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Der Sammelband nimmt aus sozial-, bildungs-, geschichts- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven aktuelle Facetten des Arbeits- und Erwerbslebens in den Blick und beleuchtet zudem wichtige Entwicklungsstationen einer (Kultur-) Geschichte der Arbeit. Die aus dem gegenwartigen tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt im Zeichen von Digitalisierung und Globalisierung resultierenden AEnderungen betreffen alle Sektoren: Produktion, Handel, Dienstleistungen, auch die Kulturwirtschaft. Art, Struktur und Organisation der Arbeit selbst andern sich, zudem aber auch Lebensweisen, das Verhaltnis von Arbeits- und Privatleben, raumliche und zeitliche Arrangements des tatigen Lebens, Kommunikationsgepflogenheiten, Sozialstrukturen, Werthaltungen zu Erwerbsarbeit und Nicht-Arbeit und deren kulturelle Reflexion. Vergleichbare Transformationen gab es bereits in den drei vorangegangenen "industriellen Revolutionen". Daher stellt sich die Frage: Wie koennen wir uns auf derartige Prozesse vorbereiten oder sie wenigstens reflektieren und zu verstehen versuchen?
In verschiedenen Regionen Mitteleuropas bewirkte der Erste Weltkrieg eine Umwalzung groessten Ausmasses. Das Buch geht der Frage nach, wie sich der Erste Weltkrieg im kulturellen Gedachtnis dieser Regionen niederschlagt. Zu der Erfahrung der hier lebenden Menschen verschiedener Nationalitaten gehoerte unter anderem, dass sie oft zwischen den Fronten standen oder gezwungen wurden, als Soldaten bei fremden Truppen zu kampfen. Neben belletristischen Texten und Dichtung im engeren Sinne untersuchen die Autorinnen und Autoren auch Dokumente, Ego-Zeugnisse und Artefakte der materiellen Kultur als Trager der kollektiven Erinnerung.
Die Studie untersucht in drei Kapiteln das kulturelle Schlusselkonzept der Arbeit fur den Zeitraum der Weimarer Republik 1.) im Bildungsdiskurs (v.a. Kerschensteiners Arbeitsschulkonzept), 2.) im Hinblick auf seinen Einsatz im Amerikadiskurs sowie 3.) seine Infragestellung durch die strukturelle Erwerbslosigkeit in der Zeit der Weltwirtschaftskrise. Gegenstande der Analyse sind neben literarischen und pragmatischen Texten die Filme "Kameradschaft" und "Kuhle Wampe", Kasacks Hoerspiel "Der Ruf", mehrere Fotobande sowie zeitgenoessische sozial- und kulturhistorische Studien. Methodisch fuhrt die Untersuchung eine sozialgeschichtlich informierte Literaturanalyse mit sozialpsychologischen, imagologischen, medienhistorischen und diskursanalytischen Ansatzen unter einem kulturwissenschaftlichen Erkenntnisinteresse zusammen. Eine zentrale Deutungskategorie ist dabei das Habitus-Konzept im Anschluss an Bourdieu. Im Ergebnis zeigt sich eine Problematisierung des gangigen Wertgefuges um den Arbeitsbegriff angesichts faktischer Diskontinuitaten im Erwerbsleben, zu der die Literatur und benachbarte Medien mit ihren je spezifischen Mitteln einen wesentlichen Beitrag leisten und dadurch umgekehrt vom Diskurs uber Arbeit her das kulturelle Feld der Weimarer Republik bereichern. Unter dieser thematischen Fragestellung bietet die Untersuchung eine Reihe von Neuinterpretationen "klassischer" Werke beispielsweise von Kafka, Kerr und Kisch, Lewis und Sinclair, Doeblin, Fallada und Kastner; daneben werden einige nur noch wenig bekannte Texte etwa von Rudolf Braune, Bruno Nelissen Haken und Bruno Wille erstmals in dieser Ausfuhrlichkeit in den Blick gebracht.
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