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Die Wirkungen der sozialen Medien sind besonders in Bezug auf das
religiöse Engagement und die religiösen Praktiken junger Menschen
zu beobachten – die heute unter Begriffen wie
„Internetgeneration“, „Mediengeneration“ oder „Digital
Natives“ zusammengefasst werden. Online-Medien üben großen
Einfluss auf ihr Leben, ihr Weltverständnis, ihre religiösen
Orientierungen und Handlungen aus. Ihre Identitätskonstruktionen,
ihre kulturellen und religiösen Orientierungen sind aufs Engste
mit sozialen Medien verflochten. Genau hier setzte die vorliegende
Studie mit der Frage an, welche subjektiven Konsequenzen die
Interaktion im Social Web für religiöse Orientierungen, Praktiken
und Selbstentwürfe muslimischer Jugendlicher in Österreich hat.
Dabei standen die Zusammenhänge zwischen Mediennutzung, medialen
Islambildern und gelebter Religiosität im Mittelpunkt. Die
Ergebnisse zeigen einerseits, dass der Umgang mit Social Media
objekÂtive Möglichkeitsräume schafft, die mit einer Erweiterung
individueller Handlungsspielräume einhergehen können, wobei
religiöse Autorität zunehmend hinterfragt wird. Andererseits geht
aus der Studie ebenfalls hervor, dass die Nutzung digitaler Medien
auch zur Verengung individueller religiöser Orientierungen führen
kann.
Das Thema "Migration und Familie" findet seit einigen Jahren
verstarkt Beachtung. Dies geschieht meist im Zusammenhang mit der
Thematisierung von Problemen und Defiziten, insbesondere in den
Bereichen Bildung und Erziehung, sowie in Bezug auf das
Geschlechterverhaltnis. In anderer Weise erfolgt diese
Thematisierung im Care-Bereich: Wahrend einerseits Familien bei der
Betreuung und Pflege von Angehorigen zunehmend auf die Arbeit von
Migrant/innen angewiesen sind, wird anderseits gerade diese
Konstellation zur Belastungen fur die Familien der Migrant/innen.
Die Beitrage des Bandes greifen die Vielfalt und
Widerspruchlichkeit familialer Praxen im Kontext von Migration auf
und liefern differenzierte Analysen zu aktuellen Fragen von
Bildung, Gender und Care.
Die stadtische Lebensweise ist fur unseren Alltag langst
selbstverstandlich. Und sie ist - weltweit - hoch attraktiv.
Studierende, Singles, junge Familien, Gefluchtete, Menschen jeder
Altersgruppe und jeglicher Herkunft wollen urban leben. Die
stadtische Lebensweise hat sich zu einer Lebenskonstruktion, zu
einem Urbanitatsnarrativ entwickelt, aufgeladen mit Erwartungen fur
ein besseres Leben, mehr Anerkennung und neue gesellschaftliche
Moeglichkeiten. Gleichzeitig steht der urbane Raum aber auch fur
Segregations- und Homogenisierungstendenzen, fur uberteuerte Mieten
und investoren gesteuerte Gentrifizierung. Beklagt wird ein Mangel
an wohnortnahen Arbeitsmoeglich keiten, das Verschwinden von
lokalen Geschaften und Dienstleistungen. Es ist ein massives
Konfliktpotential, das jetzt durch die Auswirkungen des
Klimawandels zusatzlich forciert wird. Statt endlich den bislang
wie selbstverstandlich gelebten Alltag zu hinterfragen, werden rein
technologische Massnahmen zeitgeistkonform propagiert oder es wird
alles gleich rein profitorientierten Investoren uberlassen. Oder
man beschwoert einfach den status ante und sucht sich Sundenboecke
fur Fehlentwicklungen. In dieser zunehmend brisanten Situation ware
es entscheidend, sich Klarheit zu verschaffen uber das, was eine
Stadtgesellschaft mitbringt, was sie ausmacht und worin ihr
nachhaltiges Potential besteht, und dann die zunehmenden
gesellschaftlichen Herausforderungen gemeinsam kreativ anzugehen.
Die (Re-)Konstruktion von lokaler Urbanitat kann dazu ein erster
Schritt sein.
Moderne Gesellschaften sind durch eine Pluralisierung familiarer
Formen und Muster gekennzeichnet. Dies gilt auch fur Familien im
Kontext von Migration, die aber in den offentlichen Diskursen meist
immer noch als traditionelle Familien wahrgenommen werden. Ein Teil
der Veranderungen von Familien im Kontext von Migration steht in
engem Zusammenhang mit Veranderungen in den Migrationsprozessen
selbst. Diese haben einen Einfluss auf die innere Strukturierung
und die Entwicklung der Familien. Vor dem Hintergrund aktueller
Debatten um Transnationalisierung und Transkulturalitat untersuchen
die Beitrage im vorliegenden Band die Komplexitat von Familie im
Kontext von Migration. Dabei wird nach der Bedeutung von
Migrationspolitiken und dem Umgang mit sozialen und kulturellen
Differenzen im Zusammenhang von Familie und Migration gefragt."
Der Band greift die aktuelle Diskussion um Multikulturalismus in
Form eines interdisziplinaren Streitgesprachs zwischen Soziologie,
Kulturtheorie und Padagogik auf und erganzt sie durch neue
theoretische Perspektiven."
