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DaB der Rektor der UniversiHit Heidelberg, Magnifizenz Prof. Dr.
iuris Adolf LAUFS, ein Arztrechtler aus Neigung ist, weiB man im
deutschen Sprachgebiet lange schon. DaB er und der Kreis der ihm
nahestehenden Rechtsgelehrten geneigt sein kennten, mit uns
Medizinern zusammenzuar- beiten, um ein Symposium von Rang zustande
zu bringen, war allen, die es angehen konnte, freudige Genugtuung.
Bei dieser Konstellation war es nicht schwer, den Pdisidenten der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Herrn Prof. Dr. Dr. lng.
E. h. Otto HAXEL, zu gewinnen, um in der Convergenz der Potentiale
eine brauchbare Arbeit zustande zu bringen. Die Tagung fand
vorwiegend in den Raumen der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften statt, eine SchluBapotheose, im Kreise der
arztlichen Offentlichkeit, durch den Prasidenten der
Bundesarztekammer C. VILMAR freundlichst geleitet und gefOrdert, im
Pathologischen lnsti- tut der Universitat Heidelberg. Vorliegendes
Bandchen bringt die Texte der im Rahmen des Symposium gehaltenen
Vortrage. Die redaktionelle Zu- richtung hat an der lndividualita.
t der Darbietungen auch beziiglich etwaiger Literaturangaben nichts
gea. ndert. Aber auf die Wiedergabe der Diskussionsbemerkungen
wurde verzichtet. Diese waren "auf Band" aufgenommen und ha. t- ten
natiirlich reproduziert werden kennen. Allein, diese durch oft
liebenswiirdige Temperamente gesteuerten Einlas- sungen tragen
betont subjektive Ziige, die es mir gera- ten erscheinen lieBen,
nicht zu vieles zu bringen. Ahnlich war die Problemlagehinsichtlich
unseres Rundtischgespra. - ches. Die generelle Gliederung des
Symposium durch W olf- gang JACOB, in mehreren Sitzungen mit A.
LAUFS und E. DEUTSCH erarbeitet, ist logisch und iiberzeugend.
Der Geburtstag des Herrn KARL HEINRICH BAUER war in der
akademischen Welt ein Ereignis besonderer Bedeutung. Der
emeritierte Professor der Chirurgie und Initiator des Deutschen
Krebsforschungs- zentrums hatte es schon fruher verstandell,
geistige Anregungen auszu- streuen, seine Leser und Horer zu
fesseln und durch sein Beispiel zu wirken. So ist es nur naturlich,
daB zur Feier der Vollendung des 75. Le- bensjahres sehr viele
Schuler, Freunde, Verehrer und Fachgenossen aus aller Welt nach
Heidelberg gekommen sind, urn dem Jubilar die Reverenz zu erweisen.
1m Mittelpunkt der Feierlichkciten stand ein wissenschaft- liches
Symposion, welches reich war an thematisch weit streuenden
Beitragen, gleich einem bunten, farbenfrohen
Geburtstags-BlumenstrauB. Die nachfolgende Zusammenstellung gibt
ein naturgetreues Bild von clem Ductus der Einzelvortrage.
Herausgebern und Verlag war daran gelegen, durch diese Festschrift,
deren Teile wie die Komponenten eines Kraftfelcles auf Teilgebiete
des Lebcnswerkes von K. H. BAUER ausge- richtet sind, sowohl eine
bleibende Erinnerung als auch einen Eindruck von der imposanten
GroBe und Mannigfaltigkeit des Lebenswerkes von K. H. BAUER zu
vermitteln. Heidelberg, Marz 1966.
Robert R6sSLE Mtte am 19. August dieses Jahres seinen 100.
