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Rhythmus, Richtung und Resultate von gesamtgesellschaftlichen wie
individuellen Veranderungen werden wesentlich durch die Dialektik
von Macht und Widerstand diktiert. Macht kann brachial sein,
Widerstand auch. Macht kann aber auch in der Macht von Ideen
liegen, in ihrer Durchsetzbarkeit und allgemeinen Akzeptanz. Sie
kann legitim sein und damit Herr- schaft begrlinden, formell oder
informell sein, faktisch oder nur normativ. Sie provoziert mit
ihren variablen Auspragungen, Inten- sitaten und Techniken auch
unterschiedliche Auspragungen, Intensi- taten und Techniken von
Widerstand. Beide, Macht und Widerstand, sind universell. Ihre
Dialektik ist eine Invarianz aller histo- rischen Gesellschaften.
Wo immer Menschen miteinander zu tun haben, bilden sich
Machtreliefs, deren Entstehen und Bestand auf genetische oder
soziale Faktoren zurlickzuflihren sind. Alter, Geschlecht, Bildung,
korperliche Starke und geistige Fahigkeiten, individuelles Cha-
risma oder finanzielle Potenz, Uberlegenheit qua Amt und Funktion
oder die Verfligungsgewalt liber Produktionsmittel sind solche Fak-
toren. "Gleichviel, worauf diese Chance beruht", sagt der Sozio-
loge Max Weber in seiner berlihmten Definition, "Macht bedeutet
jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen
auch gegen Widerstreben durchzusetzen. " Db Chancen in beliebigen
Situationen nur latente Moglich- keiten bleiben oder aber konkrete
Realitaten werden, laSt sich erklaren: z. B.
Es gibt keinen einheitlichen Gesichtspunkt, unter dem sich die in
diesem Band ver- sammelten Beitriige systematisieren und
klassifizieren li en. Mu es einen solchen Gesichtspunkt denn
iiberhaupt geben? Jeder Versuch der Systematisierung, Klassi-
flzierung und Katalogisierung des Verantwortungsproblems scheint
nicht nur des- halb schwierig, weil sozusagen der Diskussionsstand
noch nicht weit genug ist, son- dem er erscheint schlicht
unangemessen. Dies ist der Fall, weil-und in diesem Punkt sind nun
alle Beitrage einheitlich - sich die Tatigkeit der Psychologen, sei
sie nun Forschung oder praktische Tiitigkeit, nur hochst kiinstlich
von dem Pro- blem der Verantwortung trennen lii t. Anders gesagt:
Gesellschaftliche Verantwor- tung ist untrennbar mit der
alltiiglichen Tatigkeit verbunden, sie ist kein sonn- oder
feiertiigliches BemUhen, sondem ein Moment der nonnalen praktischen
und theoretischen Tatigkeit. Insofem stellen die Beitriige in
diesem Band verschiedene Modelle dar, wie individuelle Psychologen
das Problem der Balance zwischen ge- sellschaftlichen Bedingungen,
wissenschaftlichen Moglichkeiten und personlichen Orientierungen
losen. Dieser "Modellcharakter" der Diskussionsbeitriige ist
unseres Erachtens kennzeichnend fUr das Problem der Verantwortung
und begriindet zu- gleich, warum Systematisierungsversuche hier
nicht angebracht sfud. 1m folgenden wollen wir einige zentrale
Komplexe der Verantwortungsdiskus- sion benennen, die in nahezu
allen Einzelbeitriigen thematisiert werden. Sie sollen als "advance
organizer" dienen, der einen besseren Einstieg in die Diskussion
er- moglicht. Sie stellen keine Bewertung der Einzelbeitriige dar,
was ja auch ihrem Modellcharakter nicht entsprechen und damit der
Intention dieses Sammelbandes widersprechen wUrde. Fast alle
Autoren dieses Bandes haben sich auch mit der Problematik des
psycho- logischen Experiments beschiiftigt.
Die gegenwartige arbeitspsychologische Forschung zielt in einem gro
en Teil auf praktisch anwendbare Strategien zur Erh6hung der
Arbeitsmotivation, wodurch dann eine produktivere oder effektivere
Arbeit, ein hCiherer output etc. erreicht werden kann. Abgesehen
davon, da so die Arbeitspsychologie - mehr gewollt als ungewollt -
im Interessengegensatz von Arbeitgebern und Arbeitnehmern sich flir
die Arbeitgeberinteressen instrumentalisieren la t (vgl. Valpert
1975), gibt sie mit diesem pragmatischen Vorgehen den Anspruch auf,
den Gegenstand "Arbeitsmoti- vation" wissenschaftlich zu erfassen.
