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Handlungs- und Entscheidungstheorien gelten als
erfolgsversprechende Ansatze zur Erklarung sozialen Handelns und
der Entwicklung politischer und sozialer Prozesse verbessern und
Erklarungen moglich machen.
Die zentrale Problemstellung des Buches lautet: Haben unterschiedliche parteipolitische Mehrheiten in den Kommunen unterschiedliche politische Ergebnisse zur Folge? Lasst sich ein Einfluss der jeweils dominierenden Partei in der Ausformung der materielle Politik der Gemeinden empirisch nachweisen? Diese Fragen werden unter Einbezug der weiterer sozio-okonomischer und finanzwirtschaftlicher Bestimmungsfaktoren untersucht. Gegenstand der Untersuchung sind acht Indikatoren zur Beschaftigung im kommunalen Dienst sowie zur Steuer- und Finanzpolitik der kreisfreien Stadte in den 80er Jahren."
Der vorliegende Band mit dem Titel "Anomalien in Handlungs-und Entschei dungstheorien" ist u. a. das Resultat der dritten Tagung des Arbeitskreises "Handlungs-und Entscheidungstheorie" der "Sektion Politische Theorie und Ideengeschichte" innerhalb der Deutschen Vereinigung rur Politische Wissen schaft (DVPW). Wahrend sich die ersten beiden Tagungen mit Grundlagen und zentralen politikwissenschaftlichen Anwendungen handlungs- und entschei dungstheoretischer Ansatze beschaftigten (Druwe, Kunz, Hg. 1994, 1996), stehen in diesem Band ausgewahlte Probleme oder Anomalien im Mittelpunkt methodologischer, theoretischer und anwendungsorientierter Betrachtungen. Der Anomaliebegriff wurde von dem amerikanischen Wissenschaftshistoriker Thomas S. Kuhn 1962 in seinem Buch "The Structure of Scientific Revoluti ons" eingeruhrt. Nach seiner Auffassung arbeiten Wissenschaftler reifer Dis ziplinen auf der Grundlage eines Paradigmas. "Ein Paradigma ist das, was den Mitgliedern einer wissenschaftlichen Gemeinschaft gemeinsam ist . . . " (Kuhn 1979: 187). Gemeinsam sind einer wissenschaftlichen Gemeinschaft nach Kuhn eine Wissenschaftssprache mit einheitlichen Defmitionen und symboli schen Verallgemeinerungen, heuristische Modelle, Werte bezuglich der Plau sibilitat, der Einfachheit etc. und insbesondere Musterbeispiele, mit denen neue Mitglieder in eine wissenschaftliche Gemeinschaft eingeruhrt werden. Inner halb des Paradigmas wird "normale Wissenschaft," d. h. "die Tatigkeit des Ratsellosens" betrieben (Kuhn 1979: 65). Probleme, die das Paradigma auf wirft, werden gelost und so die Reichweite und die Exaktheit des Paradigmas kumulativ verbessert."
UEberblick uber die Arbeit: Die Theorie rationalen Handeins stellt die zur Zeit pra- ferierte Mikrotheorie der im Rahmen des methodologischen Individualismus ope- rierenden Sozialwissenschaften dar. Aufgrund der prazisen Formulierung der hand- lungsleitenden Variablen, den umfangreichen Anleitungen zur funktionalen Prazisie- rung, der grundsatzlich gegebenen Allgemeinheit ihrer Aussagen sowie der Moeg- lichkeit, das Grundprinzip des Ansatzes auf die Theorie selbst anzuwenden, bietet sie nach Meinung zahlreicher Autoren die zur Zeit besten Moeglichkeiten, die nomo- logische Basis in der Mehrebenenmodellierung sozialer Prozesse zu begrunden. Zumindest hat sie die Einsicht in die Moeglichkeiten der expliziten Mikrofundierung sozialwissenschaftlicher Analysezusanunenhange aktualisiert. In dieser Perspektive steht die Theorie rationalen Handeins als ein empirisch-erklarender Ansatz im Mit- telpunkt dieser Arbeit. Es geht um ihre konzeptionellen Grundlagen, die empiri- schen Anwendungsprobleme in der quantitativen Sozialforschung und die Integration von Phanomenen der kognitiven oder bereichsspezifischen Rationalitat, fur die H. A. Sirnon etwas pejorativ die Bezeichnung 'beschrankte Rationalitat' gepragt hat. Der traditionelle Ansatz erweist sich fur die Beschreibung und Einbindung dieser Aspekte allerdings als zu eng: Das experimentelle Spiel ftlr einen 'Homo Oecono- micus', der Entscheidungen mit maximaler Information und ohne besonderen Einfluss der Situation nach dem einfachen Prinzip des Erwartungsnutzens trifft, kann nicht generelles Progranun fllr die Erklarung der UEberlegens-und Enscheidungsprozesse der Menschen unter naturlichen Bedingungen in Alltagssituationen sein. Die Ver- wendung von Rational Choice in der empirischen Sozialforschung impliziert viel- mehr einen integrativen Zugriff, der hinsichtlich der grundlegenden Annahmen eine (Re-) Kognitivierung des Konzepts voraussetzt.
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