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Erziehung zur Mannlichkeit soll einmal von ihrem Risiko, nicht von
ihrer Moglichkeit her betrachtet werden. Auch da die Saulen der
traditionellen burgerlichen Gewalt des Patriarchen Ermudungser
scheinungen zeigen, ist es notwendig, uber absolut gesetzte
phallische Zeichen hinweg nach anderem zu schauen. Mannlichkeit hat
in der Modeme nicht nur durch die feministische Kritik einen
Prestigever lust erfahren, sie hat sich in ihrer
Sachzwangerstarrung und Verding lichung selbst zum Risiko Nr. 1 der
modernen Menschheitsgeschichte gemacht. An die Stelle eines
Despoten und Patriarchen alter Schule aus der Blutezeit des
Burgertums, der auf der Grundlage okonomi scher Verfugungsmacht mit
Gewalt uber die Seinen verfugte, ist die Gewalt des gefallenen
Herren getreten. Gerade weil diesem Mann aktuell an Mannlichkeit
nicht viel mehr erhalten bleibt als die ins Ab surde gesteigerte
kulturelle Omnipotenzbotschaft, setzt er sich und andere zunehmend
in Gefahr. Um wieder "Herr der Lage" sein zu konnen, riskiert er
andere und sich selbst. Die schemenhafte Identi tatsparole "sei
nicht Nicht-Mann," mit der sein Lebenslauf aufgeru stet wird, die
meint, dass er sich von allem Nicht-Mannlichen abzu grenzen hat, um
schliesslich seine Frau anzueignen, macht ihn unzu langlich und
unzuganglich. Zwischen der sexuellen Ausbeutung von Madchen durch
ihre Vater und dem Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen
Mitteln liegt eine direkte Verbindung: Gewalt, Macht, Herrschaft.
Und auf der Strasse dieser Gewalt befinden sich die vielen
namenlosen Bettler. Bettler sind Subjekte und Objekte mannlicher
Gewaltformigkeit. Das heimliche Curriculum der
Mannlichkeitserziehung in der Modeme lautet: Gewalttraining."
Bildungsprozesse individualisieren, aber, keine Person kann ihre
Identitatfiir sich alleine behaupten" (Habermas 1991, S. 16). Den
komplementaren Aspekten von unverwechselbarer Bildungsidentitat und
Gelegenheitsstruktur des Bildungswesens entsprechen dabei die
Perspektiven von Individualisierung und sozialer Struk- turierung.
Sich selbst als Subjekt des Bildungsprozesses zu begreifen und
Bildungs- partizipation als eigenstandige Leistungen des Subjekts
zu sehen, ist eine moegliche Lesart der Modeme. Eine andere Lesart
ein und derselben Befunde liefert die Theo- rie sozialer
Differenzierung - hier wird eine (z. B. durch die soziale Herkunft
be- stimmte) Strukturierung der Bildungsverlaufe angenommen. Die
aktuelle sozialwis- senschaftliche Debatte hierzu kreiert
Konstrukte, ermoeglicht artifizielle Zurech- nungschemata: Fuhrt
eine neue Individualisierung der Lebensfuhrung zur indivi- duellen
Verfugbarkeit uber Bildungsbiographien oder fuhrt eine zunehmende
Ordnungsmacht gesellschaftlicher Institutionen zur verstarkten
Rigiditat sozi- alstruktureller Determinanten des Bildungsverlaufs?
Thesen zur "De-Institutionalisierung" und,
Re-Institutionalisierung" (vgl. hierzu BergerlHradil 1990; Zapf
1990; Wohlrab-Sahr 1992) stehen zudem un- bestimmt zur Frage, ob
der - trotz paradigmatischer Aufgeregtheit nirgendwo bestrittene -
Wandel der sozialen Konstruktionen, Institutionen und individuel-
len Verarbeitungsmuster in der Modeme vielleicht nur uber eine
differenzierte Analyse zur neuen widerspruchlichen
DoppeIgesichtigkeit von Individualisie- rung und
Institutionalisierung erfahrbar gemacht werden kann. Die
UEberlegungen zur individuellen Verfugbarkeit des Bildungsprozes-
ses und zur institutionellen Verfugung uber Bildungsverlaufe zielen
jeden- falls auf die Frage, ob es ein intersubjektiv geteiltes
Konstruktionsgebaude zum Verhaltnis von Bildung und Gesellschaft
gibt. Inwieweit koennen Individuen sozialstrukturelle Einflusse so
verarbeiten, dass ihre Identitat eine durch sie entschiedene ist?
