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Die Kontroverse zwischen handlungs- und systemtheoretischen
Ansatzen markiert eine der zentralen Spaltungslinien der
soziologischen Theoriediskussion, die auch die Ebene der Methoden
einschliesst. Habermas hat diese Trennlinie auf eine weithin
anerkannte Formel gebracht: Handlungstheorien setzen demnach primar
auf hermeneutisches Sinnverstehen, systemtheoretische Ansatze
allein auf funktionale Analyse; gebunden an die Perspektive des
funktionalistischen Beobachters konne die Systemtheorie keinen
adaquaten Zugang zum Problem der Intersubjektivitat finden. - Der
dritte Band des erfolgreichen Lehrbuchs "Grundlagen der
soziologischen Theorie" zielt auf die Revision dieser Einschatzung
und ihrer Voraussetzungen."
Dieses erfolgreiche, dreibandige Lehrbuch behandelt wichtige
Klassiker der Soziologie. Im ersten Band werden die Ansatze von
Weber, Parsons, Mead und Schutz umfassend dargestellt."
Soziologie hat es mit der Untersuchung menschlichen Handeins zu
tun. Diese Feststellung kann als Gemeinplatz gelten. Doch schon die
Frage, was Handlungen sind, fuhrt in kontroverse Zonen der
Theoriediskussion. Die soziologische wie die philosophische
Handlungstheorie begreift Handeln im 1 wesentlichen immer noch als
intentionales Verhalten. Obwohl damit von Hause aus je individuell
und psychisch konstituiert, gelten Handlungen 2 zugleich als
Basiseinheiten des Sozialen. 'Sozialisiert' werden sie durch den
Einbau sozialer Bezuge in den psychischen Handlungssinn. Diese
kommen ins Spiel durch die Orientierung an den Erwartungen oder
Handlungen anderer Akteure sowie durch die soziale Pragung
individuell verfolgter Handlungsziele und dafur ausgewahlter
Mittel. Fragt man nach den Bedingungen der Moeglichkeit dafur, wie
Akteure fremde Erwartungen antizipieren, den Sinn fremder
Handlungen erraten und in ihrem Handeln sozialisatorisch gepragt
werden koennen, trifft man auf Kommunikation. Soziales Handeln und
Kommunikation erscheinen so als korrelative Begriffe, deren
Beziehung zueinander der genaueren Klarung bedarf. Zwei
Grundpositionen dazu konkurrieren im soziologischen Theorieangebot:
(1) Kommunikation kann als spezifische Form des Handelns gedeutet
werden. Sie besteht demnach in der Ausfuhrung von Mitteilungsakten
oder Sprechhandlungen, mit denen ein Akteur anderen Akteuren
intentional ausgewahlte Informationen ubermittelt bzw.
Interaktionsoffertenanzeigt. Die Spannweite der so angelegten
Positionen reicht von informationstheoreti- schen
UEbertragungsmodellen bis hin zur Sprechakttheorie und zur Haber- 3
masschen Theorie kommunikativen Handelns. Oder in der Diktion der
sprachanalytischen Philosophie seit Anscombe (1957): als
Koerperbewegungen und deren Wirkungen, soweit diese intentional
unter einer Beschreibung sind. Siehe dazu unten, Kap. 1.4.
Die Begriffe Verstehen und Bedeutung werden ublicherweise auf die
Bedeutungsintentionen der Erzeuger von Sinngebilden (z. B.
AEusserungen, Texte, Handlungen) bezogen. Demnach versteht man etwa
die Bedeutung einer AEusserung genau dann, wenn man erfasst, was
der Sprecher damit meinte. - Der Autor wendet sich gegen diese
subjektivistische Auffassung von Verstehen und Bedeutung, deren
Spuren bis in die Habermas'sche Hermeneutikrezeption und
Gesellschaftstheorie nachweisbar sind. Im Anschluss an Gadamer,
Popper, Toulmin und Luhmann entwickelt er ein Konzept objektiven
Verstehens, das auf der Figur von Frage und Antwort bzw. Problem
und Problemloesung grundet. Gezeigt wird, dass Hermeneutik und
funktionale Analyse gleichermassen auf der Anwendung dieser
Grundfigur beruhen und deshalbzu einem einheitlichen Instrument
geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschung verbunden werden
koennen.
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