das zum
"Eckpfeiler der Universitat" werden sollte. Die Abhandlung beruht
auf sorgfaltig dokumentierten Extrakten des textlich abgesicherten,
"echten" Paracelsus und versucht durchgehend, die historische
Problematik mit modernen Fragestellungen zu kombinieren."
"Krankheit" hat zu allen Zeiten Menschen betroffen, und sie wird
auch weiterhin das Denken der Menschen beanspruchen und
herausfordern. Die Krankheitsleh- ren unterlagen im Wandel der
Zeiten einem stetigen Wechsel, der nicht nur ab- han gig war von
der jeweiligen wissenschaftlichen Konzeptualisierung, sondern vor
allem auch vom geisteswissenschaftlichen Hintergrund der jeweiligen
Epo- che. Diesen epochalen Wandel habe ich in vorliegender Studie
in erster Linie herauszustellen versucht. In meiner Arbeit ist
bewuBt von "Krankheitslehren" die Rede und nicht von einem
statischen Begriff wie: "Die Krankheitslehre". Gemeint sind damit
der Krankheitsbegriffwie die Krankheitsforschung,
Krankheitskonzepte oder Krank- heitsmodeUe, Krankheitsauffassungen
wie Krankheitsbilder, das Krankheitswesen und am Rande auch die
Geschichte der Krankheiten. Was nicht mein Thema sein konnte, ist
die so haufig behandelte Geschichte bestimmter Krankheiten.
Ausgelassen wurde damit die sicherlich oft faszinieren- de
Beschreibung einzelner Krankheitsbilder aus der Optik der
jeweiligen Zeit, mit der Feder etwa eines antiken Wanderarztes,
eines islamischen Arztphiloso- phen, eines scholastischen
Magisters, eines experimentierenden Iatrophysikers oder
Iatrochemikers der frlihen Autklarung. Nur am Rande erwiihnt wurde
die bunte Palette historischer Krankheitsbegriffe, ihre
Konstruktion und ihr Verfall, ihre Einheitlichkeit oder Pluralitat,
ihre zentrale oder auch nur periphere Rolle in Diagnostik,
Prognostik und in der aUe pathischen Signaturen wiederum verbin-
denden Semiotik. Gleichwohl soUten die Krankheitslehren nicht nur
in einer naturwissenschaft- lichen Dimension Beachtung fmden,
sondern auch in ihren anthropologischen Verankerungen und damit in
allen Bereichen, welche die Lebenswelt des kranken Menschen
betreffen.
theoretische Grundlage der allgemeinen Biologie und damit auch
Pathologie entstanden ist, die man am einfachsten mit v.
BERTALANFFY die "organismisch orientierte" nennen kann. In meinen
Berliner Jahren (1953 bis 1956) hatte ieh mich, einer freundlichen
Anregung von ERICH LETTERER folgend, mit Fragen der Pathomorphose,
dem Gestalt- wandel groBer Krankheiten aus verschiedenen Ursachen,
zu beschaftigen. Hierbei bewahrte sieh die "Gestaltphilosophie"
vortrefflich, namlich bei der Charakterisierung des
Krankheitsbegriffes, aber auch der Siehtbarmachung dessen, was
"veranderlich" war (DOERR, 1956). H. v. KRESS machte mich
seinerzeit auf bestimmte Grenzen der Anwendbarkeit des
Gestaltbegriffes, namlich die kritische Studie H. J. FEUERBORNS
(1938), aufmerksam. Natiirlich bedeutet das Leben eines Ganzen mehr
als die einfache Summe aus dem Leben seiner Teile, aber das "Ganze"
sei doch nur aus der Kenntnis seiner "Einzelteile" verstandlich zu
machen. Spater in Kiel (1956 bis 1963) begegnete ich HANS NETTER.
