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Der Untertitel dieses Buehes "Partnersehaft kontra Eltemsehaft" mufi und soli auf den ersten Blick Irritationen bei Leserin und Leser hervorrufen - legt er doeh den Eindruek nahe, als miisse man sieh entscheiden und die Wahl des einen scblosse das jeweils andere aus. Dem steht natiirlieh die Erfahrung vieler entgegen, die gerade, weil sie sieh fUr Eltemsehaft, d. h. fUr eine dauerhafte Bindung an Kinder, entscbieden haben, die Partnerschaft vor aHem in der Form der eheliehen Bindung an einen bestimmten Partner erst recht wollen. Und viele, die sieh an einen Partner dauerhaft binden wollen, betraehten dies ganz und gar nieht als Ent- scheidung gegen zukiinftige Kinder - eher ist das Gegenteil der Fall. Dennoeh gibt es aueh die anderen Erfahrungen: Kinder konnen dem Partnergluek im Wege stehen - ja sie konnen als 'Bedrohung' der Zweisamkeit empfunden werden; Partnerbindungen soli en, gerade urn Sehaden von den Kindem abzuwenden, aufgegeben werden - die Partnerschaft gefiihrdet die gedeihliehe Entwieklung der Kinder; man erwartet von den Kindem die Akzeptanz eines Partners oder einer Partnerin, die nieht mehr deren Viiter bzw. Mutter sind, oder man entzieht den Kindem dureh "Alleinerziehen" ihre leibliehen Viiter bzw. Mutter. Diese und andere iihnliehe Beobaehtungen lassen den Verdaeht entstehen, daB eine dauerhaf- te Verknupfung von Partnerschaft und Eltemschaft keineswegs mehr so selbstver- stiindlieh ist, daB hier vielmehr zwei " Lebensformen ", deren Einheit bislang stets dureh die "Familie" garantiert ersehien, sich "entkoppeln" und mehr und mehr "in Spannung" zueinander geraten.
Bei einer intensiveren Beschaftigung mit psychologischen und sozialwissen schaftliehen Fragen kann der Wert der Wissenschafts-und Erkenntnistheorie nicht hoch genug eingeschatzt werden. Dieses Gebiet gilt allerdings zu Unrecht als trocken und langweilig. Da eine verstandliche Einfuhrung bislang fehlte, ha ben wir den Versuch unternommen, eine didaktisch aufbereitete Einfuhrung zu verfassen, die an alltaglichen Erfahrungen anknupft und daher auch fur Laien bzw. Studienanfanger verstandlich ist. Das vorliegende Buch ist fur das Selbststudium konzipiert und aus der Lehr erfahrung an verschiedenen Hochschulen erwachsen. Es enthalt Ubungsaufga ben, Losungshinweise dazu, Randbemerkungen und Stichworte am Rand zum Wiederfinden einzelner Textpassagen. Wir empfehlen, dieses Buch als Arbeits buch zu verwenden und keine Ubungsaufgabe auszulassen. Es lohnt sich erfah rungsgemass die Bildung von Arbeitsgemeinschaften. Einige der Ubungsaufga ben setzen sogar die Arbeit in Gruppen voraus. Kapitel 1 und 2 wurden von Jurgen Kriz verfasst, Kapitel 3 und 4 in enger Zu sammenarbeit von Helmut E. Luck und Horst Heidbrink. Kurt Rottgers und Gerhard Strohlein danken wir fur hilfreiche Kritik an Teilen des Manuskriptes. Osnabruck und Hagen, Juli 1987 5 Inhalt 1. Erfahrung im Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Einfuhrung: Die "selbstverstandliche" Alltagswelt .... ........... 11 1.1.1 Erkenntnis im Brennpunkt der Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . 12 . . . . . . . . 1.1.2 Erfahrung als Konstitution von Wirklichkeit . . . . . . . . . . . . . . . 17 . . . . . . . . 1.2 Die biologische/physiologische/neurologische Perspektive ...... 22 1.2.1 Angeborene Bedingungen der Moglichkeit von Erkenntnis ...... 22 1.2.2 Transformationen, Pathologien und Sonderformen ................ 26 1.3 Die (mikro-) psychologische Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 . . . . . . . . . . 1.3.1 Wahrnehmung als aktiver Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . 28 . . . . . . . . . . . 1.3.2 Struktur und Kausalitat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 . . . . . . . . . . . . . . . . . . ."
