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Im ersten Teil werden die Anfange und Verzweigungen des Boesen
dargestellt. Das Boese beschreibt schreckliche Taten und
Unterlassungen und verweist auf eine Symbolik des Unreinen, Dunklen
und Inferioren und auf die harten Realitaten von Knappheit und
Konkurrenz; es spiegelt sich in Lasterkatalogen und in
Ausdrucksformen des Neids, der Grausamkeit, des Hasses, der
Zerstoerungslust und des Fanatismus wider. Im zweiten Teil geht es
um Formen der Etablierung des Boesen durch Gewohnheiten und
Institutionen, um das Boese in kollektiver Mitwirkung, in der
Exklusion und Marginalisierung, exzessiven Strafen und in der
Despotie. Es gibt boese Gegenden und Anziehungspunkte und boese
Zeiten wie Kriege. Administrative Massentoetung richtet sich gegen
Menschen und Tiere, das Boese wuchert auch im "Krieg gegen das
Boese". Im dritten Teil werden Gegenkrafte des Boesen untersucht:
Neben den praventiven Mitteln gibt es auch ein weites Spektrum der
Nachverarbeitung des vergangenen Boesen durch angemessene
Erinnerung, Schuldgefuhle und Reue. Tadel und Strafe sind
zweischneidige Antworten auf das Boese. Problematisch ist auch das
Programm einer Umerziehung der menschlichen Natur. Anstelle von
"Loesungen" zur Elimination des Boesen werden Korrektive wie z.B.
ein moderater und konstruktiver Egoismus erwogen.
German description: Unser moralisches Empfinden ist von den
Emotionen Gluck und Angst gepragt. Sie gelten gar als Motor
moralischen Handelns. Doch in unserer Gesellschaft herrscht nach
wie vor eine strikte Trennung von Eigeninteresse und Moral. Wahrend
Freiheit und Autonomie gepriesen werden, sollen wir in erster Linie
Gefuhle vertreten, die nicht unsere eigenen sind. Das vergrossert
die Kluft zwischen Sein und Schein. Experimentelle Forschung im
Grenzbereich von Moralpsychologie, Neurowissenschaften und
Verhaltensokonomie wie auch neuere Erkenntnisse aus den
interdisziplinaren Geistes- und insbesondere
Religionswissenschaften lassen ein neues Bild des Menschen
entstehen. Es hat wenig mit dem eines rationalen und an
Idealvorstellungen orientierten Entscheidungsfinders zu tun, wie es
bisher in Okonomie und Ethik dominiert hat. Demnach gibt es weder
den Menschen, der ausschliesslich an kurzfristiger und rein
materieller Nutzenmaximierung interessiert ist, noch gibt es den
komplett uneigennutzigen Typus, der immer nur an das Wohl der
Allgemeinheit denkt. Mit einem Interview mit dem israelischen
Historiker Shlomo Sand (Die Erfindung des judischen Volkes).
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