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Die Erforschung der "Inneren Sekretion" und ihrer Storungen wurde
in der zweiten Halfte des vorigen Jahrhunderts zu einem Schwerpunkt
der medizinischen Forschung. Innerhalb weniger Jahre wurden die
Fundamente der modemen Endokrinologie 'g. eschaffen. Seit dieser
Zeit ist auch in der Psychiatrie immer wieder die Frage aufgeworfen
wor den, ob und in wieweit psychiatrische Krankheitsbilder auf
endokrino logische Storungen zuriickzufUhren seien. So hat zum
Beispiel schon E. Kraepelin mehrfach geauBert, die Schizophrenie
miisse als eine endokrinologische Storung aufgefaBt und erforscht
werden. Aber auch S. Freud war von der groBen Bedeutung hormonaler
Einfliisse auf nor males und gestortes Seelenleben iiberzeugt; er
war sogar der Ansicht, daB es eines Tages moglich sein wiirde,
psychogene Storungen mit Hormonen zu behandeln. Am Beginn des 20.
Jahrhunderts entwickelte sich sehr schnell eine Forschungsrichtung,
die von dem franzosischen Psychiater Laingel Lavastine schon 1908
mit dem Begriff "Psychiatrie endocrinienne" be zeichnet wird. 1m
deutschen Sprachraum hat sich dann der Begriff "psychiatrische
Endokrinologie" durchgesetzt. Seit Beginn unseres Jahrhunderts sind
dann von vielen Seiten uniibersehbar zahlreiche, wissenschaftlich
oft nur sehr unzureichend begriindete therapeutische Versuche mit
Hormonen bei psychiatrischen Krankheitsbildem ge macht worden -
letztlich aIle ohne iiberzeugende Resultate. Ebenso wie diese
therapeutische Versuche fUhrten auch aIle Bemiihungen, mit
endokrinologischen Forschungsansatzen Zur Aufkllirung der Pathoge
nese psychiatrischer Krankheiten beizutragen, nicht zu verwertbaren
Ergebnissen. Bei griindlicher wissenschaftlicher Uberpriifung
erwies sich die iiberwiegende Mehrzahl aller dieser Befunde auf dem
Gebiet der endokrinologischen Psychiatrie als nicht haltbar."
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