Geburtstag feiern konnen, ein Datum, das es recht fertigt, sich
noch einmal dieses Mannes zu erinnern, der in guten wie in
schlechten Zeiten einer der besten Verkorpe rungen des viel
geschmahten deutschen Professors und Institutsdirektors war. Ich
hatte das GlUck, 5 Jahre hindurch (1935-1940) unter ihm als
Prosektor der Charite an seinem Institut zu arbeiten; wir standen
nach meinem Weggang nach Prag weiter in enger Verbindung, die erst
durch den Zusammenbruch 1945 eine langere Unterbrechung erfuhr:
RossIe blieb auf seinem Posten in der Charite, ich war an der
Prosektur des Landes krankenhauses in Salzburg gelandet. Erst im
Mai 1946 ge lang es RossIe trotz aller postalischen Erschwerungen
wieder eine Verbindung mit mir herzusteIlen, die zu einem bis zu
seinem Tode am 21. 11. 1956 fortgesetzten Briefwechsel flihrte. So
befinde ich mich denn im gllicklichen Besitz von liber 100
schriftlichen an mich oder an meine Frau, Ruth Hamperl, gerichteten
Mitteilungen, die sowohl den Mann wie die Zeitumstande lebendig
widerspiegeln, lebendiger und authentischer als ein Biograph es
vermochte, da hier RossIe selbst spricht und oft seinem Herzen mehr
Luft macht, als er es sonst etwa im Gesprach wagte. Ganz
liberwiegend handelt es sich urn handschriftliche Mitteilungen, da
RossIe die ihm yom Springer-Verlag flir die Redaktion von Vir chows
Archiv zur Verfligung gestellte Sekretarin nicht fUr seine private
Korrespondenz in Anspruch nehmen wollte (!)."
Bei der Konzeption des Tumorzentrums Mannheim-Heidelberg geht man
wie andernorts von der Idee aus, die klinischen und theoretischen
Grund lagen der Krebsbehandlung zu koordinieren. Zentrales Anliegen
dieser in terdisziplinaren Organisation ist es, durch eine
Verlaufsdokumentation patientenbezogene Forschung zu ermoglichen.
In der vorliegenden Studie soll dies am Beispiel des Lungenkrebses
exemplarisch dargestellt werden. Als Grundsatz zur operativen
Intervention gilt auch heute noch, da- wann immer moglich - eine
chirurgische Resektion versucht werden soll. Von den zur Verfugung
stehenden Therapieverfahren (Chirurgie, Radiolo gie und
Chemotherapie) ist die operative Behandlung nicht nur die alteste
(MACEwEN, Glasgow (1895); HEIDEN HAIN, Worms (1901) besonders aber
EVARTS GRAHAM (1933) mit seiner ersten Pneumektomie), sondern auch
heute noch immer die wirksamste. Wie die Erfahrung und auch diese
Stu die zeigen, ist freilich eine endgultige Heilung bei allen
behandelten Fallen nur selten moglich (5-10%), wahrend von den
resezierten Patienten knapp 30% die Funfjahresgrenze erreichen.
Indessen kann aber von echten Fort schritten auch in den Fallen
gesprochen werden, in denen eine Funfjah resheilung nicht erzielt
werden kann bzw. konnte. Voraussetzung fur die sen Erfolg sind
Beobachtungen, nach denen bestimmte Formen von Begleiterkrankungen
das Operationsrisiko erheblich steigern konnen. Ei nen positiven
Effekt zeitigen zudem parenchymsparende Resektionsver fahren (wie
z. B. die erweiterte Lobektomie). Auch die in kurzen Interval len
erfolgende ambulante Uberwachung kann ihre Bedeutung haben. Daruber
hinaus ergeben sich Hinweise, dass die Moglichkeiten einer
Screeninguntersuchung (durch Sputumzytologie ) noch nicht
vollstandig genutzt werden."
Wandel - das ist das Leben Wandelliegt im Wesen des
wissenschaftlichen Fort schrittes. Neu entdeckte Fakten ergeben in
der Wissenschaft den Wandel, so daB sowohl das Ergebnis als auch
das zu beackernde Feld sich standig wandeln. Wieviel (alles ) ist
anders geworden Jedes neue Ergebnis einer Untersuchung ftihrt zu
einem Wandel der Auffas sung, des Untersuchungsansatzes, fUhrt zu
einer Anderung des Experimentes. So bringt jedes wissenschaftliche
Journal - sozusagen jeden Tag - den Akzent eines Wandels der
eigenen wissenschaftlichen Arbeit. Jede neue Methode fUhrt zu ei
nem Wandel, vielleicht zu einem neuen Gebiet, das durch
"gewohnliche Wissen schaft," durch "Normalwissenschaft" (Th. S.
