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Im Fach Religion lernen Schulerinnen und Schuler, die evangelisch oder katholisch sind, einer anderen Religion oder auch gar keiner angehoeren, gemeinsam. Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht versucht, dieser Vielfalt gerecht zu werden. Dabei stellt sich Religionslehrkraften die haufig schwierige Frage: Konfessionelle Kooperation wie macht man das eigentlich? Dieser Band bietet zwoelf in Tandems aus evangelischen und katholischen Autorinnen und Autoren entstandene Unterrichtsskizzen. Sie sind zu zentralen lehrplanrelevanten Themen der Sekundarstufe I ausgearbeitet wie u. a. Visionen einer gerechten Welt, die Botschaft der Bergpredigt oder Gott und das Leid der Welt. Dabei stehen Schulerorientierung und die Wahrnehmung der Lerngruppe als interkonfessionelle Lerngemeinschaft im Fokus der Unterrichtsvorhaben. Mit den zahlreichen Kopiervorlagen in diesem Band sind Sie gewappnet fur die Herausforderungen des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts.
Mystik ist katholisch. Mystik und Protestantismus passen nicht zusammen. Diese Meinung ist weit verbreitet, aber trotzdem falsch. Stattdessen stellt sich das Verhaltnis von Mystik und Protestantismus als eine Problemgeschichte dar. Phasen der Hochschatzung und solche der Ablehnung wechselten einander ab. Seit der Reformation gab es Manner und Frauen, die dem Mainstream des Protestantismus angehoeren, deren Glaube und Theologie mystisch gepragt waren. Martin Luthers (14531546) reformatorische Erkenntnis entsprang einer mystischen Erfahrung. Seine reformatorische Theologie war mystisch orientiert. Philipp Nicolai (15561608), Paul Gerhardt (16071676), Johann Sebastian Bach (16851750), Gerhard Tersteegen (16971769) und Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (17001760) verliehen in Liedern und Musik ihren mystischen Erfahrungen klassischen Ausdruck. Selbst Leben und Werk protestantischer Zeitgenossen aus dem 20. Jh. wie Dag Hammarskjoeld (19051961), Dietrich Bonhoeffer (19061945) und Dorothee Soelle (19292003) waren mehr oder weniger offensichtlich mystisch gepragt. Soelle bekannte sich klar zur Mystik als einer Angelegenheit nicht von wenigen, sondern von allen Menschen. Tatsachlich war protestantische Mystik von Anfang an keine Angelegenheit religioeser Eliten, sondern stand allen offen. Da die evangelischen Chorale mystisch gepragt waren und das Abendmahl mystisch verstanden wurde, bot gerade der lutherische Gottesdienst allen Christen Zugang zu mystischem Glauben.
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