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In der weltweiten OEkumene wird das Konzept des gerechten Friedens
gegenwartig intensiv diskutiert. Diese Debatte verbindet sich mit
den Fragen nach der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Religion und
der Beziehung von Staat und Kirche. Sie beeinflussen die
Handlungsmoeglichkeiten der Kirchen im oeffentlichen Raum. Dabei
haben die verschiedenen christlichen Traditionen unterschiedliche
Selbstverstandnisse, die dann massgeblich auch ihre politische
Ethik bestimmen. Unter dieser Pramisse nimmt der Band kirchliche
Denominationen in den Blick und fragt nach Potenzialen einer
Annaherung in Friedensfragen.
Der Begriff des gerechten Friedens impliziert engen Zusammenhang
von Frieden und Gerechtigkeit. Auch in biblischen Traditionen wird
die Verknupfung beider Begriffe deutlich. So umfasst der biblische
Friedensbegriff Schalom stets auch Dimensionen der Gerechtigkeit.
Das Zusammendenken von Frieden und Gerechtigkeit hat seine Wurzeln
in der alttestamentlichen Tradition und zieht sich als roter Faden
durch die kirchlichen Traditionen. Frieden und Gerechtigkeit
koennen aber auch in einem Spannungsverhaltnis stehen und
zueinander in Widerspruch geraten. So kann die Umsetzung von
Gerechtigkeit den Frieden gefahrden (Kriege im Namen der
Gerechtigkeit), und auch umgekehrt kann die Verwirklichung von
Frieden als ungerecht empfunden werden.
Der Zusammenhang und das Verhaltnis von Ethik und Recht gehoeren zu
den fundamentalethischen Herausforderungen und werden seit der
Antike diskutiert. Dennoch stellt sich dieses Problem je nach
aktueller Situation immer wieder neu. Fragt man nach der Stellung
des Rechts in der biblischen UEberlieferung, dann fallt seine
Vielgestaltigkeit auf. Es tragt in sich selbst geschichtlichen
Charakter und hat sich seinerseits in verschiedener Weise auf das
Rechtsdenken unterschiedlicher Epochen und Regionen ausgewirkt.
UEber den biblischen Befund hinaus diskutiert der Band die
kirchlichen Traditionen, die sich auf sehr unterschiedliche Art und
Weise mit dem vorfindlichen (staatlichen) Recht auseinandersetzen.
Gerechter Frieden wird im deutschen Diskurs, anders als im
oekumenischen Kontext, als politisch-ethisches Leitbild verstanden.
Im Mittelpunkt des Bandes steht die Auseinandersetzung mit dem
Begriff des Leitbildes. Dieses bewegt sich zwischen
handlungsleitender normativer Orientierung und
Interpretationsoffenheit wie zwischen Trager- und
Adressatenkreisgebundenheit und allgemeiner Geltung. Damit
verbinden sich zugleich Fragen nach der theologischen Verortung und
empirischen Anwendbarkeit des gerechten Friedens in konkreten
politischen Entscheidungssituationen.
Die Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland
nimmt mit dem Konzept des gerechten Friedens eine bewusste
Fokussierung auf friedliche Konfliktbearbeitungsstrategien vor.
Dennoch bleibt Gewalt - auch als ultima ratio und rechtserhaltende
Gewalt - prekar. Biblische UEberlieferungen zeigen die Ambivalenz
von Gewalt auf. Hermeneutische UEberlegungen schaffen hier die
Moeglichkeit, biblische Narrative und Metapher auf ihre
gegenwartige Relevanz hin zu befragen. Vor dem Hintergrund
kontroverser Debatten im oekumenischen Kontext nimmt der Band
Traditionen verschiedener Denominationen in den Blick und
beleuchtet deren Ambivalenz.
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