Kuhn) erfUllt werden muG. Und doch, urn den Wandel zu vollziehen,
bedarf es der Bestandigkeit. Be standigkeit in doppeltem Sinne: Der
Forscher, der einen gewissen Sachverhalt ausarbeitet, muB eine
Bestandigkeit des eigenen Forschens zeigen, wenn er zum Ziele
kommen will. Auch bei der Sache, bei dem zu behandelnden
Gegenstand, muB man mit der Bestandigkeit des Ausgangspunktes
rechnen konnen. Nur das Bestehende, das Gefestigte kann abgewandelt
werden, kann als Basis eines Neuen dienen. Bestandigkeit ist etwas
anderes als Stetigkeit. Stetig kann und muB der Wis senschaftler
auch sein, stetig in seinem Fleill, seinem Eifer - und in seiner Be
standigkeit, ein "rocher de bronce" im Wandel. Die Bestandigkeit
ist mehr einem Ziel, die Stetigkeit einem Menschen zugeordnet.
Bestandigkeit bedeutet das ver ntinftige Festhalten an einem Ziel.
Die Bestandigkeit in dieser Zielansprache braucht immer neue Wege
mit Phantasie, die der Gefahr der Phantasiererei ent geht."
theoretische Grundlage der allgemeinen Biologie und damit auch
Pathologie entstanden ist, die man am einfachsten mit v.
BERTALANFFY die "organismisch orientierte" nennen kann. In meinen
Berliner Jahren (1953 bis 1956) hatte ieh mich, einer freundlichen
Anregung von ERICH LETTERER folgend, mit Fragen der Pathomorphose,
dem Gestalt- wandel groBer Krankheiten aus verschiedenen Ursachen,
zu beschaftigen. Hierbei bewahrte sieh die "Gestaltphilosophie"
vortrefflich, namlich bei der Charakterisierung des
Krankheitsbegriffes, aber auch der Siehtbarmachung dessen, was
"veranderlich" war (DOERR, 1956). H. v. KRESS machte mich
seinerzeit auf bestimmte Grenzen der Anwendbarkeit des
Gestaltbegriffes, namlich die kritische Studie H. J. FEUERBORNS
(1938), aufmerksam. Natiirlich bedeutet das Leben eines Ganzen mehr
als die einfache Summe aus dem Leben seiner Teile, aber das "Ganze"
sei doch nur aus der Kenntnis seiner "Einzelteile" verstandlich zu
machen. Spater in Kiel (1956 bis 1963) begegnete ich HANS NETTER.
Seine "Theoretische Biochemie" (1959) begleitet mich seit dieser
Zeit. In Kiel durfte ieh an der Berufung von HEINRICH SCHIPPERGES,
damals von Bonn nach Kiel (1959), mitwirken. Die sogleieh
aufgenommenen Gesprache zeigten mir, wie unvollkommen meine
historischen Kennt- nisse und philosophischen Vorstellungen waren,
aber sie befliigelten mieh doch, den Schwierigkeiten nicht aus dem
Wege zu gehen, vielmehr Stein flir Stein einer "Theoretischen
Pathologie" zusammenzutragen. In die Kieler Jahre fiel das Erlebnis
der Ehrenpromotion des Baseler Professors der physikalischen Chemie
WERNER KUHN.
H. Schipperges I. DaB die noch so junge "Theoretische Pathologie"
keine Alternative zur bereits klassisch gewordenen A1lgemeinen
Pathologie sein will oder sein kann, daB sie sich vielmehr als die
Hereinnahme einer zusatzlichen Dimension der Medizin versteht,
davon legen auch die hier zusammenge stellten "Neuen Beitrage"
beredtes Zeugnis abo Was uns in diesem Sammelband besonders
eindrucks voll begegnet, sind die vielfaitigen, ungemein
anregenden, wenn auch noch nicht schlussigen Ansatze zu einer neuen
Anthropo-Pathologie, um - wie SEITELBERGER dies formu liert hat -
die volle und ganze Wirklichkeit des kranken Menschen einer
wissenschaftlichen Erfassung zuganglich zu mach en -, einer,
Anthropopathologie" letzten Endes, die dann auch ihr Licht wirft
auf die "Orthologie," auf die Natur und das Wesen des gesunden
Menschen., Als Wissenschaft umfaBt die Medizin" - wie dies SEI
TELBERGER definiert - "aile den kranken Menschen betref fenden
Einzelbereiche, ist also Anthropopathologie in wei testem Sinn." 1m
Bereich der Theoretischen Pathologie wird naturgemaB der
Schwerpunktforschung Raum gege ben werden mussen, leitenden Linien,
die getragen sind von: heuristischen Gesichtspunkten (Aufsuchen
brennender Probleme, Relation von Erkenntnistheorie und Anwen
dungsrelevanz); kritischen Merkmalen (Entscheidung fiir
Prioritaten, und damit fur Posterioritaten, Konzentration auf
Wesent liches und Aktuelles); Problemorientierung
(Methodenpluralitat, 1nterdiszipli naritat); ausgerichtet auf:
theoretisch wie pragmatisch ausgewogene Konzepte so wie letztlich
eine VI Geleitwort kliniseh-theoretisehe Kooperation (in
Arbeitsgruppen mit versehiedenartiger Faehkompetenz und ausreiehen
der Kapazitat der Forsehungseinriehtungen). II."