Und die Frage nach der "Subjektau- tonomie" (Deutsche
Forschungsgemeinschaft 1990, S. 67f.
Ich hatte mal einen Traum ... auf der Strasse gab mir der
Mullwerker seine Arbeits- handschuhe, ich gab ihm meine
Aktentasche. Er ging weiter ins Buro. Wir hatten uns noch "viel
Gluck" gewunscht, da rief schon der Kolonnenfuhrer "los ..., 's
geht weiter" ... Herzblatt 1987 Es gibt eine objektiv bestimmte
Ereigniswahrscheinlichkeit fur den Prozess Jugend von der Schule in
den Beruf und es gibt persoenlich einzigartige Erfahrungen, Wun-
sche, Planungen, die diesen Prozess charakterisieren. Fur
Jugendliche hat diese Lebensphase der Moeglichkeit nach unbegrenzte
Entwicklungschancen -in Wirk- lichkeit eingrenzende
sozial-strukturelle Rahmenbedingungen. Diese Publika- tionsreihe
macht Jugend zum Thema sozialwissenschaftlicher Analyse, lasst zu-
gleich Jugendliche uber sich berichten. Wir untersuchen
Gesichtspunkte des Zu- sammenhangs zwischen der objektiven
Kanalisierung und dem subjektiven Sinn im Prozess Jugend beim
UEbergang von der Schule in den Beruf. Sozialwissen- schaftliehe
Analyse und Selbstdarstellungen Jugendlicher bilden eine Einheit.
Der hier vorliegende dritte Band Reihe "Jugend zwischen Familie,
Bildung! Beruf und Freizeit" konzentriert sich auf die Analyse und
Dokumentation des 1. Berufsstarts und der Familiengrundung, d. h.
auf die Wendepunkte vom Jugendli- chen zum Erwachsenen. Der erste
Band thematisiert die Lebenswelterfahrung Ju- gendlicher im Rahmen
ihres Berufswahlprozesses und ihrer jugendkulturellen Aktivitaten.
Der zweite Band beschreibt Jugend im Prozess berufsbildender Mass-
nahmen und psychisch-sozialer Entwicklung.
Ich habe Angst vor Deinen sinnlosen, packenden Signalen, wei! ich
in Gefahr bin, Dir einen Sinn zu geben. Ich habe Angst vor Deinen
Gefiihlen, weil sie meine Schuldgefiihle werden. Angstlich bin ich,
mir zu sein, mich anzunehmen, mich zuzulassen. Herzblatt 1983
Jugend ist ein lebensgeschichtlich einmaliger und gesellschaftlich
gesteuerter Pro- zeg der Ablosung yom Elternhaus und der
Integration in die Arbeitswelt. Fiir Ju- gendliche hat diese
Lebensphase der Moglichkeit nach schier unbegrenzte Entwick-
lungschancen; in Wirklichkeit sehr eingrenzende sozial-strukturelle
Rahmenbedin- gungen. Jugend schliegt der Moglichkeit nach
Personlichkeitsentfaltung und berufliche Qualifikation ein;
schliegt in Wirklichkeit bei vielen Betroffenen diese Moglichkei-
ten von vornherein aus. Der personliche Entwurf iiber das, was
Jugendliche wollen, steht haufig unver- einbar zu dem, was
Jugendliche sollen. Jugend ist also bei aller Einzigartigkeit der
Erlebnisfiille, der Phantasien und Traume, ein sozial-selektiver
Vorgang, eine gesell- schaftliche Einrichtung zur Verteilung
sozialer, beruflicher und individueller Le- benschancen. Diese
Publikationsreihe macht Jugend zum Thema sozialwissenschaftlicher
Ana- lyse, lagt zugleich Jugendliche iiber sich selbst berichten.