Seine "Theoretische Biochemie" (1959) begleitet mich seit dieser
Zeit. In Kiel durfte ieh an der Berufung von HEINRICH SCHIPPERGES,
damals von Bonn nach Kiel (1959), mitwirken. Die sogleieh
aufgenommenen Gesprache zeigten mir, wie unvollkommen meine
historischen Kennt- nisse und philosophischen Vorstellungen waren,
aber sie befliigelten mieh doch, den Schwierigkeiten nicht aus dem
Wege zu gehen, vielmehr Stein flir Stein einer "Theoretischen
Pathologie" zusammenzutragen. In die Kieler Jahre fiel das Erlebnis
der Ehrenpromotion des Baseler Professors der physikalischen Chemie
WERNER KUHN.
Die vorliegende Studie zur "Theoretischen Pathologie" geht auf
langjahrige Handschriftenanalysen zur grie- chisch-arabischen
Medizin zuriick, die ich - mit Unterstut- zung der Deutschen
Forschungsgemeinschaft - in den Jahren 1967, 1971 und 1977 im
Rahmen von vorlesungs- freien Forschungssemestern in spanischen
Bibliotheken durchfuhren konnte. Gegenstand der Handschriftenstu-
dien waren die Rezeption des griechisch-arabischen Bil- dungsgutes
und die darauf folgende Assimilation in der Medizin der
lateinischen Scholastik. Aufgezeigt werden sollte damit ein
ungewohnlich verwickelter Bildungspro- zeB, der zwischen dem 12.
und 18. Jahrhundert vor sich ging und der erst noch aus den Quellen
erschlossen sein will. Was namlich hinter der Polemik urn
"Galenismus" und "Arabismus" erwachst, ist keineswegs eine der
Assi- milation oder Dissoziation folgende Integrierung, sondern ein
sehr subjektiv gehaltener Eklektizismus, der aus neuem und altern
Wissen das Beste herauszulesen versuchte. Hierbei lassen sich die
von uns herausgestellten heuristischen Modelle durchaus als
eigenstandige Wis- sensbereiche erkennen, wie nicht nur aus ihrer
themati- schen Verwurzelung und ihrer Wirkungsgeschichte her-
vorgeht, sondern auch aus ihrer formalen Verankerung in das
scholastische Wissenschaftsschema von "Theorica et Practica". Es
bleibt kritisch zu bemerken, daB diese Handschrif- tenserie
keineswegs als reprasentativ gelten kann, daB sie aber gleichwohl
eine signifikante Bedeutung gewinnt, wenn man sie mit den Bestanden
anderer europaischer Bi- bliotheken vergleicht. Als vorlaufiges
Ergebnis darffestge- halten werden, daB den bisher vernachlassigten
Wissens- bereichen groBeres Eigengewicht beigemessen werden muB,
daB die sog. "Geheimwissenschaften" unerlaBlich sind fUr die
Quellen- und Wirkungsgeschichte gerade der abendlandischen Medizin
und hier besonders der Theore- tischen Pathologie.
Anlasslich des 80. Geburtstages des Pathologen Wilhelm Doerr
veranstaltete die Kommission Theoretische Pathologie der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften ein Symposium uber das
Wesen der Krankheit. Theoretische und klinische Mediziner,
Physiologen, Biochemiker und Pathologen sowie Philosophen und
Juristen haben sich geaussert. Jede Zeit hat ihren eigenen
Krankheitsbegriff, jedes "Fach" sieht das Krankheitsgeschehen
anders. Kliniker und Theoretiker sehen das Bild des "Leid-Wesens
Mensch" anders, Philosophen und Juristen geben eine Erganzung der
Zusammenschau. Zugleich zeigt sich Sinn und Ziel der Theoretischen
Pathologie.
