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Die beiden Hauptgruppen klinischer Kopfschmerzsyndrome, die wcgen
ihres funktionellen Charakters in der psychosomatischen Praxis am
haufigsten vorkommen, die Migrane und verwandte "vaskulare" Kopf-
schmerzen einerseits und die sog. "Spannungskopfschmerzen" anderer-
seits, werden pathophysiologisch unterschiedlich erklart. Dies ist
in anderen Kapiteln dieses Bandes ausfuhrlicher dargelegt, so daB
hier einige einleitende Bemerkungen genugen. Nach WOLFF (1963j vgl.
HEYCK 1975) ist die Migrane ein biphasischer ProzeB, bei dem auf
eine schmerzfreie Phase intrakranieller Minder- durchblutung
("Aura") die eigentliche Schmerzphase mit extrakranieller
Mehrdurchblutung folgt (Anfall). Die Kopfschmerzen in dieser Phase
gehen vermutlich auf die starke Dehnung der glatten Muskelfasern in
den extrakraniellen Arterien zurlick. Die reine Form des
Spannungskopf- schmerzes hingegen wird lokal von chronischen
Muskelverspannungen im Kopf-Hals-Schulterbereich bedingt. In beiden
Fallen konnen die Ursa- chen sehr vielfaltig sein. Die
Differentialdiagnose ist oft schwierig, und gerade in der
psychosomatischen Praxis finden sich haufiger Misch- formen, deren
atiologischer Ausgangspunkt nach einer langen Chronifi- zierung
nicht mehr identifiziert werden kann (PHILIPS 1977). Bei
Muskelverspannungen konnen sekundar GefaBreaktionen auftreten, und
umgekehrt flihren migranoide Kopfschmerzen auch zu erhohtem Tonus
in der Kopf- und Halsmuskulatur. Psychologische Belastungsfaktoren
spie- len in beiden Fallen eine erhebliche Rolle und dienen kaum
der Diffe- rentialdiagnose. Spezifische Interventionen durch
Biofeedback-Training der gestorten physiologischen Funktion wurden
entsprechend den genannten atiologi- schen Hypothesen bei der
Migrane am Kopfkreislauf, beim Spannungskopf- schmerz an der
Skelettmuskulatur ansetzen. Nach diesem Prinzip sind in der
Vergangenheit EMG-Feedback bei Spannungskopfschmerz (BUDZYNSKI
& STOYVA 1975 u. a.; vgl.
Es gibt wenige therapeutische Schriften, fUr die man mit derart
geringen Vorbehalten eine Ubersetzung ins Deutsche empfehlen kann,
wie es bei "Ver- haltenstherapie in der Psychiatrie" der Fall ist.
Dieses Biichlein erscheint fast genau 10 Jahre nach dem Zeitpunkt,
als sich die Verhaltenstherapie in der deutschen Psychiatrie in
Vortragen und Forschung zurn ersten Male regte. Dies ware also ein
geeigneter Zeitpunkt, urn sich die Frage zu stellen, wie sich denn
die beiden Disziplinen zueinander verhalten. Die Betonung der
Beziehung zwischen Verhaltenstherapie und Psychiatrie "zueinander"
spricht schon aus, daB man von einer Integration der beiden
Disziplinen, so notwendig dies auch ware, noch nicht reden kann.
Dies gilt fUr die USA genauso wie fUr Deutschland. Die
Verhaltenstherapie entwickelte sich in den Vereinigten Staaten
nicht innerhalb der Psychiatrie, die mehr oder weniger
psychotherapeutisch und, was wesentIicher ist, nicht-experimentell
orientiert war. Ihre Entwicklung wurde betrieben von
Experimentalpsychologen (Lernpsychologen, Sozial- psychologen,
Psychophysiologen, Tierforschern) und klinischen Psycho- logen. Die
letzteren waren zwar ebenfalls psychotherapeutisch, d. h. vorziig-
Iich psychoanalytisch orientiert, doch entschied wohl der aus der
Gestalt- psychologie bekannte Faktor des "gemeinsamen Schicksals"
(Ausbildung, Ausiibung, Organisationsformen), daB die
Verhaltenstherapie in jedweder Anwendung, einschlieBIich der
psychiatrischen, zur Domane der Psycho- logen wurde. Natiirlich
gibt es hervorragende Psychiater als Verhaltensthera- peuten, aber
dies andert nichts daran, daB die amerikanische Psychiatrie die
experimental-therapeutischen Entwicklungen erstaunlich lange
ignoriert hat.
Therapeuten aller Art entwickeln ein ziemlich genaues und
erstaunlich sicheres GefUhl hinsichtlich der Veranderung, die sie
im Patienten be- wirken oder nicht bewirken. Dieses GefUhl
korrespondiert aber nicht notwendigerweise mit den tatsachlichen
Veranderungen. Es gibt ge- niigend Untersuchungen, die zeigen, daB
Therapeuten oft dazu neigen, die Wirksamkeit ihrer Behandlung eher
zu iiberschiitzen als zu gering einzuschiitzen. Die GefUhle oder
Verhaitensweisen, mit denen sich der Therapeut befaBt, sind
offensichtlich so subtil oder komplex, daB sie sich der Beurteilung
des Therapeuten zurn groBen Teil entziehen. In diesem Milieu kommt
es nach bekannten psychologischen Regeln leicht zur
Fehleinschiitzung, die zwei Funktionen haben kann. Einmal fUhrt sie
zur Selbstbestatigung des Therapeuten und zur Sicherstellung der
kontinuierlichen Bereitwilligkeit zur Ausiibung schwieriger
therapeuti- scher Aufgaben. Zum anderen wird es gerade deswegen
schwerfallen, den Therapeuten zu einer kritischen Untersuchung und
Bewertung seiner selbst zu bringen. So ist es nicht verwunderlich,
daB die Publikation von HANS-JURGEN EYSENCK iiber die Bewertung der
Effekte der Psychotherapie im Jahre 1952 dem Bruch eines sorgfaltig
gehegten Tabus gleichkam. Seine der- zeitige Feststellung enthielt
die provokative These, daB die Besserungs- rate in der Behandlung
von Neurotikern fUr die Psychoanalyse 44% betragt, fUr die
eklektisch durchgefUhrte Psychotherapie 64% und fUr den allgemeinen
praktischen Arzt 72%. Es ist nicht nur diese inverse Beziehung
zwischen psychotherapeutischer Spezialkenntnis und Wirk- samkeit
der Behandlung, die eine sehr intensive Kritik der gesamten
Psychotherapie auslosten.
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