Die meisten Umwelt-Noxen sind "schwache Wirkungen", d.h. sie loesen
nur im Verbund mit anderen Noxen, also Co-faktoren, Krankheit aus.
Das Kennzeichen "schwache Wirkungen" ist, dass die grosse Mehrzahl
der Menschen, die einer solchen Wirkung ausgesetzt sind, gesund
bleiben. In Fall-Kontroll-Studien ist ihr Einfluss meist an nicht
oder schwach signifikanten Korrelationen zwischen Wirkung und
Krankheit nachweisbar. Verschiedene Umwelt-Noxen konkurrieren
miteinander im Einfluss auf die Sterblichkeit und koennen sich als
Todesursache wechselseitig vertreten, ohne dass eine solche Noxe
allein die Gesamtsterblichkeit steigert. Der Befund, der sich in
vielen Sterblichkeitsdaten dokumentiert findet, hat grosse
Bedeutung fur die Umweltdebatte, da nicht alle Umwelteinflusse auch
die Gesamtsterblichkeit erhoehen.
Am 18. und 19.5. 1984 versammelte sich in Titisee ein kleiner,
aber, wie mir scheint, ausgewahlter Kreis von Biochemikern,
Klinikern, Medizinhistori kern, Philosophen, Soziologen, Theologen
u. a., urn zwei Tage fiber die geistigen Grundlagen der Medizin zu
referieren und zu diskutieren. AnlaB war der "runde Geburtstag"
eines Man nes, der gerade dort in rund 20 lahren Symposien fiber
sehr spezielle Themen der Grundlagenfor schung und der angewandten
Medizin ebenso wie fiber ihren Hintergrund organisiert hatte: Dr.
Hasso Schroeder, Geschaftsffihrer des Boehringer-Ingel heim-Fonds
ffir Medizinische Grundlagenforschung in Stuttgart. Der technische
Fortschritt der Medizin vollzog sich fiber ein lahrhundert in etwa
logarithmischer Dimension; heute hat er fast hyperbolischen Cha
rakter erreicht. Auch die wissenschaftlich betriebene Medizin ist
langst nicht mehr in sich geschlosse- nicht zu sprechen von den
praktischen Aufgaben des Arztes in Vorbeugung und Heilung. Von
immer we niger immer mehr zu wissen, ist zur treffenden
Kennzeichnung zunehmender Spezialisierung ge worden. Wo Aktion,
dort auch Re-Aktion! So ist es heute das Anliegen vieler
Wissenschaftler geworden, fiber die Wande des eigenen Laboratoriums
hinaus auch V das Ganze zu sehen, das Anliegen vieler Arzte, hin
ter den spezialisierten Methoden den kranken Men schen zu erkennen.
So konnte der Direktor der Na tionalbibliothek in Florenz
formulieren, daB moder ne Bildung nichts anderes sei als die
Verbindung ei nes Uberblicks uber das GroBe und Ganze mit einer
personlichen Methodik, benotigte Spezialliteratur sich moglichst
schnell zu beschaffen."
