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"Ein einzigartiges Buch, das nur von einem Mann wie Ernst Mayr
geschrieben werden konnte, der nicht nur einer der bedeutendsten
Evolutionsbiologen dieses Jahrhunderts, sondern auch ein grosser
Philosoph, Biologiehistoriker und aussergewohnlicher Schriftsteller
ist. Kein anderes Buch erzahlt so klar und kritisch die Evolution
der Ideen, die zur modernen Biologie fuhrten."
Die deutsche Ausgabe meiner Aufsatze begrli e ich mit besonderer Freude, da die Anfange meiner Gedankengange oft bis zu den Zei- ten zurlickreichen, als ich noch in Berlin am Zoologischen Museum der Universitat tatig war. Die Probleme, mit denen ich mich in die- ser Sammlung auseinandersetze, werden nicht nur in der wissen- schaftlichen, sondern auch in der philosophischen Literatur eifrigst erortert. Besonders wichtig fUr die Behandlung dieser Probleme ist das Auftauchen v611ig neuer Denkrichtungen in der modernen Evo- lutionsbiologie. In der Wissenschaftsphilosophie, und besonders bei den Positivisten, war die Uberzeugung weit verbreitet, alle Pro- bleme der Biologie konnten letzten Endes auf die Gesetze der Physik und Chemie zurlickgeflihrt werden. Wer widersprach, dem wurde vorgeworfen, Vitalist oder Mystiker zu sein. Da jedoch diese Auffassung der Positivisten falsch ist, wird in einigen meiner Aufsatze nachgewiesen. Bei der Zusammenstellung dieses Bandes habe ich mich von dem Prinzip leiten lassen, so1che Aufsatze zu wahlen, die sich mit neuen Entwicklungen in der Gedankenwelt der Biologen beschiifti- gen. Ais besonders wichtige Themen erschienen mir die Wirksam- keit der natUrlichen Auslese, der Populationsgedanke, das Prinzip der Teleonomie, die Rolle des genetischen Programms und andere gedankliche Entwicklungen der modernen Biologie, mit denen nicht nur Wissenschaftler und Philosophen, sondern auch jeder gebildete Laie vertraut sein soUte, denn ohne dieses Verstandnis ist eine moderne Weltanschauung eigentlich undenkbar. Oft wird, und leider zu Recht, auf die gedankliche Kluft zwi- schen Wissenschaftlern und Humanisten hingewiesen.
Das soziale Leben unserer nachsten Tierverwandten wird seit 15 Jahren von Anthropologen, Psychologen und Zoologen in gemeinsa mer Arbeit erforscht. An dieser Entwicklung war das nichtangel sachsische Europa kaum beteiligt. Von den 110 gegenwartig laufen den Feldstudien iiber soziale Organisation und Okologie freilebender Primaten sind nur 9 kontinentalen Ursprungs. Japan allein verzeich net dagegen 30 laufende Projekte. In deutscher Sprache stehen dem Nichtfachmann fast nur Ubersetzungen populiirer englischer Biicher zur Verfiigung, so z. B. die hervorragenden und anschaulichen Schil derungen von Jane van Lawick-Goodall iiber die Schimpansen und von George Schaller iiber Gorillas. Auch das vorliegende Buch wurde zuerst auf Einladung eines amerikanischen Verlags in englischer Sprache verfaJ3t. Ich schrieb es fiir Studenten der Sozialanthropologie in der Absicht, ihnen einen Uberblick iiber die neuen Ergebnisse und die Aussichten der Prima tensoziologie zu vermitteln und ihnen Ansatze zu einer Vergleichs basis fiir das Studium menschlicher Gesellschaften zu geben. Das zentrale Thema ist die dem hochzivilisierten Menschen kaum mehr gegenwartige, dem Biologen hingegen selbstverstandliche Tatsache, daJ3 soziale Organisation den 6kologischen Bedingungen der Um welt angepaJ3t sein muJ3. Die in verschiedenen Biotopen lebenden und darin verschieden wirtschaftenden Populationen der Art Mensch haben diese Anpassungen durch Varianten ihrer Zivilisation und Kultur geleistet. * Auch Tiere lernen von ihrer Umwelt und pas- . . . Kultur-Okologie ist denn auch das Thema der von Walter Goldschmidt heraus gegebenen Buchreihe, in der dieser Band ursprfinglich erschien. Aus dieser Themastellung erklaren sich die Ausfiihrungen fiber Kultur als Umweltsanpas sung am Anfang des einleitenden Kapitels."
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