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Im Zentrum dieses Bandes steht die Untersuchung des Wechselspiels
und der Eigenlogik von Politik, Religion und Philosophie im
Mittelalter und in der Fruhen Neuzeit. Untersucht wird die
Differenzierung religioser und politischer Diskurse im Medium der
aristotelischen Philosophietradition. Den Leitgedanken bildet dabei
die Frage nach der Art und Weise, in der verschiedene Autoren jener
Epoche teils affirmativ, teils polemisch auf Aristoteles und seine
Philosophie Bezug nahmen und so zur Herausbildung einer bestimmten
Form von Politischem Aristotelismus beitrugen, der religiose und
philosophische Argumentationen in ihren Geltungsanspruchen kritisch
gegeneinander abhebt. Die diachrone Perspektive und die
Gleichzeitigkeit von historischer und philosophischer
Betrachtungsweise der Studien dieses Buchs fordern nicht nur
bedeutende Ergebnisse im Hinblick auf die jeweils untersuchten
Autoren und Problemzusammenhange zutage, sondern erproben anhand
des Politischen Aristotelismus zugleich ein Deutungsmuster fur das
Verhaltnis von Wissenskultur und gesellschaftlichem Wandel
uberhaupt."
Anstelle einer Untersuchung von "Modernisierungstendenzen," wie sie
in den letzten Jahrzehnten im Zentrum geschichtswissenschaftlichen
Arbeitens gestanden haben, geht es den Autoren dieses Bandes um die
Selbstbeschreibung politischer Ordnungen durch die Zeitgenossen.
Den Zugang dazu eroffnet der Fokus auf die politische
Kommunikation. Wiegt man die verschiedenen Herrschaftskonzeptionen
gegeneinander ab, dann tritt Uberraschendes zu Tage: Die Fruhe
Neuzeit kannte einen kraftigen Republikanismus ebenso wie starke
Stromungen zur Begrenzung von Herrschaft, die in
Mischverfassungssystemen organisiert waren. Die Beitrage erfassen
Ost- und Westeuropa gleichermassen. Inhalt Luise Schorn-Schutte,
Einleitung Wolfgang Mager, Genossenschaft, Republikanismus und
konsensgestutztes Ratsregiment. Zur Konzeptionalisierung der
politischen Ordnung in der mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen
deutschen Stadt Ronald G. Asch, Von der "monarchischen Republik"
zum Gottesgnadentum? Monarchie und politische Theologie in England
von Elisabeth I. bis zu Karl I. Robert von Friedeburg, Vom
standischen Widerstandsrecht zum modernen Naturrecht. Die
'Politica' des Johannes Althusius in ihrem deutschen Kontext und
ihre Rezeption im Konigreich Schottland Luise Schorn-Schutte,
Obrigkeitskritik und Widerstandsrecht. Die politica christiana als
Legitimitatsgrundlage Thomas Maissen, "Par un pur motief de
religion et en qualite de Republicain." Der aussenpolitische
Republikanismus der Niederlande und seine Aufnahme in der
Eidgenossenschaft (ca. 1670-1710) Martin van Gelderen,
Republikanismus in Europa. Deutsch-Niederlandische Perspektiven,
1580-1650 Michael G. Muller, "Nicht fur die Religion selbst ist die
Confoderation inter dissidentes eingerichtet ..." Bekenntnispolitik
und Respublica-Verstandnis in Polen-Litauen. Pierangelo Schiera,
Staatsrason, Benehmen und Melancholie: ein politischer Teufelskreis
der italienischen Renaissance? Wolfgang E. J. Weber, Die Erfindung
des Politikers. Bemerkungen zu einem gescheiterten
Professionalisierungskonzept der Politikwissenschaft des 16. und
17. Jahrhunderts"
Gab es Intellektuelle in der Fruhen Neuzeit? Die bisherige
Forschung identifiziert diese soziale Gruppe im Mittelalter und im
19./20. Jahrhundert. Fur die Fruhe Neuzeit hingegen wird deren
Existenz in Frage gestellt. Dem treten die im vorliegenden Band
versammelten Aufsatze nachdrucklich entgegen: Die gelehrten
Theologen, Juristen, Philosophen, Mediziner des 16. bis 18.
