chemischen Verhalten zu bestimmen, sowie den Nachweis fremdartiger, verun reinigender Stoffe, also eine Reinheitspriifung und im Zusammenhang damit eine Wertbestimmung der Produkte auszufiihren. Der Mediziner wird vor allem iiber die Wirkungsweise bzw. iiber den Gra.d der Giftigkeit der Arzneimittel, d. h. iiber die Dosierung dieser sich Kenntnisse verschaffen miissen. Die Arbeiten des Phar mazeuten und Mediziners gehen hier Hand in Hand und konnen sich im spateren Berufsleben erganzen und stiitzen. Anweisungen iiber die auf Grund von Erfahrungen festgestellte Beschaffen heit und Priifung, sowie iiber die Aufbewahrung der wichtigsten Arzneimittel enthalten die Arzneibiicher oder Pharmakopoen der verschiedenen Lander. Das "Deutsche Arzneibuch" wird im Reichsgesundheitsamt durch eine aus pharmazeutischen' Chemikern, Pharmakognosten, praktischen Apothekern und Medizinern gebildete Kommission (eine Abteilung des Reichsgesundheitsrates) bearbeitet und besitzt Gesetzeskraft fiir samtliche deutsche Staaten. Die Arzneimittel sind im Arzneibuch nach ihren lateinischen Bezeichnungen in alphabetischer Aufeinanderfolge aufgefiihrt und gliedern sich hinsichtlich ihres Charakters in vier Gruppen, und zwar in 1. chemisch-einheitliche Stoffe, 2. Drogen, 3. .aus Drogen dargestellte Praparate (Tinkturen, Extrakte, Sirupe, Aufgiisse und Abkochungen usw.), 4. die durch Mischen chemischer Stoffe unter sich oder mit Fetten, Pfla stern usw. erzielten Komposita oder durch Auflosen chemischer Stoffe in Fliissig keiten hergestellten Liquores. Es gehoren zu dieser Gruppe Brausepulver, Streu pulver, Salben, Wasser, Essige, Losungen. Die Gruppen.3 und 4 pflegt man unter dem Namen "Galenische Pra 1 parate" zusammenzufassen ."

Chemie ist die Wissenschaft von den Eigenschaften und' Ver anderungen der Stoffe. Wahrend die Physik nur die Veranderungen des Zustandes der Stoffe behandelt, lehrt die Chemie alle bleibenden Veranderungen kennen, welche infolge stofflicher Umwandlungen ent stehen konnen. Die Chemie beschaftigt sich mit den Stoffen nach zwei ver schiedenen Richtungen: mit der Zerlegung, der Trennung der Stoffe (der An alyset) oder analytischen Chemie) und mit der Darstellung, dem Aufbau der Stoffe (der Sy n t hese") oder syn thetischen Chemie). Insoweit die Chemie rein wissenschaftliche Zwecke verfolgt, um die allgemeinen "Gesetze chemischer Vorgange aufzufinden, spricht man von allgemeiner oder theoretischer Chemie. Zur Erforschung dieser Gesetze leistet die Physik hilfreiche Dienste. Man nennt die allgemeine oder theoretische Chemie daher auch physikalische Chemie. Die Erkenntnis des Wesens und des Verhaltens der Stoffe hat fur das praktische Leben eine hohe Bedeutung erlangt. Die Chemie, welche die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse hierfur nutzbar macht, wird "an gewa n dt e Chemie" genannt. Industrie und Land wirtschaft in ihren vielgestaltigen Verzweigungen bedurfen zu ihrer gewinnbringenden Ausubung chemischer Kenntnisse; zur Erforschung der Zusammensetzung von Boden, Luft, Wasser, Nahrungs- und Genussmitteln, Arzneistoffen sind chemisches Wissen und Konnen er forderlich. Die Bestandteile von Tieren, Pflanzen und Mineralien werden vom Chemiker ermittelt und lassen sich auf Grund chemischer Analysen vielfach nachbilden. Selbst in die geheimnisvollen Lebens vorgange der Organismen leuchtet die Chemie mit Erfolg und hat sich zu einer physiologischen Chemie bzw. Biochemie ent wickelt."