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Der Reaktorunfall in Tschernobyl am 26. April 1986 hat erneut zu umfassenden Protesten gegen die Nutzung der Atomenergie gefuhrt. Aufgrund des menschlichen Leids und der gesundheitlichen Schaden, die die Rektor-Katastrophe verursachte, erscheint eine Beschaftigung von Sozialwissenschaftlern mit dem Rektorunfall rela- tiv unwichtig. Dennoch bietet sich hier fur Soziologen eine interessante Moeglichkeit zu studieren, in welcher Weise Katastrophen wie Tschernobyl zu einer Mobilisierung von Protesten fuhren. Diese Frage steht im Mittelpunkt des vorliegenden Buches. Wir werden zunachst eine Reihe von Thesen entwickeln, die sich mit der Frage befassen, in welcher Weise Ereignisse wie der Reaktorunfall in Tschernobyl allge- mein politisches Engagement beeinflussen koennten. Diese Thesen werden wir mittels zweier Untersuchungen uberprufen. Im Jahre 1982 haben wir 398 Atomkraftgegner befragt. Ergebnisse dieser ersten Untersuchung wurden 1984 beim Westdeutschen Verlag publiziert (Opp u.a., Soziale Probleme und Protestverhalten). Im Jahre 1982 waren die Aktivitaten der Anti-Atomkraftbewegung stark zuruckgegangen. Von denjenigen, die sich bei der ersten Befragung bereit erklart hatten, sich spater wieder befragen zu lassen, konnten 121 Personen zwischen Januar und Marz 1987 erneut interviewt werden. Dies ist die zweite Untersuchung, die in diesem Buch analysiert wird. Es liegen also Daten von 121 Befragten vor, die sich auf die Situation vor und ca. 9 Monate nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl beziehen. Diese beiden Unter- suchungen bieten eine aussergewoehnliche Moeglichkeit, den Wirkungen des Reaktor- unfalls nachzugehen und daruber hinaus in allgemeiner Weise die Determinanten politischen Protests zu untersuchen.
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