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In seinem bertihmt gewordenen Buch "An Account of the Foxglove and
Some of its Medical Uses" schrieb William Withering 1785 in den
SchluBfolgerungen: "It (Digitalis) has a power over the motion of
the heart to a degree yet unobserved in any other medicine, and
this power may be converted to salutary ends". 1m wesentlichen aber
verordnete er seine Fingerhutextrakte gegen die Was'sersucht, ohne
daB ihm der primiir kardiale Angriffspunkt der Herzglykoside und
damit die eigentliche Therapie der hydropischen Herzinsuffi- zienz
bewuBt waren. Die giinstigen Wirkungen der Herzglykoside wurden in
spiiteren Zeiten nicht mehr gesehen, vorwiegend wegen fehlender
Standardisierung der Zubereitungen und deshalb sich hiiufender
toxischer Nebenwirkungen. Andererseits gab es keine klaren
Vorstellungen uber den Wirkungsmechanismus und die Indi-
kationsbereiche. Herzglykoside wurden u. a. gegen Gicht, Epilepsie,
Pthisis sowie als Diuretikum verordnet. Mehr als 100 Jahre nach dem
Erscheinen des Buches von Withe- ring solI dann Bernhard Naunyn
geiiuBert haben: "Ohne Digitalis mochte ich nicht Arzt sein". Wenn
man die groBe Zahl der Glyko- sidverordnungen in Deutschland oder
die lange Reihe der Glyko- sidpriiparate in der "Roten Liste" vor
Augen hat, scheint dieser Satz auch heute noch giiltig zu sein. Bei
kritischer Durchsicht der vorliegenden Literatur fallt auf, daB
lediglich die kardial bedingte Tachyarrhythmia absoluta eine
unumstrittene Indikation fur die Herzglykosidtherapie ist. Ob die
chronische Herzinsufflzienz mit Digitalis uberhaupt bzw. besser als
mit Diuretika, Vasodilatanzien oder anderen positiv inotrop wirksa-
men Medikamenten zu behandeln ist, wird international unter-
schiedlich beurteilt.
In den Essays des vorliegenden Bandes wird das schon im fruhen 19.
Jahrhundert hochst komplizierte Spannungsverhaltnis zwischen den
oft eher utopisch anmutenden Entwurfen der russischen
Intelligencija und den ihr Handeln und Schreiben immer wieder
einschrankenden Systemzwangen des autokratischen Staates
analysiert. Im Zentrum des Interesses stehen die soziologischen
Voraussetzungen (die Ablosung des Adels als des exklusiven
Kulturtragers), die nationalen Rahmenbedingungen (die
intellektuellen Abwehrstrategien der Polen und Ukrainer im
russischen Imperium) sowie die sehr unterschiedlichen
Konzeptualisierungen dieses Konflikts durch Puskin, Odoevskij,
Kjuchel'beker, Glinka, Bulgarin, Caadaev und vor allem Gogol'. Die
Fallstudien sind durchweg darauf ausgerichtet, den spezifischen
Beitrag der Literatur, Philosophie und Publizistik fur die
Entwicklung der russischen Kultur der 1830er und 1840er Jahre zu
verdeutlichen. Dr. Ulrich Schmid, Jahrgang 1965, ist Professor fur
Kultur und Gesellschaft Russlands an der Universitat St. Gallen.
Jochen-Ulrich Peters, Jahrgang 1943, ist Professor fur Slavistik an
der Universitat Zurich. Forschungsgebiete: Satire, Avantgarde,
russische und westeuropaische Romantik.
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