In den vergangenen Jahren fUhrten die zuHillige Zuord- nung von
Patienten in alternative Behandlungsverfahren (Randomisation) und
die Frage der AufkHlrung zu Mei- nungsverschiedenheiten zwischen
Juristen una onkolo- gisch tatigen Medizinern. Urn diese
Kontroversen ausfUhr- lich zu erortern und nach Moglichkeit einen
Konsens zu erreichen, fUhrte der AusschuB Onkologie des Klinikums-
vorstandes der Universitat Heidelberg am 9. und 10. De- zember 1983
in der Akademie der Wissenschaften einen Workshop durch uber die
"Randomisation und Aufk1a- rung bei klinischen Therapiestudien in
der Onkologie". 6 Juristen, 27 Mediziner und 3 wissenschaftliche
Mitarbei- ter von pharmazeutischen Firmen aus Frankfurt, Freiburg,
Gottingen, Munster, Augsburg, Kaiserlautern und Heidel- berg waren
Teilnehmer. Nach einleitenden Referaten wur- den die medizinischen
und juristischen Gesichtspunkte diskutiert. Die mit onkologischen
Fragestellungen befaB- ten Mediziner begriiBten die
Auseinandersetzung mit den Juristen, urn uber die Darlegung eigener
Standpunkte hin- aus zu einer Annaherung zu kommen. Diese fand
ihren Ausdruck in "Empfehlungen zur Randomisation und Auf- klarung
bei Therapiestudien in der Onkologie", die uber- einstimmend
gebilligt wurden. In monographischer Form werden die Referate und
die Empfehlungen einem groBe- ren Kreis von interessierten Juristen
und Medizinern vor- gestellt.
Soll zu Fragen der formalen Teratogenese des Herzens und der
grossen arteriellen Blutgefasse Stellung genommen werden, ist die
Kenntnis der nor- malen Herzentwicklung eine unabdingbare
Voraussetzung (Goerttler, 1963 b). Erste grundlegende Erkenntnisse
und Beschreibungen wesentlicher embryonaler Herz- strukturen
vermitteln hier die ausfuhrlichen Arbeiten von W. His (1880,1882,
1885) und Born (1889) sowie die Monographie der gesamten
Herzentwicklung von Tandler (1913). In der formalen Teratologie des
Herzens darf die Schrift C. von Rokitanskys (1875) Die Defekte der
Scheidewande des Herzens aus dem Jahre 1875 - vor ziemlich genau
100 Jahren entstanden - als fruher Hoehepunkt gelten. Seine
schematische Einteilung der Kammerseptumdefekte ist, wenn auch in
modifizierter Form (Goerttler, 1960; Doerr, 1967), bis heute
fuhrend. Zugleich ruckt seine Einteilung der Missbildungen des
arteriellen Herzendes - bedingt durch eine abartige bulbotrunkale
Septation - das Problem der Transposition und Inversion in den
Mittelpunkt der Missbildungslehre des menschlichen Herzens. Seine
Theorie wird spater von Moenckeberg (1924) aufgegriffen und neu
formuliert (Kritik durch Bredt, 1935, 1936). Ausserdem bedeutet sie
einen ent- scheidenden Impuls fur die Arbeiten Spitzers (1919,
1921, 1923, 1929), die durch eine phylogenetische Deutung der
Entwicklung des Herzens und der Missbildungen sowie durch die
Anerkennung der Bedeutung hamodynamischer Faktoren fur die nicht
auto- chthone Ausbildung der Septation von grundlegender Bedeutung
sind.
Mit dem hier vorgelegten Bande findet die VerOffentlichUng unserer
Vor lesungen ihren AbschluB. Wir berichten iiber den zweiten Teil
der Wintervor lesung 1969/1970, erganzt durch einige Kapitel aus
der natiirlich auch im Sommer 1969' vorgetragenen Neuropathologie.
Es war uns daran gelegen, die pathologische Anatomie des
Nervensystemes geschlossen, d. h. in einem Zuge zur Darstellung zu
bringen. Sie umfaBt hier beide anteiligen Elemente, namlich den im
Sommer 1969 und den im Winter 1969/1970 erorterten Stoff. Unser
Buch berichtet iiber die pathologische Anatomie der Drusen mit
Innerer Sekretion, der Geschlechtsorgane, iiber einige Kapitel aus
dem Bereich der Pathologie der SchwangerschaJt, der Brustdruse und
des Bewegungsapparates (W. DOERR), schlieBlich iiber die Pathologie
des Nervensystemes (G. ULE). Wir sind auch diesmal dem im Vorwort
zur "Allgemeinen Pathologie" (Heidel berger Taschenbiicher Bd. 68)
genannten Grundsatz treu geblieben, durch den sich ein Taschenbuch,
wie wir glauben, von einem Lehrbuch unterscheidet: Wir meinen die
"dringliche Unmittelbarkeit" der Darstellung. Sie versucht, aus dem
Erfahrungsschatz des Alltags zuverlassig zu berichten, halt aber
die "Grenzen offen-. Sie ist also nicht schluBendlich, fertig,
unabanderlich, son dern bestrebt, den Lernenden in die Nahe des
sich oft lebhaft bewegenden Stro mes pathologisch-anatomischer
Arbeit und des mit diesem zusammenhangenden Fortganges unserer
Wissenschaft zu bringen."
