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Gotthard Schettler zum 65. Geburtstag am 13. April 1982 Keineswegs
nur aus Pflichtgefuhl, vielmehr aus Neigung und Freund schaft folge
ich der Bitte der Schettler-Schuler, dem bunten StrauB ihrer
wissenschaftlichen Arbeiten zum 65. Geburtstag eine Einleitung
voraus zuschicken. Mehr als die Spanne eines Menschenalters
verbindet mich mit dem Jubi lar. Gemeinsam haben wir mancherlei
Werde- und Wandlungsvorgange erlebt. GefUhle des Dankes und der
Bewunderung, aber auch der Er munterung und Hoffnung drangen sich
mir auf. Lehren ist immer auch schwebendes wechselseitiges Geben
und Empfangen. Mehr und mehr spurt aber der Altere, wie sich die
Waage einseitig senkt und wie der Leh rer von einst zum Lemenden
des einstigen Schiilers wird. Das war mir nie schmerzlich, sondem
immer bereichemd. Unsere biologische Waage ist zuverlassig geeicht;
daher sind Natur- und Lebensgesetze widerspruchs los, doch nicht
untatig anzuerkennen. Ein alter Chef ist Chronist aus Neigung; er
darf auswahlen. So ist es selbstverstandlich, daB Marburg in meinen
Betrachtungen dominiert."
Mit Beitragen zahlreicher Fachwissenschaftler
Die Arteriosklerose ist die fiihrende Krankheit in allen
Industrieliin- demo Ihren verschiedenen Manifestationen sind ca.
50% aller Todes- fiille zuzurechnen. Die durch Arteriosklerose
gefahrdeten Organe sind das Herz, das Gehim, die Nieren, die
Eingeweide und schlieB- lich die GliedmaBen. Manifeste und latente
Verschliisse der Bein- arterien sind auBerordentlich haufig.
Insbesondere haben uns angio- graphische Serienuntersuchungen
gezeigt, daB es ausgedehnte Arte- rienverschliisse im Bereich der
Beine geben kann, welche keine oder nur wenige Symptome
verursachen. Die zahlreichen Kollateralen konnen Austalle lange
Zeit verhindem. Erst wenn der kritische Ge- faBquerschnitt aller
die Beine versorgenden Arterien eingeengt ist, stellen sich Folgen
fiir den Patienten ein. Das Schicksal eines Kran- ken mit
Verschliissen im Bereich der Beinarterien ist weniger von den
ortsstandigen Veriinderungen bestimmt als vielmehr durch arte-
riosklerotische Durchblutungsstorungen im Bereich des Herzens und
des Gehims. Herzinfarkt und Himinfarkt stellen daher haufig die zum
Tode fiihrenden Grundkrankheiten des Arteriosklerotikers dar.
Seltener kann die periphere arterielle VerschluBkrankheit nach
iiber- standenem Herz- und Himinfarkt zum Tode fiihren, wenn z. B.
eine ausgedehnte periphere Embolie oder eine wandstiindige
arterielle Thrombose zur irreversiblen Nekrose des versorgten
Beines fiihrt. Die Arteriosklerose ist eine ausgesprochene
Systemkrankheit. Topo- graphische Besonderheiten
arteriosklerotischer Verschliisse konnen den Verlauf der Krankheit
weitgehend bestimmen. So kann ein un- giinstig sitzender
arteriosklerotischer Plaque zum VerschluB eines KranzgefiiBes
fiihren, das einen hochsensiblen Bezirk im Reizlei- tungssystem
versorgt, wodurch im Reizleitungssystem ein plotzlicher
unerwarteter Herztod ausgelOst werden kann.