Der Untertitel wurde von mir nicht als schmiickender Zusatz, sondern als eine anspruchsvolIe Aufgabe verstan- den. Der vorliegende Text solI daher gleichermaISen den Studenten - insbe- sondere der Sozio logie, Psychologie und Padagogik - als Einfiihrung in die Aufgaben, Fragen und Probleme der Statistik in den Sozialwissenschaften dienen und empirisch arbeitende FachkolIegen, die Statistik bereits haben, zur kritischen Reflexion iiber deren Anwendung anregen. Diesem zweiten Aspekt messe ich personlich besonderes Gewicht bei: Von der Statistik wird heute noch iiberwiegend unkritisch und unreflektiert Ge- brauch gemacht und die Verwendung von Zahlen und mathematischen ModelIen gerade auch von Praktikern kaum problematisiert. Der vor- liegende Band solI daher mit dazu beitragen, daIS sich ein ProblembewuISt- sein hinsichtlich der Verwendung von Statistik in den Sozialwissenschaften starker entwickelt. An dieser Stelle mochte ich Herrn DR. MANFRED KUCHLER und meiner Frau, DR. VLASTA KRIZ, herzlich dafiir danken, daIS sie in zahlreichen Dis- kussionen geholfen haben, die Verstiindlichkeit des Textes zu erhohen.
Dieses Buch ist Produkt meiner mehr als zehnjahrigen Auseinan- dersetzung mit den Problemen empirischer Forschung in den So- zialwissenschaften. Es wendet sich an Studenten, Kollegen und Praktiker in der Hoffnung, einen Besinnungs- und Diskussions- prozess zu foerdern uber den Stand sozialwissenschaftlicher Me- thodik in der Forschungspraxis. Es ist ein sehr kritisches Buch geworden, wenngleich ich mich bemuht habe, ausserst vor- sichtig und unpolemisch zu formulieren und meine steigenden Empfindungen von Sarkasmus und Resignation bei der Analyse empirischer Arbeiten und der Methodenpraxis in meiner scien- tific community nicht durch die Formulierungen sondern durch die Sache zu vermitteln. Mein Anliegen ist es, mit diesem Band den Leser sensibler zu machen gegenuber dem sozialwissenschaftlichen Unsinn, der un- ter Berufung auf scheinbar objektive (und damit intendiert: unantastbare) "Methoden" als wahre und kaum mehr zu hinterfra- gende Erkenntnis ausgegeben wird. Es soll gezeigt werden, wie stark Inhalt und "Methoden" tatsachlich miteinander verknupft sind und beide zusammen nur Sinn in einem diskursiven Prozess haben koennen. Der Unsinn beginnt also dort, wo sozialwissen- schaftliche Theorie von den "Methoden" getrennt wird - man sehe sich daraufhin die Gliederung der Universitatsveranstal- tungen oder die Konzeption von Verlegern und Herausgebern so- zialwissenschaftlicher Literatur an! - mit dem praktischen Erfolg (wie spatestens in Teil III deutlich werden soll), dass der sozialwissenschaftliche Sachverstand dort abgeschaltet wird, wo die "Methoden" beginnen. Mein Anliegen ist also dazu aufzurufen, (Sozial-)Wissenschaft wieder starker als diskur- siven Prozess zu begreifen, dessen Sinn und Fortschritt von einer starkeren Diskussion zwischen den Forschern abhangt.
Der sehr erfolgreiche kompakte Band "Systemische Interventionen" der beiden Autoren wird in ihrem neuen Buch ergAnzt durch die erkenntnistheoretischen Basics, ohne die systemisches Arbeiten in allen Beratungskontexten im luftleeren Raum bleibt. Es geht um die selbstverstAndliche Konsequenz einer systemischen Sicht auf die Welt.Interventionen, die als systemisch bekannt und beliebt geworden sind, lassen sich auf einige wesentliche Gedanken zurA"ckfA"hren: Das Interesse richtet sich nicht mehr darauf, Fakten herauszufinden, es wird also nicht nach etwas gesucht, das es gibt, sondern eher nach dem, was sich zwischen Menschen ereignet. Daraus entsteht wie von selbst eine Praxis, die nicht versucht, Defizite zu finden oder eine Ursache, eine Diagnose, eine StArung festzuschreiben. Systemische Praxis sucht danach, wie ein PhAnomen, ein Problem von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich beschrieben wird. Sie will BeziehungsverhAltnisse ergrA"nden und Reflexionen anregen. Sie zielt auf die Muster flA"chtiger Kommunikationen, die sich in den vielen, stAndig neu erzeugten zwischenmenschlichen und psychischen Wirklichkeiten menschlichen Lebens beobachten lassen. Es geht weniger um den richtigen Einsatz von Techniken oder Tools als vielmehr um eine systemische Sicht auf die Welt.
Das essential bietet eine pragnante UEbersicht uber zentrale Konzepte und Begrifflichkeiten, die haufig im Kontext systemischen Coachings vorkommen. Den Ausfuhrungen liegt ein Ansatz zugrunde, der auf dem Boden interdisziplinarer Systemtheorie ("Synergetik") als "Personzentrierte Systemtheorie" bekannt ist. Die dort entwickelten Konzepte und Prinzipien ermoeglichen ein systemtheoretisch begrundetes und konsistentes Verstandnis bezuglich der Entstehung, Stabilitat und Veranderung von Problemstrukturen. Damit lassen sich zentrale Aspekte und Fragen, die im Bereich des Coachings auftreten, auf systemtheoretische Weise betrachten, was es ermoeglicht, das Handlungspotenzial im systemischen Coaching in konsistenter Weise weiterzuentwickeln und zu vertiefen.
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