Jahrhunderts lassen sich durchaus als geistig / geistlich
engagierte Fuhrungsgruppe in Europa identifizieren, die uber
Standesgrenzen hinweg zusammenarbeitete. In Studien zu einzelnen
Sozialgruppen, Personen und Regionen in Europa gelangen die Autoren
des Bandes zum Nachweis, dass es tatsachlich Intellektuelle in der
Fruhen Neuzeit gab. Miteinander verbunden waren sie nicht zuletzt
durch eine europaweite Kommunikation uber "das Politische," durch
eine differenzierte Form der Obrigkeits- und Hofkritik."
Der Sammelband vereint wichtige Aufsatze von Luise Schorn-Schutte
aus Anlass ihres 65. Geburtstages. Mit ihrem Oeuvre hat die
Jubilarin sowohl der Fruhneuzeitforschung wie auch der
Historiographiegeschichte zentrale Impulse vermittelt. Viele ihrer
Texte verdienen es, auch kunftig im Zentrum der Diskussion prasent
zu sein. Aus dem reichen Schaffen ausgewahlt wurden Studien zur
Geschichte der historischen Wissenschaften des 19. Jahrhunderts,
Abhandlungen zur politischen und religioesen Kultur der Fruhen
Neuzeit sowie Beitrage zu aktuellen wissenschaftspolitischen
Debatten.
Herrschaftslegitimation ist eines der grossen Themen europaischer
Geschichtsschreibung zur Fruhen Neuzeit. Dazu gehort nicht nur die
theoriebezogene Begrundung konkreter Herrschaftsausubung, sondern
auch die Legitimation ihrer Infragestellung, die bis zur
Rechtfertigung von Widerstand gehen konnte. Im Umkreis der
Reformation wurde in ganz Europa seit Mitte des 16. Jahrhunderts
diese dem Mittelalter bereits wohlvertraute Debatte verzahnt mit
der Frage nach dem "wahren" Glauben. Und damit erhielt das Recht,
die Legitimitat von Herrschaft in Frage zu stellen, eine weitere,
sehr wirkmachtige Komponente, denn der anderskonfessionelle
Herrscher konnte zum tyrannischen Herrscher erklart werden. Die im
Sammelband publizierten Beitrage knupfen an diese Fragestellung an
und diskutieren sie unter Verwendung eigenstandiger methodischer
Verfahren, die als Kommunikation uber Herrschaft charakterisiert
werden konnen und in der wissenschaftlichen Debatte neu sind."
The Protestant Clergy of Early Modern Europe provides a
comprehensive survey of the Protestant clergy in Europe during the
confessional age. Eight contributions, written by historians with
specialist research knowledge in the field, offer the reader a
wide-ranging synthesis of the main concerns of current
historiography. Themes include the origins and the evolution of the
Protestant clergy during the age of Reformation, the role and
function of the clergy in the context of early modern history, and
the contribution of the clergy to the developments of the age (the
making of confessions, education, the reform of culture, social and
political thought).
War die Entflechtung von Religion und Politik das Innovative der
Fruhen Neuzeit? Oder lag im Gegenteil in der neuerlichen Verzahnung
das Charakteristikum jener Zeit? Wenn die Verzahnung von Religion
und Politik das neue Element war, dann stellt sich die Frage, wie
die Reformation im europaischen Blick zu bewerten ist. War sie
traditionales Element oder etwas Neues? Mit dieser Fragestellung
formuliert der Band eine neue Forschungsrichtung, die die
gegenwartige Reformationsgeschichtsschreibung herausfordert. Die
Bewertungsmassstabe des 19. und 20. Jahrhunderts, die Tradition
ausschliesslich als Opposition der Neuerung verstanden, mussen
revidiert werden. Denn: In der Fruhen Neuzeit galt die innovative
Kraft der Tradition als selbstverstandlich."
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