Ausgehend von Leben und Werk des Petrus Hispanus, des nachmaligen
Papstes Johannes XXI. (gest. 1277), konzentriert sich die
Untersuchung zunachst auf das Welt- und Menschenbild des Petrus und
den Stufenbau der Natur. Innerhalb des kosmologischen und
anthropologischen Aspekte werden besonders die Konturen einer
Seelenkunde wie auch die Bedeutung der Geschlechtlichkeit
herausgestellt. Schwerpunkt der Arbeit ist die Herausarbeitung der
Krankheitslehre, wobei die Struktur einer Allgemeinen Pathologie
wie auch die Bereiche einer Speziellen Krankheitslehre zur
Darstellung kommen. Abgerundet wird die Studie mit dem System der
Therapeutik des Petrus Hispanus, der sowohl zur diatetischen
Lebensordnung als auch zur Pharmakologie und Chirurgie eigene
Schriften verfasst hat. Die Arbeit schliesst mit einer Darstellung
der Wirkungsgeschichte und dem Versuch einer Beurteilung.
Am 13. Oktober 1984 fand anHil3lich des 70. Geburtstages von
WILHELM DOERR - dem Heidelberger Pathologen, dem langjahrigen
Mitglied der Akademie der Wissen- schaften, dem Initiator und
Leiter der Kommission fUr Theoretische Pathologie - ein
Interdisziplinares Collo- quium statt, das dem Thema "Pathogenese"
gewidmet war. Freunde, SchUler und Kollegen hatten sich im Audi-
torium der Akademie der Wissenschaften in groBer Zahl eingefunden,
urn dem lubilar die ihm gebuhrende Reverenz zu erweisen und der
Thematik ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Dber die Referate
und Diskussionsbeitrage hinaus wurden WILHELM DOERR weitere
Beitrage - vor- zugsweise von Mitgliedern aus den Arbeitskreisen
der Forschungsstelle fur Theoretische Pathologie - gewidmet. Und so
wundert es nicht, daB in diesem Sammelban- neben der Anatomie, der
Physiologie, der Pathologi- auch Kliniker und Biochemiker zu Worte
kamen, Psychia- ter und Philosophen, vor allem aber Vertreter der
Medi- zingeschichte, die zum Thema "Pathogenese" vielfach ver-
gessene und verdrangte Dimensionen einzubringen in der Lage waren
und so der "Theoretischen Pathologie" neue geistesgeschichtliche
Grundlagen zu vermitteln und eine weitere Profilierung zu geben
vermochten.
Der Begriff der Entropie wird angewandt auf die offenen Systeme der
Biologie. Zugleich wird herausgestellt, wie weit die Entropie auf
die Krankheitslehre, vor allem die Pathogenese menschlischer
Krankheiten }bertragbar ist, welche Rolle die Entropie im Flie
gleichgewicht des menschlichen Organismus spielt.
Menschliches Leben erscheint in seinen naturlichen Grundlagen
wesentlich bestimmt von der asthetischen Grundfunktion der
geistigen Haltung. An der Wirklichkeit des kranken Menschen
gemessen ist die streng kausal-naturwissenschaftliche Medizin nur
eine Methode von Verbindlichkeiten, aber nicht das Bild dessen, was
wirklich ist. Ihre Geltung ist eine kritische, sie ist keine
ontische. Richtigkeit und Wahrheit machen einen Unterschied. Wer
sich im Sinne Hans Schaefers um die "Modelle der Pathologischen
Physiologie" bemuht, arbeitet an der "asthetischen Grundfunktion"
seiner eigenen geistigen Haltung. Nur diese Tatigkeit macht unser
Leben lebenswert.
Anlasslich des 90. Geburtstages von Hans Schaefer veranstaltete die
Kommission fur Theoretische Pathologie der Heidelberger Akademie
der Wissenschaften ein Symposium uber die Medizin im Wandel, eine
Thematik, zu der sich der Jubilar in den letzten Jahrzehnten mit
besonderer Emphase geaussert hatte. Seine Schuler, Freunde und
Kollegen nahmen die Wissenschaftliche Festsitzung vom 12. Oktober
1996 zum Anlass, die wichtigsten Schwerpunkte im Lebenswerk von
Hans Schaefer - Physiologie, Soziologie und Gesellschaftskritik -
zu beleuchten und damit ein aussergewohnliches Gelehrtenleben zu
ehren und zu feiern."