Von einigen Ausnahmen abgesehen erscheint es so, als wlirden aus
der betrieblichen Praxis entwickelte Techniken der Arbeitsin-
tensivierung durch Motivationserh6hung verallgemeinert und mit
Elementen psy- chologischer Theorien untermauert, bis der nachste
praktische und effektive Vor- schlag auftaucht, dem ebenfalls
wieder nachtraglich eine wissenschaftliche Fundie- rung unterlegt
wird. Uns geht es in diesem Buch darum aufzuzeigen, da ein soIches
Vorgehen kein wissenschaftliches Erfassen des Gegenstands
"Arbeitsmotivation" ermCiglicht. Auf diese Weise k6nnen eventuell
kurzfristige Intensivierungserfolge erzielt werden; ein Verstandnis
der sehr widersprUchlichen Arbeitsmotivation und eine langfristige
Perspektive, die diesen WidersprUchen auf der technologischen und
Cikonomischen Seite des Arbeitsprozesses wie auf der Seite der
PersCinlichkeitsentwicklung (u.a. Qualifikation und
Arbeitserziehung) Rechnung tragt, ist so nicht zu erreichen. Wir
gehen davon aus, da psychische Erscheinungen nur vollstandig erfa t
wer- den k6nnen, wenn sie in ihrer Entwicklung betrachtet we: -den
(und zwar in ihrer Entwicklung auf verschiedenen Ebenen, die in
Abschn. 3 naher dargestellt werden).
In der Psychologie wie in der Politik schwingt das Pendel der Mode
hin und her; und die Schwankungen laufen anniihernd synchron.
Wiihrend des 19. lahrhun- derts predigten die Assoziationisten eine
Gleichheits- doktrin und drei Reformgesetzentwiirfe wurden ver-
abschiedet. - Sir Cyril Burt (1955,167) Dieses Buch befaBt sich mit
einer einzigen Hauptfrage: Sind Werte aus Intelli- genz-Tests
(Intelligenzquotienten; im folgenden abgekiirzt I. Q. s) erblich?
Die Ant- wort lautet aus der iibereinstimmenden Sicht der meisten
Intelligenz-Tester, daB ungefahr 80% der individuellen Variation
bei I. Q. -werten genetisch determiniert ist. Das ist keine neue
SchluBfolgerung. Pearson stellte 1906 fest, bevor der weit
verbreitete Gebrauch des Intelligenztests einsetzte, daB der
"EinfluB der Umwelt nirgend wo mehr als 1/5 dessen der Erblichkeit
ist und m6glicherweise nicht ein- mal 1/10 von ihr". Herrnstein
(1971, 57) kam bei einem Riickblick liber die Ge- schichte des
Intelligenz-Testens bis 1971 zu folgendem SchluB: "Wir diirfen des-
halb sagen, daB 80% bis 85% der I. Q. -Variation unter WeiBen den
Genen zuzu- schreiben ist". Die vorliegende Arbeit gelangt zu zwei
SchluBfolgerungen. Die erste stammt aus einer detaillierten
Dberpriifung des empirischen Beweismaterials, das zur Un-
terstiitzung der Auffassung iiber die Erblichkeit angefiihrt wurde;
diese kann ein- fach dargelegt werden. Es existieren keine Daten,
die einen besonnenen Mann dazu bringen k6nnten, die Hypothese zu
akzeptieren, daB I. Q. -Werte in irgendeinem MaBe erblich sind.
Der Plan der Herausgeber, Gestalttheorie in der modernen
Psychologie durch eine gezielte Samrnlung von Beitragen
historischer, theoretischer und empirischer Thematik
diagnostizierbar zu machen, ist doppelt motiviert: Die Geschichte
der Psychologie hat die Fachwelt mit einer im Verlauf der
Sechziger-Jahre einsetzen- den und seither deutlich zunehmenden
Wiederbelebung gestalttheoretischer Denk- weisen iiberrascht,
welche nach Ansicht der Herausgeber mehr einer inneren Lo- gik als
einer auBeren Laune in der Entwicklung unserer Disziplin
zuzuschreiben ist. Dies iiberzeugend darzustellen, und zwar nicht
allein - sondern mit Unter- stiitzung einer unverdachtig
heterogenen Stichprobe von Autoren - darauf kam es uns als
Herausgebern an. Wir iibersehen nicht, daB in dem ahistorischen,
ver- gangenheitsabgewandten Klima der gegenwartigen Psychologie
eine Mahnung des Inhalts, daB man in dem Neuen die Fortdauer von
Altern erkennen m6ge, an sich noch keinen Widerhall verspricht.
Fiihlt man sich progressiv, dann ist man gern allergisch gegeniiber
allem, was so aussieht wie eine Reverenz gegeniiber einer
fortlebenden Vergangenheit. Die Absicht der Autoren ist jedoch
anders zu verstehen: nicht als diistere Mahnung, sondern als
freundliche Empfehlung: als ein "Tip", der gerade auch f1ir die
ungeduldig Fortschrittlichen interessant sein diirfte: Wenn
Denkweisen der alten Gestalttheorie unter ganzlich veranderten Be-
dingungen wieder neu aufleben, dann lohnt es sich, sie systematisch
zu erarbei- ten und zu iiberpriifen: man spart Zeit.
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Computer (German, Paperback)
Peter Goldschneider, Heinz Zemanek; Assisted by H.P. Chladek, F. Lenk, W. Pachl, …
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