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Charakteristisch fur die Hermeneutische Wissenssoziologie ist der
Anspruch, sich dem Verstehen der sozialen Wirklichkeit selbst
reflexiv zuzuwenden. Denn wer die Strukturen und Arbeitsweisen
alltaglicher Deutung nicht kennt, ist weder imstande, alltagliche
Deutungen zu kontrollieren noch sie in aufklarerischer Absicht zu
uberschreiten.
Der Hermeneutischen Polizeiforschung geht es darum, das Handeln der im Handlungsfeld, Polizei' Beteiligten aus den vorgegebenen Rahmenbedingungen heraus verstehbar zu machen. In diesem Sinne ist sie Teil einer sich wissenssoziologisch verstehenden und strukturanalytisch arbeitenden qualitativen Sozialforschung. Das Buch stellt zunachst den Ansatz einer Hermeneutischen Polizeiforschung vor. Im ersten Themenabschnitt wird eine programmatische Positionierung entwickelt. Im zweiten Themenabschnitt werden exemplarisch methodisches Vorgehen und einige empirische Befunde der Hermeneutischen Polizeiforschung dargelegt. Im dritten Themenabschnitt geht es dann um die kritische Auseinandersetzung mit der Hermeneutischen Polizeiforschung."
Durch die Erschliessung verschiedener polizeilicher Handlungsfelder und die damit gewonnene Moglichkeit zur Konstruktion qualitativer Daten sind die AutorInnen dieses Bandes in der Lage, qualitative Analysen polizeilichen Handelns fur unterschiedliche polizeiliche Handlungsbereiche vorzustellen. Die Daten wurden mit Hilfe verschiedener Verfahrensweisen der qualitativen Sozialforschung ausgewertet: Grounded Theory, klassische Ethnographie, hermeneutische Wissenssoziologie, objektive Hermeneutik, systemtheoretisch hermeneutische Narrationsanalyse. Gemeinsame Grundlage dieser thematisch wie methodologisch-methodisch weitgespannten Analysen ist das Bemuhen, das Handeln der im Handlungsfeld 'Polizei' agierenden Subjekte aus dem jeweiligen Handlungszusammenhang heraus als typisch zu verstehen."
Die Hermeneutische Wissenssoziologie stellt einen bedeutenden theoretischen, methodologischen und methodischen Ansatz der gegenwartigen sozialwissenschaftlichen Gesellschaftsanalyse dar. Ihre seit den spaten 1980er und 1990er Jahren ausformulierten Beitrage haben die sozialwissenschaftliche Grundlagendiskussion und insbesondere auch die neuere interpretativ und rekonstruktiv verfahrende Sozialforschung bereichert. Die eng an Peter Berger, Thomas Luckmann und Hans-Georg Soeffner anknupfende Grossfragestellung der Hermeneutischen Wissenssoziologie untersucht, wie Handlungssubjekte, hineingestellt und sozialisiert in historisch und sozial entwickelte Routinen und Deutungen des jeweiligen Handlungsfeldes, diese einerseits vorfinden und sich aneignen (mussen), andererseits diese immer wieder neu ausdeuten und damit auch eigen willig erfinden (mussen) . Damit ist die Hermeneutische Wissenssoziologie ein Versuch, die unfruchtbare und seit langem kritisierte Gegenuberstellung von Struktur und Handeln; Struktur und, Kultur zu uberwinden sowie die wechselseitige Durchdringung dieser Ebenen in ihrer je konkreten Auswirkung auf soziale Praxis zu erfassen und empirisch nachzuvollziehen. Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen, aber auch angesichts der Ausdifferenzierungen des theoretischen Feldes stellen sich der Hermeneutischen Wissenssoziologie gleichwohl neue Probleme und Herausforderungen, die mit der Infragestellung des Subjektkonzepts einhergehen. Das Anliegen dieses Bandes ist es, eine Verstandigung innerhalb der Hermeneutischen Wissenssoziologie anzuregen. Von phanomenologischen und pragmatischen Grunduberzeugungen ausgehend werden die subjekttheoretischen Grundlagen der Hermeneutischen Wissenssoziologie und die Relevanz dieser Grundlagen fur eine sinnverstehende Rekonstruktion sozialerWirklichkeit erortert.
Die in diesem Band dargestellten Fallstudien zu einem internationalen Hochschulstudiengang dienen der Exploration und Sensibilisierung. Aufmerksam gemacht wird auf Bruch-, Konvergenz- und Emergenzstellen, die sich aus der Internationalisierung im Alltag der Hochschullehre fur die kulturell diversen Akteure ergeben. Die sich aus der Exploration heraus aufdrangende Frage, welche Form der Hochschulbildung von welcher "Kleinen-sozialen-Lebens-Welt" her ausgehandelt wird, soll spater in einer ethnographischen Fallstudie geklart werden. Eine solche Fallstudie vorbereitend, kommt die Bildungs-Exploration mit der Entwicklung eines an der Lebensweltanalytischen Ethnographie orientierten Forschungsdesigns zum Abschluss.
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