Im Jahre 1999 konnte ich in der Schriftenreiheder Heidelberger
Akademie der Wis- senschaften eine Studie uber"Krankheit und
Kranksein im Spiegel der Geschichte" veroeffentlichen. In Analogie
zum Themenkreis"Krankheit" konzentriert sich die vorliegende Ar-
beit auf das Begriffsfeld "Gesundheit" und seine Rahmenbedingungen,
wobei mit den historischen Materialien der soziale Aspekt in den
Vordergrund tritt. Der Verfasser dankt Friedrich Vogel herzlich fur
die kritische Durchsicht dieser Studie sowie der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften fur deren freundliche Aufnahme in ihre
Schriftenreihe. Heidelberg, im Herbst 2002 Heinrich Schipperges
Inhaltsverzeichnis Einfuhrung . 1 Methodologisches Praludium 3
Kapitell Die alte Welt 1. Gesundheitsbilder in Archaischen
Hochkulturen 7 2. Das Gesundheitskonzeptder Antike . 10 3. Bilder
der Gesundheit bei Hippokrates . 13 4. Gesundheitsbilder in den
Sokratischen Dialogen 17 5. Das Gesundheits-Programm bei Galen . 21
Kapitel 2 Das Mittelalter I. Gesundheit in der arabischen
Hochkultur 25 2. Leben in Gesundheit bei Maimonides . . . 29 3. Die
Rolle der Gesundheit im christlichen Abendland 32 4.
"Gesundheitsschutz" bei Petrus Hispanus 36 5. Das Bild der
Gesundheit bei Paracelsus . 39 Exkurs Die klassischen
Gesundheits-Bucher (Regimina Sanitatis) 1. DerVorlaufer (Tacuinum
Sanitatis) 43 2. Regeln der Gesundheit im "Regimen" 45 49 3. Im
"Garten der Gesundheit" .
"Krankheit" hat zu allen Zeiten Menschen betroffen, und sie wird
auch weiterhin das Denken der Menschen beanspruchen und
herausfordern. Die Krankheitsleh- ren unterlagen im Wandel der
Zeiten einem stetigen Wechsel, der nicht nur ab- han gig war von
der jeweiligen wissenschaftlichen Konzeptualisierung, sondern vor
allem auch vom geisteswissenschaftlichen Hintergrund der jeweiligen
Epo- che. Diesen epochalen Wandel habe ich in vorliegender Studie
in erster Linie herauszustellen versucht. In meiner Arbeit ist
bewuBt von "Krankheitslehren" die Rede und nicht von einem
statischen Begriff wie: "Die Krankheitslehre". Gemeint sind damit
der Krankheitsbegriffwie die Krankheitsforschung,
Krankheitskonzepte oder Krank- heitsmodeUe, Krankheitsauffassungen
wie Krankheitsbilder, das Krankheitswesen und am Rande auch die
Geschichte der Krankheiten. Was nicht mein Thema sein konnte, ist
die so haufig behandelte Geschichte bestimmter Krankheiten.
Ausgelassen wurde damit die sicherlich oft faszinieren- de
Beschreibung einzelner Krankheitsbilder aus der Optik der
jeweiligen Zeit, mit der Feder etwa eines antiken Wanderarztes,
eines islamischen Arztphiloso- phen, eines scholastischen
Magisters, eines experimentierenden Iatrophysikers oder
Iatrochemikers der frlihen Autklarung. Nur am Rande erwiihnt wurde
die bunte Palette historischer Krankheitsbegriffe, ihre
Konstruktion und ihr Verfall, ihre Einheitlichkeit oder Pluralitat,
ihre zentrale oder auch nur periphere Rolle in Diagnostik,
Prognostik und in der aUe pathischen Signaturen wiederum verbin-
denden Semiotik. Gleichwohl soUten die Krankheitslehren nicht nur
in einer naturwissenschaft- lichen Dimension Beachtung fmden,
sondern auch in ihren anthropologischen Verankerungen und damit in
allen Bereichen, welche die Lebenswelt des kranken Menschen
betreffen.
