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Die Studie versucht zu zeigen, dass in Paul Celans Werk wichtige
Bezuge auf den neuhebraischen Dichter Chajim N. Bialik zu finden
sind, der zu den grossen Stimmen des Kulturzionismus gehoerte.
Bialik steht zugleich fur eine immer noch zu wenig beachtete
Schichtung im Literatur- und Identitatsverstandnis Celans: sein
interkulturelles Verbundensein mit den zionistischen Liedern und
Bildmotiven, die er als Hebraischschuler in Czernowitz kennen
gelernt hatte. Die Studie untersucht, wie stark die so genannte
Erinnerungskultur im Nachkriegsdeutschland Celan als Zeuge der Shoa
festgelegt hat, ohne in ausreichendem Masse die Versuche Celans zu
wurdigen, diese Zuschreibung zu uberwinden. Seine Dichtung wird so
zu einem Beispiel der Zuruckweisung von Zuschreibungen durch
Interkulturalitat.
Ludwig Wittgenstein erscheint im Werk W. G. Sebalds haufig. Dieses
Buch stellt ihn als zentrale Figur in zweien seiner Werke dar. Es
stellt eine Analogie zwischen dem literarischen Konzept des
Synoptischen Blicks und dem sprachkritischen Werkzeug der
UEbersichtlichen Darstellung her, und es nimmt eine Verortung in
der Nachkriegsliteratur sowie eine Nutzbarmachung Wittgensteinscher
Begriffe fur die Literaturwissenschaft vor. Sebalds Gesamtwerk wird
als Versuch begriffen, das philosophische Konzept des Zeigens auf
literarischer Ebene umzusetzen. Es werden Gemeinsamkeiten auf den
Ebenen von Stil, Bildverstandnis und Erkenntnisinteresse
herausgearbeitet, und es wird eroertert, inwieweit der Synoptische
Blick tatsachlich mit der UEbersichtlichen Darstellung vergleichbar
ist und wie dieses Konzept als Gegenentwurf zu Schreibweisen
anderer Autoren innerhalb der sog. Holocaustliteratur zu verorten
ist. Eignet es sich zum Schreiben uber die Shoah in besonderem
Masse? Sind dabei eigene Kriterien aufzustellen?
Danilo Kiss Gesamtwerk ist als ein mnemopoetisches Palimpsest
konstruiert, das zwischen Geschichte und Gedachtnis, zwischen der
Aufbewahrung des Gewesenen und dessen Vergegenwartigung
insbesondere im Gedenken an die Toten vermitteln will. Der
judischen hermeneutischen Tradition verpflichtet, uberliefert Kiss
Erinnerungstextur das Dokument samt Kommentar und Exegese. Auf
dieser Grundlage wird den Spuren der Gewalt, die die europaische
Geschichte an den Juden hinterlassen hat und die als solche in das
narrative Palimpsest eingeschrieben sind, ihre konkrete Referenz
zugewiesen. Kiss Poetik fuhrt exemplarisch die Funktionen des
Speichers, der UEbermittlung und der Sinnstiftung des Vergangenen
vor, die Literatur angesichts der Katastrophen des 20. Jahrhunderts
ubernehmen kann.
Parallel zur "Philosophie der symbolischen Formen" publizierte
Cassirer in den 20er Jahren mehrere Aufsatze zur Kunst, die klarer
noch als in den philosophischen Darstellungen die Rolle der
Literatur als Vermittlerin zwischen der Naturerkenntnis und dem
Sittlichen thematisieren. Die Autorin untersucht, wie Cassirers
Blick auf die Kultur dabei vor allem von Goethes
naturwissenschaftlichen Schriften gepragt ist. Sie zeigt, wie
Cassirer in den Jahren des Exils den Dialog mit Aby Warburg
fortsetzte, mit dessen Kulturwissenschaftlicher Bibliothek er bis
zu deren UEbersiedlung nach London eng zusammengearbeitet hat. Dort
entwickelte er in erneuter Lekture Goethes, Schillers, Corneilles
und Thomas Manns eine Kulturwissenschaft, in der Natur- und
Geisteswissenschaften einander nicht gegenuberstehen, sondern sich
erganzen.
Das Buch hat die Darstellung deutsch-judischer Identitat in
ausgewahlten Prosatexten des zeitgenoessischen, deutsch-judischen
Autors Maxim Biller zum Thema. Seit 1989 ist judisches Leben in
Deutschland "sichtbarer" und heterogener geworden. Das liegt
massgeblich an der veranderten Selbstreprasentation vieler jungerer
Juden. In und mit seinen Texten Der gebrauchte Jude (2009), Esra
(2003), Die Tochter (2000) und seinen Kurzgeschichten (1990/1994)
bricht Maxim Biller - der kontroverseste Vertreter der sogenannten
Zweiten Generation - mit den Tabus, die den Diskurs uber
deutsch-judische Identitat nach wie vor bestimmen. Wie, warum und
mit welchen Effekten er das macht, analysiert die Autorin mithilfe
von Michel Foucaults Diskurstheorie und Judith Butlers Theorie der
Performativitat.
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