Sozialwissenschaftliche Analyse und Selbstdarstellungen bilden hier
eine Ein- heit: Sozialwissenschaftliche Analyse und
Selbstdarstellungen studieren und doku- mentieren die Vielfalt,
Breite und soziale Typik des Erfahrungs- und Entfaltungs- prozesses
Jugend zur beruflichen Qualifikation und zur
Personlichkeitsentwick- lung.
Fiir den Entwicklungsprozeg yom elternabhlingigen Kind in der
Familie zum lohnabhlingigen Erwerbstlitigen im
Beschliftigungssystem haben Gesellschaften schon immer eine Fiille
von Integrationsm nahmen eingerichtet: Jugendhilfe, J ugendarbeit,
J ugendbildung ... Ebenso selbstverstlindlich wurde seit jeher zur
Erkllirung von Spannungen, Konflikten dieses Prozesses die Vokabel
yom "Generationenkonflikt" bemiiht. Aktuell herrscht jedoch
angesichts spektakularer Ereignisse (Stichwort: Haus- besetzung,
Alternative Gruppen usw.) und scheinbarer politischer Apathie
(Stich- wort: Staatsverdrossenheit, Konsum- und Anspruchsdenken
usw.) Ratlosigkeit gleicherm en bei Eltern, Plidagogen und
Politikern. Diese allgemeine Ratlosig- keit im Umgang mit dem
Phlinomen Jugend ist eine notwendige Verunsicherung: Denn
angesichts der verlinderten gesellschaftlichen Verhliltnisse seit
Beginn der Wirtschaftskrise mug auch neu iiber das Verhliltnis von
Gesellschaft und Jugend nachgedacht werden - also iiber den Wandel
von gesellschaftlichen Chancen und personlichen Perspektiven der J
ugend heute. Allgemein gefragt und notwendig ist deshalb aktuell
das "Gesprlich mit der J ugend" und "Sozialwissenschaftliche
Deutungshilfe". Dabei kommt der Sozial- wissenschaft die Chance zu,
das Gesprlich als kritischen Dialog zu vermitteln.
Das dritte J ahrbuch fur Sozialokonomie und Gesellschaftstheorie,
das von der Hochschule fur Wirtschaft und Politik herausgegeben
wird, befa t sich mit einem Thema, das die Arbeit der Hochschule
entscheidend pragt, der Studienreform. Der Anspruch dieses
Jahrbuchs reicht uber den der Selbstreflexion der eigenen Arbeit
weit hinaus. In der Bundesrepublik ist die zweite Phase der
Hochschulre- form gerade erst angelaufen. War das
Hochschulrahmengesetz Endpunkt einer wie auch immer zu wertenden
Verwaltungs-und Selbstverwaltungsreform in der deut- schen
Hochschullandschaft, so beginnt jetzt mit der Arbeit der regionalen
und uber- regionalen Studienreformkommissionen die materielle
Reform der Hochschulen, die Neuordnung der Studiengange. Die
Hochschule fur Wirtschaft und Politik bringt als ihren Beitrag zu
dieser Arbeit das Konzept eines wissenschaftlichen Studiengan- ges
fur Berufserfahrene ein, den SozialOkonomischen Studiengang, der
gleichbe- rechtigt neb en den wirtschafts-und
sozialwissenschaftlichen Studiengangen der Uni- versitat stehen
soli, deren Voraussetzung die allgemeine Hochschulreife ist. Dieser
Studiengang soli aber nicht nur an der Hochschule fur Wirtschaft
und Politik verwirklicht, sondern als ein mogliches Modell der
wirtschafts-und sozial- wissenschaftlichen Berufsbildung an allen
Hochschulen der Bundesrepublik ent- wickelt werden. Die
Notwendigkeit, die Ausbildung in den wirtschafts- bzw.
sozialwissenschaft- lichen Fachbereichen der Hochschulen zu
reformieren, ist so gut wie unbestritten. Das ist zum einen bedingt
durch die neuen Voraussetzungen, die der Reform von Studiengangen
durch die Hochschulgesetzgebung in Bund und Landern gesetzt wor-
den sind, andererseits durch die Veranderungen der okonomischen
Rahmenbedin- gungen, unter den en die wirtschafts-und
sozialwissenschaftliche Berufspraxis steht.