Die Untersuchung "Der Mensch in seiner Eigenwelt" fa t Bei- tr{ge
zusammen, die auf einer Feier zum 70. Geburtstag des Heidelberger
Pathologen und Sozialmediziners Wolfgang Jacob im Oktober 1989
vorgetragen wurden. Im Sinneder "Theoreti- schen Pathologie" wurden
dabei theoretische Grundfragen aus pathologischer, physiologische,
psychosomatischer und wis- senschaftshistorischer Sicht behandelt.
Die "Festschrift" wird gekr-nt durch einen Beitrag des Jubilars
}ber "Die Welt des Kranken."
,,von der Tiefe der schwarzen Erde bis zum Gipfel des Saturns habe
ich alle Probleme des Universums geloest. Ich habe die Fesseln
jeder Falle und jeder List gesprengt; jeder Knoten wurde geloest,
ausser dem Knoten des Todes~' Diese stolzen Worte prangen als Motto
auf einem Mahnmal zu Hamagan und kunden vom dia lektischen
Optimismus einer absoluten Erkennbarkeit aller Dinge. Ganz anders
hingegen lauten die Worte auf einem Standbild zu Teheran aus dem
Jahre 1954, wo wir lesen: "Obschon sich mein Geist in dieser Wuste
sehr beeilte, hat er kein Haar erkannt, wenngleich viel Haar
gespalten. Da drinnen im meinem Herzen aber, da erglanzen Tausende
von Sonnen, und doch konnte es am Ende nicht ein mal eindringen in
die Vollkommenheit eines einzigen Atoms~' 1 Zwei Herzen, so scheint
es, in einer Brust, zwei Koepfe - und wie viele Gedan ken, ein
Geist, voll kopernikanischer Stosskraft, ein Herz aber auch mit
geradezu Pascalschem Esprit! Und noch einen dritten Zeugen sollte
ich zur Einstimmung heranzitieren. Der englische
Wissenschaftshistoriker Richie Calder schreibt in einem Werk mit
dem pompoesen Titel "Medizinmanner, Manner und Medizin" (1960) uber
den gleichen Mann: "Er befasste sich weitschweifig mit dem
Argument, warum die Bruste nicht auf dem Bauch wuchsen, warum der
Magen nicht dort ware, wo das Gehirn sitzt, und warum die Waden
sich an der Hinterseite der Beine und nicht an der Vorder seite
befanden.
Vor 20 Jahren bereits wurde an der Bezirksarztekammer Nord-
wurttemberg eine Studienkommission ins Leben gerufen, die sich
"Prospektive Untersuchungen uber die Medizin im Jahre 2000" zum
Thema macht. In den letzten Jahren konnte aus der Arbeit dieser
Kommission eine Reihe von Publikationen vorgelegt wer- den, die das
Interesse einer breiten Offentlichkeit fanden, so - urn nur einige
Beispiele zu nennen -: Computer veriindern die Medizin (1969),
Entwicklung moderner Medizin (1971), Medizinische Dienste im Wandel
(1975), Medizinische Oko!ogie (1979), EfJektivitiit und Ejfizienz
in der Medizin (1981), Gesundheits- politik (1984). Die vorliegende
Publikation stutzt sich auf Referate, die in ei- nem
interdisziplinaren Kolloquium in den Jahren 1983 bis 1986 am
Institut fUr Geschichte der Medizin der Universitat Heidel- berg
unter dem Thema "Probleme einer praventiven Medizin" ge- halten
wurden. Die "praventive Medizin" - seit Jahrtausenden ein Thema der
Heilkunde, seit hundert Jahren aber mehr und mehr vergessen - ist
in den letzten Jahren auffallend in den Mit- telpunkt des
offentlichen Interesses geriickt. 1m Zeitalter der be- drohlich
anwachsenden chronischen Krankheiten hat sich auch die
naturwissenschaftlich orientierte Medizin mit vollem Ernst wieder
der Problematik der Vorbeugung und der Nachbehand- lung zugewandt.