Wahrend meiner Assistentenjahre lernte ich den Precis d'Anatomie
patho logique von CH. ACHARD und M. LOEPER, 3. Aufl., Paris 1924,
kennen und als Oberarzt das gleichnamige Taschenbuch von G. Roussy,
R. LEROUX und CH. OBERLING, ebenfalls in 3. Aufl., Paris 1950,
aufrichtig schatzen. Schon damals reifte der EntschluB, zu
gegebener Zeit etwas Ahnliches zu wagen. Ein erster, freilich aus
der Notzeit nach dem Kriege entstandener Versuch (1946, 1947) war
erfolgreich. fetzt, auf die immer wieder vorge tragenen Bitten
meiner Horer hin, habe ich mich entschlossen, meinen Vorlesungen
iiber Allgemeine Pathologie (gemeinsam mit G. QUADBECK,
Heidelberger Taschenbiicher Bd. 68) diejenigen der speziellen
pathologischen Anatomie folgen zu lassen. Der hier vorgelegte Band
entspricht meiner Sommervorlesung 1969. Sie wurde in dieser Form -
so oder doch so ahn lich - seit 1946 gehalten. Sie berichtet nur
iiber einen Teil der patholo gischen Anatomie, denn in einem kurzen
Sommersemester kann man nicht mehr vortragen. Ein weiterer Band
"Spezielle pathologische Ana tomie II," ist daher in Druck. Er
bringt aIle diejenigen Themen, welche jetzt nicht vertreten sind.
Dort findet sich auch die Darstellung der Neuro pathologie durch
Professor GUNTER U LE. Hat es einen Sinn, fragt der Anfanger, zu
einem Zeitpunkte, da man be ginnt, Lernautomaten auch in der
klinischen Medizin anzusiedeln, in ge botener Sorgfalt iiber
Befunde und Tatsachen, Probleme und Aspekte einer "morbid anatomy"
zu berichten? Selbst den Fragen der audiovisuellen Automation des
Unterrichtes durchaus zugeneigt, weiB ich doch mit Sicherheit, daB
es einen Niirnberger Trichter nicht geben wird."
Bald nachdem das Manuskript meiner Wintervorlesung 1969/70 - spe
zielle pathologische Anatomie lI-in die Herstellung gegeben wurde,
zeigte sich, dass das Volumen die Broschur sprengen wurde. Es blieb
mir nolens nichts anderes zu tun, als dem Vorschlag des Verlages,
Bd. 70 der Reihe "Heidelberger Taschenbucher" zu teilen,
zuzustimmen. Ich bitte den Leser, nicht zu er schrecken. Es wird
nichts anderes geboten, als ich seit Jahren vorgetragen habe,
erganzt durch einige Diagramme und Tabellen. Jene gehoren, als
Wandkarten gearbeitet, zum stummen Schmuck unseres Auditorium.
Ausschliesslich also aus ausseren Grunden berichtet Bd. 70a uber
den ersten Teil meiner Vorlesung "spezielle pathologische Anatomie
II." Ein Winterse mester ist bei uns um 5 Vorlesungswochen langer
als ein Sommersemester. Bei einer Vorlesung mit je 5 Wochenstunden
kann es folglich nicht ausbleiben, dass die Menge des Dargebotenen
grosser ist. Wie man das Pensum der Pathologie gliedern will, ob
man von patholo gischer Anatomie I, II, III spricht, oder welche
Bezeichnung man sonst wahlt, ist belanglos. Wie freilich die
inneren Sinnzusammenhange didaktisch und in welcher
Aufeinanderfolge die Tatsachen herausgearbeitet werden, ist nicht
ganz gleichgultig. Seit jeher schien uns folgende Sequenz die
naturlichste: Herz, Ge fasse, blutbereitende Organe, Atemwege,
Lungen, Nieren, Harnwege, Verdau ungskanal, grosse
(Verdauungs-)Drusen, Drusen mit Innerer Sekretion, Ge
schlechtsorgane, Bewegungsapparat und Nervensystem."
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