Urbane Raume sind Transit- und Kontaktraume. Hier treffen
Differenzen aufeinander, werden Lebensentwurfe ausgehandelt,
globale Entwicklungen auf vielfaltige Weise lokal interpretiert und
in den urbanen Alltag ubertragen. Dabei ist die Grossstadt nicht
nur Hintergrund oder Buhne solcher Prozesse, sondern zugleich
Generator und Katalysator von Mobilitat. Die Beitrage dieses Bandes
zeigen diese mobile Vielfalt und den gesellschaftlichen sowie den
politischen Umgang mit ihr aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Einleitung Einleitung Was heisst hier Parallelgesellschaft? 11 Was
heisst hier Parallelgesellschaft? Zum Umgang mit Differenzen
Wolf-Dietrich Bukow/Claudia Nikodem/Erika Schulze/Erol Yildiz Die
Rede von der Parallelgesellschaft speist sich aus zwei sehr
unterschiedlichen Quellen, namlich einerseits aus der
Stadtforschung und andererseits aus einem migrationspolitischen
Alarmismus der Medien. Allerdings geben beide Quellen einzeln nicht
viel her, nur verknupft scheint daraus uberhaupt eine Debatte
entstanden zu sein. Dennoch bleibt es erstaunlich, dass sie sich
entfalten konnte und seit nunmehr gut acht Jahren sogar eine
betrachtliche Wirkung zeigt. Bis heute gibt es fast keine
systematische Auseinandersetzung mit Parallelgese- schaften und so
etwas ist wohl auch kaum zu erwarten, weil institutionell
geschlossene Gesellschaften in einer globalisierten
Weltgesellschaft kaum vorstellbar sind. Doch gehen wir lieber
langsam vor und kreisen die Thematik schrittweise ein. Dann wird
auch deutlich, an welcher Stelle die Beitrage dieses Sammelbandes
einhaken. Aus welchen Quellen wird hier geschopft? Wie oben erwahnt
kann man zunachst einmal zwei Quellen ausmachen, die e- zeln kaum
ertragreich genug sind, aber zusammen synergetische Effekte herv-
bringen."
Durch Migrationsprozesse, aber auch im Rahmen zunehmender
funktionaler Ausdifferenzierung und der Pluralisierung von
Lebensstilen haben sich gerade die Grossstadte zu multikulturellen
Formationen - nicht nur in ethischer Hinsicht - entwickelt. Auch
ist der offentliche Diskurs in Politik und Wissenschaft haufig von
einem Lamento uber den Zerfall der Stadte, der Rede von dem
"Scheitern der multikulturellen Gesellschaft" sowie der
Hervorhebung ethnisch-kultureller Differenzen als einem zentralen
gesellschaftlichen Problem gepragt.
Diesem Ansatz setzen die Autoren einen erweiterten
Multikulturalismusbegriff entgegen, der sich auf die stadtische
Vielfalt im weitesten Sinne bezieht. Zugleich wird hier vertreten,
dass es trotz Konflikten und Risiken, trotz Ausgrenzung und
Rassismus sehr wohl ein funktionierendes lebenspraktisches
Miteinander, eine Selbstverstandlichkeit im stadtischen
Alltagsleben, gibt, dass gerade die urbane Bevolkerung Kompetenzen
entwickelt hat, trotz spezifischer "privater" Differenzen
"offentlich" miteinander umgehen zu konnen."
Die in den sozialwissenschaftlichen Abhandlungen und politischen
Debatten oft postulierte These, dass Migration eine neue und
einzigartige Erscheinung sei, basiert auf einer falschen
Behauptung, weil Migration, historisch betrach tet, kein neues und
einzigartiges Phanomen ist, sondern, vor allem in Europa, einen
Normalzustand darstellt. Einzelne Personen, Gruppen und Volker sind
zu allen Zeiten, aus welchem Grund auch immer, ausgewandert und
haben sich in anderen Gebieten niedergelassen. Daher ist die
Migrationsbewegung nach Europa nach dem Zweiten Weltkrieg nur als
eine neue Dimension zu betrach ten. Fast in allen europaischen
Industriestaaten weckte der wirtschaftliche Auf schwung nach dem
Zweiten Weltkrieg einen Arbeitskraftebedarf, der durch die
Anwerbung von Arbeitnehmern aus okonomisch geringer entwickelten
Lan dern mit Arbeitskrafteuberschuss gedeckt wurde. Wahrend die
wirtschaftlichen Beweggrunde in den westeuropaischen Landern
vergleichbar waren und grosse Teile der Aufnahmegesellschaften mit
ahnlichen sozialen Abwehrmechanismen und fremdenfeindlichen, ja
sogar rassistischen Stimmungen auf die Etablierung l kulturell,
religios und sprachlich divergierender ethnischer Minderheiten
reagierten, wiesen die politischen Reaktionsformen in den einzelnen
Landern, entsprechend der unterschiedlichen historischen und
nationalen Traditionen sowie der unterschiedliche Rechtsanspruchen
der eingewanderten Minderhei 2 ten, deutliche Differenzen auf. Man
kann den Umgang mit ethnischen Minderheiten in der Gegenwart nur
aus der Geschichte, aus dem Traditionszusammenhang einer
Gesellschaft 1 Uber die Soziogenese ethnischer Minderheiten siehe
W.-D. Bukowl R.L1aryora 1988. 2 Vgl. Zu den im Kontext der
Einwanderungs- und Minderheitenpolitik aktualisierten unter
schiedlichen Nationalitats- und Identitatskonzepten D. Thranhardt
1987, S. 13fT."
Der Sammelband prasentiert Beitrage zu den Themen 'Doing
Biography', Konfliktlagen zur biographischen Neuorientierung im
Kontext gesellschaftlich definierter Moglichkeiten, nationale
Visionen zu rechten Biographien und Unrechtserfahrungen zur
biographischen Selbstvergewisserung. Er zeigt somit neue
Herausforderungen sowie den grossen Bedarf an Bildungsarbeit auf.
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