Die von der Bund sregierung berufene Jugendberichtskommission hat
uns mit der Untersuchung von FuBball-Fanclubs und
selbstorganisierten Jugendzentren als unterschiedliche Felder der
Erprobung von Anspruchen und Chancen von sozialer und politischer
Partizipation Jugendlicher beauftragt. Die hiermit vorgelegte
Darstellung und Interpretation unserer Forschungsergeb- nisse dient
als Gutachten zur Abfassung des 5. Jugendberichts. Zu
beriicksichtigen ist, daB die Aussagen der Arbeit an manchen
Stellen wegen der insgesamt defizitaren Forschungslage zur
Hauptfragestellung der Untersuchung punktuellen Charakter haben, d.
h. noch nicht hinreichend in einen systematisch- theoretischen
Gesamtrahmen integriert werden konnten. Da die Forschungsergebnisse
einem moglichst weiten Kreis von praktisch und wissenschaftlich an
J ugendhilfe und J ugendarbeit Interessierten zuganglich gemacht
werden soIlen, muBten zudem bei der Abfassung der Arbeit
spezifische fachwissen- schaftliche Problematiken ausgeklammert
werden. Ziel der Publikation ist es, die Ergebnisse verstandlich
und damit ohne besondere fachliche Voraussetzung zur Dis- kussion
zu stellen und Anhaltspunkte fur eine auch praktisch verbindliche
Ausein- andersetzung mit Fragen der Unterstiitzung und Forderung
se1bstorganisierter Jugendgruppen im Rahmen von Jugendhilfe und
Jugendarbeit aufzuzeigen.
Trotz prinzipieller Skepsis gegenuber formalisierten Danksagungen
will ich hier die sozialen Entstehungsbedingungen dieser Arbeit
kurz skizzieren, weil ich meine, dass sie fur den besonderen
Charakter des Manuskripts "verantwortlich" sind. Der Arbeit liegt
eine mehrjahrige Lehrerfahrung, insbesondere in der Hochschule fur
Wirtschaft und Politik, Hamburg und im Fach- bereich
Erziehungswissenschaft der Universitat Hamburg, zugrunde. Die
vielfaltigen Kritiken, Fragestellungen und Anregungen der stu-
dentischen Teilnehmer bzw. die Chance, eigene systematische Ent-
wurfe in laufenden Lehrveranstaltungen kommunikativ zu proble-
matisieren und zu verdichten, waren wesentliche Voraussetzungen fur
die Niederschrift. Ausserdem habe ich der Diskussion im Kol-
legenkreis - insbesondere mit Manfred Wetzel - vielfaltige Hilfen,
Anregungen und Orientierungen zu verdanken. Neben all der Freude am
Zustandekommen des Veroeffentlichungs- projekts irritiert mich
jedoch der Dingcharakter des Ergebnisses. Eine Konzeption, eine
durch zahllose familiare und berufliche Erfah- rungsprozesse sich
entwickelnde Argumentationsweise verhalt sich nach Herstellung der
Reinschrift scheinbar autonom, wird vermeint- lich unabhangig von
ihren Entstehungsbedingungen. In diesem Tat- bestand liegt wohl
auch meine Skepsis gegenuber formalisierten Danksagungen begrundet.
Zu wunschen ware, dass der konzeptionelle Aufbau der Arbeit sich
dieser Eigendynamik von Druckerzeugnissen dennoch widersetzt, und
weniger zum Zitieren als vielmehr zum Diskutieren anregt.
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