In der Dokumentation der WHO vom Juni 1973 wird die Pravention als
die wichtigste der degenerativen Herz- und Gefasskrankheiten
Aufgabe der weltweiten Gesundheitspolitik bezeichnet. Es wird auf
die noch immer ansteigende Zahl toedlicher Herzinfarkte in der
zivili- sierten Welt in West und Ost verwiesen, die mit einem
enormen Anstieg auch der Erkrankungsquote einhergeht. Auf der
anderen Seite gibt es erste Anzeichen dafur, dass eine
jahrzehntelange Praven- tion in der Lage ist, diese bedrohliche
Entwicklung aufzuhalten. Das setzt naturlich voraus, dass man die
krankmachenden Faktoren kennt. Hier haben weltweite
epidemiologische Studien wichtige Ergebnisse erbracht. Unter dem
Kennwort Risikofaktoren sind krankheitsdispo- nierende
Ursachenbundel herausgefunden worden, welche die Fruh- erkennung
von krankheitsdisponierenden Bedingungen erleichtern. Andererseits
wurde gezeigt, dass jahre-und jahrzehntelang anhalten- de hohe
Risiken zwangslaufig zu Gefasskomplikationen fuhren. Weit an der
Spitze stehen Herzinfarkt und Hirninfarkt. Hierbei ergibt sich eine
gute UEbereinstimmung der Risikokonstellationen fur beide Bezirke.
Wenn auch die Diagnostik in Praxis und Klinik heute wesentlich
verbessert wurde, so ist die Dunkelziffer nicht erkannter oder
nicht erkennbarer Herzinfarkte noch immer sehr gross. Vor allem
jene Falle, die als ploetzlicher unerwarteter Herztod in die
Statistik einge- hen, sind haufig, wenn auch nicht immer, auf
Herzinfarkte zuruckzu- fuhren. Herzinfarkt und thromboembolische
Ereignisse koennen ferner viele andere nichtkardiale Erkrankungen
ungunstig beeinflussen. Daruber hinaus ist es wichtig
festzustellen, wie oft Herzinfarkte kli- nisch oder autoptisch
festgestellt werden, die offenbar ohne jegliche subjektiv
wahrnehmbaren Krankheitszeichen verlaufen sind.
Die degenerativen Herz- und GefaBkrankheiten sind nach wie vor die
fiihrenden Krankheits-und Todesursachen in der industrialisier ten
Welt. Trotz eines bemerkenswerten Riickgangs arteriosklerose
bedingter Todesfiille in einigen Landem ist der Todeszoll, den die
Wohlstandsgesellschaft zu entrichten hat, noch ungewohnlich hoch.
Es gibt Legionen von Untersuchungen iiber die Ursachen und die
Morphologie des Herzinfarkts. Wertet man die Literatur kritisch
aus, so kann es keinen Zweifel daran geben, daB die von Franz
Biichner bereits vor 40 Jahren entwickelte These iiber die Natur
der Koronar insuffizienz und des Herzinfarkts wissenschaftlich und
empirisch am besten begriindet ist. Es gibt keinen Herzinfarkt ohne
Beteiligung des koronaren GefaBsystems. Wilhelm Doerr hat sich urn
die De finition des Herzinfarkts verdient gemacht und ihn
insbesondere ge gen die primaren Myokardzellasionen abgegrenzt, die
mit dem In farkt nichts zu tun haben. Neben sorgfaltigen
morphologischen Un tersuchungen sind es vor allem die klinischen
Verlaufe und die thera peutischen Erfolge, die gerade in der
letzten Zeit die Richtigkeit der Biichnerschen Thesen bewiesen
haben. Einer der Kemsatze zur Pa thogenese des Herzinfarkts besteht
darin, daB die letztendliche To desursache des Infarkts
ungewohnlich haufig auf koronaren Throm bosen beruht. Aber auch in
den Initialphasen des Myokardinfarkts spielen Thrombosen eine
besondere Rolle. Krauland hat an forensi schem Material akut und
unerwartet zu Tode Gekommener nachge wiesen, daB Pliittchenthromben
eine entscheidende Rolle spielen."
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