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Die sich bundesweit abzeichnende Umwandlung traditioneller Diplom-
und Magisterstudiengange in gestufte Bachelor- und
Masterstudiengange stellt besonders fur ein vergleichsweise junges
akademisches Fach wie die Soziologie eine grosse Herausforderung
dar.
Der Mensch hat klare Vorstellungen uber die ideale Reihenfolge von Tatigkeiten. Erste Ergebnisse zur Bewertung hypothetischer und gewunschter "temporaler Muster" offenbaren starke Gegenkrafte gegen eine beliebige Aufloesung der Zeitstruktur in Beruf und Freizeit. Gegeben seien drei Tatigkeiten: "Cafe-Besuch" - "Schwimmbadbesuch" - "Stadtbummel" - in welcher der moeglichen sechs verschiedenen Reihenfolgen wollen welche Menschen diese Tatigkeiten am liebsten ausfuhren? Oder: Wenn sie ab mittags arbeiten mussen, welche Tatigkeiten eignen sich fur den Vormittag? Welche nachmittags, wenn sie fruh arbeiten mussen? Solche und ahnliche Fragen beantwortet die neuartige Erforschung der "temporalen Muster" - eine Initiative des "Forum Freizeitwissenschaften", eines Zusammenschlusses von Zeit- und Freizeitforschern der Bundesrepublik. Es werden erste empirische Ergebnisse aus den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen vorgestellt, die deutlich machen, dass der neue Ansatz die bisherige Zeitforschung um z.T. uberraschende Ergebnisse bereichern kann. Auf dem Hintergrund der durch die wirtschaftliche Entwicklung erzwungenen Zeitflexibilisierung werden die psychologischen Kalkulationen des Individuums bei der Zeiteinteilung hoechst relevant - welche UEberlegungen es dabei leiten und welche theoretischen und praktischen Folgen diese haben, versucht das Buch zu ergrunden.
ALL T AG UND SOZIOLOGIE Von Kurt Hammerich und Michael Klein I Einleitungen zu Aufsatzsammlungen pflegen einem bestimmten Ritual zu fronen: Es wird festgestellt, d das in dem betreffenden Samme!band diskutierte Thema in der fachwissenschaftlichen Diskussion bisher weitgehend iibersehen wurde, nicht ge- niigend gewiirdigt wird und bisher hochstens rudimentar, unzusammenhangend, kon- zeptionslos etc. abgehandelt wurde. Recht gut macht sich hierbei besonders der Hin- weis auf bislang fehlende Beriicksichtigung in Lexika und Handbiichern. Auch fiir den vorliegenden Band bote sich eine solche Einleitung sicherlich ani. Wenn dies allerdings letztlich unterbleibt, so geschieht dies vor allem, weil der solchen Einfiihrungsritualen zugrundliegende Anspruch, namlich mit der eigenen Publikation die fragliche oder nur vorgegebene Liicke geschlossen zu haben, hier nicht eingelost werden kann. Dies hangt zunachst einmal damit zusammen, d der inhaltliche und theoretische Stellenwert 2 einer Soziologie des Alltags bislang weitgehend ungeklart ist - Soziologie des Alltags mag namlich bedeuten, soziologische Kategoriensysteme, die in der Regel auf den Bezugshintergrund von formalisierten und institutionell verfestigten Sozialgebilden projiziert sind, auch auf sogenannte nicht-definierte Situationen zu iibertragen bzw. anzuwenden. Damit wird versucht, die in soziologischen Kategoriensystemen unter- 3 stellte Strukturiertheit und Regelhaftigkeit auch fiir diese Bereiche aufzuzeigen oder aber den Allgemeinheitsanspruch der jeweiligen soziologischen Theoriekonzeption 4 nachhaltig zu untermauern . Soziologie des Alltags kann aber auch meinen, einen ge- sonderten Sozialbereich bzw. eine besondere gesellschaftliche Sphare jenseits der iibri- gen Lebensbereiche, die als institutionell abgesichert gesehen werden, als Resultat gesellschaftlicher Differenzierung zu behaupten.
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