Die Arztekammer begriiBt eine Veroffentlichung, in der neb en
historischen und zeitkritischen Analysen der Medizin auch die
Vertreter benachbarter Fachbereiche zu Worte kamen; sie dankt vor
aHem den Studenten verschiedener Fakultaten fUr das Inter- esse an
dieser akademischen Veranstaltung und wunscht der Pu- blikation ein
weites Echo.
Die "Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte" kann in dies
em Jahre auf ihr lS0jahriges Bestehen zuriickblicken. Geboren am
18. September 1822 in Leipzig entwickelte sich das anfangs etwas
schmachtige Kind, des sen Wiege nur wenige Familienangehorige
umstanden, zu einer einfluBreichen Personlich- keit, deren
Wirkungsbereich sich jetzt bereits auf viele Tausende von Anhan-
gern erstreckt. Der Vater, der damals 43jahrige Naturphilosoph
LORENZ OKEN - ein revolutionarer Geist, der drei Jahre zuvor wegen
seines politischen Kampfes urn das Recht der Meinungsfreiheit
seines Amtes als Professor cler Universitat Jena enthoben worden
war -, nahm zielbewuBt die Erziehung seines SproBlings in die Hand
und versammelte jahrlich am 18. September bedeutende Naturforscher
und Arzte der deutschen Lande, urn mit ihnen fest- lich den
Geburtstag seines Kindes zu begehen und urn bei dieser Gelegenheit
die eingeladenen Freunde untereinander bekannt zu machen und sich
gegen- seitig "dasjenige mitzutheilen, was man in der Zeit gedacht
und gethan". Diese jahrlichen Geburtstagsfeiern, die sich
wachsender Beliebtheit erfreuten, entwickelten sich, insbesondere
nachdem ALEXANDER VON HUMBOLDT und spa- ter RUDOLF VIRCHOW einen
starken EinfluB auf die Versammlungen ausgeiibt hatten, mehr und
mehr zu einer wissenschaftlichen Heerschau, auf der Geistes-
fiirsten wie FuBvolk iiber neue und neueste Entwicklungen der
Naturforschung und Medizin zu Gericht saBen. Eine umfassende
Gesamtbiographie der Gesellschaft Deutscher Naturforscher uncl
Arzte, die zugleich ein getreues Abbild der Geschichte der
Naturforschung und Medizin ware, steht noch aus.
Mit dem KongreB der Vereinigung Mittelrheinischer Chirurgen im Ok-
tober 1968 kann die Chirurgische Klinik der Universitat Heidelberg
zugleich ihr hundertfunfzigjahriges Bestehen feiern. 1m Ruckblick
auf das J ahr 1818 eroffnet sich fur die Heidelberger Chirurgie ein
gewaltiger Zeitraum, in dem nicht nur die Begrundung und Entfaltung
einer modernen Krankenanstalt zum Ausdruck kommen, sondern auch die
Entwicklung der Chirurgie zur Wissen- schaft und damit eines der
aufregendsten Kapitel moderner Wissenschafts- geschichte. Von
eigenwilligen Personlichkeiten gepragt hat sich die Heidelberger
Chirurgie in charakteristischen Phasen und mit spezifischen
Schwerpunkten zu einem vielgliedrigen und ungemein lebendigen
Fachbereich entfaltet, aus dem sich jetzt schon die Perspektiven
ihrer kunftigen Entwicklung deutlich ab- zeichnen. Es kann nicht im
Sinne einer solchen Festschrift liegen, eine liickenlose Auf-
fiihrung der Archivmaterialien oder aller bibliographischen Daten
zu geben. Gleichwohl sind uberall Quellen erster Hand wie Akten,
Autobiographien, Memoranden, Korrespondenzen, Unterrichtsplane,
Nekrologe, aber auch vor- bereitende Dissertationen, Gedenkreden
und Oberblicke herangezogen worden. Der Anhang bringt Quellenbelege
und Verweise. Eine Zeittafel dient der chrono- logischen
Differenzierung und Verdeutlichung. Abbildungen wollen den Text
beleben und anschaulich interpretieren. Ein Biographisches Register
kann die zahlreichen mit der Heidelberger Chirurgie verbundenen
Personlichkeiten noch einmal zeitlich wie fachlich fixieren. Die
Literaturhinweise mochten dem inter- essierten Leser eine
weiterfuhrende Lekture vermitteln. Keine Galerie beruhmter Meister
solI vorgefuhrt werden, kein Familien- album fur festliche Stunden,
vielmehr ein Stuck Geistesgeschichte, mit allen menschlichen
Motiven, fachlichen Konflikten, gleichbleibenden Problemen und
Schwerpunkten, wie sie sich aus der Sache selbst heraus ergeben.
