Reibt ma einen Glasstab mit einem Lederlappen, so wird er elektrisch, d. h. er besitzt jetzt die Eigenschaft, leichte Korper, z. B. eine kleine Ro. lundermarkkugel, die an einem Seidenfaden ufgehii.ngt ist, anzuziehen und nach erfolgter Beriihrung abzusto.6en. Durch Reiben einer Siegella.ckstange mit einem Tuchlappen wird auch diese elektrisch. Wiihrend aber die Glas elektrizitii.t die mit ihr beriihrte Rolundermarkkugel abstallt, zieht die Harzelektrizitii.t (Siegella.ckatange) die Kugel an. Hieraus schliellt man, daB es zwei Arten von Elektrizitat gibt, die Glaselektrizitat, auch posi tive Elektrizitii. t genannt (+), und die Harzelektrizita t, kurz nega tive Elektrizitat (-). Versuche lehren: Gleichnamige Elektrizi tii.ten stollen sich ab, ungleichnamigeziehen sich an. Na.ch Symmer (1759) nimmt man an, dall jeder unelektrische Karper lWei elektrische Fluida in gleicher Menge enthiilt, die nach aullen unwirksarn sind, well sie gleichmii.llig gemischt sind. Beirn Vorgang des Reibens komint es zu ihrer Trennung: der mit dem Lederlappen geriebene Gla88tab behiilt einen "OberschuB des + Fluidums, der Lederlappen einen "Oberschull des 1 - Fluidums Do. die beiden Fluida sich anziehen, so bedarf es einer Kraft, urn sie zu trennen und getrennt zu halten. Diese Kraft heillt elektromo torische Kraft (abgekiirzt EMK) und wurde hier durch Reiben erzielt."

Der Verfasser des vorliegenden Werkes hat bei der Darstellung der Vorgange in elektrischen Maschinen und Apparaten grosses Gewicht auf Anschaulichkeit gelegt und nur wenige rechnerische Beispiele ein gefugt, wobei die Aufstellung mathematischer Formeln moglichst ver mieden wurde. Der Leser sollte eben nicht zur gedankenlosen Ver wendung ungeeigneter Formeln verleitet, sondern dazu angehalten werden, vor Beginn der Rechnung immer erst die Vorgange mit Hilfe der Vorstellung zu erklaren. Nach dem verhaltnismassig raschen Ab satz der fruheren Auflagen zu urteilen, durfte der Verfasser mit dieser Methode reichen Anklang im Leserkreise gefunden haben, so dass der Bearbeiter der vorliegenden 5. Auflage nur einzelne Kapitel wesent lich zu erweitern hatte. Abweichend von den fruheren Auflagen brachte der Herausgeber einige wichtige Formeln, die er durch Beispiele noch besonders er lauterte. Im Kapitel Wechselstrom wurde bei der Hintereinanderschaltung von Spule und Kondensator auch die Berechnung der Sparlampe der Philips AG. Lampenfabrik Holland eingefugt, wahrend die Sekundar Elemente durch die Beschreibung der schalterlosen Lampen eine Er weiterung erfuhren. Die asynchronen Motoren wurden durch die Beschreibung des Doppelnutmotors und des kompensierten Motors erganzt. Neu auf genommen sind ferner die Phasenschieber und die automatischen Regler zur Konstanthaltung der Spannung. Die Energieubertragung durch Kabel und Freileitung ist dem neu sten Stande entsprechend beschrieben worden, wobei auch die Dreh transformatoren zur Erhohung der Spannung Erwahnung fanden. Den Erdschlussanzeigern und dem Kurbelinduktor sind mehrere Seiten gewidmet."