"Maimonides wird von Deutschen kaum noch gelesen," behauptet
Friedrich Niewohner in seinem vielbeachteten Wolfenbiitteler
Maimonides-Vortrag (1988). In der Tat weisen die Zeugnisse der
Sekundarliteratur wie auch die erstaunlichen Bemiihungen urn eine
immer noch ausstehende kritische Gesamtedition eher in den
angloamerikanischen Raum. Jedenfalls war das Interesse der
Offentlichkeit an Maimonides urn die Mitte des 19. Jahrhunderts
weitaus lebhafter, als dies heute der Fall ist. "Die neueste Zeit"
- schreibt Moritz Steinschneider in Virchows Archiv (1859) - "hat
sich viel mit Maimonides beschaftigt." Lediglich der "medizinische
Schriftsteller Maimonides" sei dabei schlecht weggekommen und oft
genug auch falsch interpretiert worden. In den Hand- und
Lehrbiichern der Geschichte der Medizin spielt Maimonides denn auch
kaum eine Rolle, wird jedenfalls nicht nach Aussagen von Quellen
erster Hand herangezogen. Ais "bedeutendster jiidischer Arzt des
muslimischen Kulturkreises in der zweiten Halfte des 12.
Jahrhunderts" wird Maimonides lediglich von Karl Sudhoff in "Kurzes
Handbuch der Geschichte der Medizin" (Berlin 1922) erwahnt. Der
Hohepunkt seines Wirkens liege allerdings nicht auf den Gebieten
der Medizin, sondern "auf der theologisch-philosophischen Seite"
(S. 149). Zwar zeige er sich auf der Hohe der zeitgenossischen
arabischen Medizin, habe sich auch mit Galen kritisch
auseinandergesetzt, biete aber in seiner Heilkunde keine "eigene
Zutat." In der "Geschichte der Medizin im Oberblick" (Jena 1922)
von Theodor Meyer-Steinegg und Karl Sudhoff erscheint Maimonides
nur noch als Promotor der Diatetik. EinfluB genommen habe er vor
aHem "auf die jiidischen Denker, indem er den Aristoteles neben die
Propheten stellte" (S. 159).
The contemporaries of Hildegard of Bingen called her ""prophetissa
teutonica"", honouring her philosophical writings and
interpretation of the cosmos. Mediaevalists still consider her one
of the leading mystics, and point to her active spiritual and
artistic life in the 12th century as the finest example of what a
woman can achieve. The abbess Hildegard of Bingen was the first
composer to sign her musical works. As a playwright and author, she
witnessed and shaped the time of the Crusades, the literary
minnesang, and political and theological debate. The author of this
text draws a complex picture of her life and work, as he
""translates"" Hildegard's ideas and her mysterious world of
symbols from mediaeval Latin into contemporary concepts. Heinrich
Schipperges delineates this remarkable thinker's view of the human
being as a microcosm of the universe, intricately bound by the
senses to the life of the soul, nature, and God.
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